Preis für Künstlerpaar Lohmeyer Musik-Festival in Jamel endet mit Besucherrekord - "Die Toten Hosen" gaben Überraschungskonzert

30.08.2015 · Wismar.

Mit einem Besucherrekord ist das nichtkommerzielle Forstrock-Festival für Demokratie und Toleranz der Neonazi-Gegner Birgit und Horst Lohmeyer in Jamel bei Wismar am Sonnabend zu Ende gegangen. Gut zwei Wochen nach einem Brandanschlag kamen an beiden Festival-Tagen nach Angaben der Organisatoren insgesamt rund 1.400 Besucher, im Vorjahr waren es 650.

Als Überraschungsgast gaben "Die Toten Hosen" am Sonnabend ein einstündiges Konzert. Zuvor hatte die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) ihren mit 10.000 Euro dotierten Georg-Leber-Preis für Zivilcourage an das Künstlerpaar Lohmeyer übergeben. Auch Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig, Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Erwin Sellering und die Schweriner Landtagspräsidentin Sylvia Bretschneider (alle SPD) besuchten das Festival.

Sänger Campino sagte, die "Toten Hosen" wollten mit ihrem Auftritt dem Ehepaar Lohmeyer ihren Respekt und ihre Hochachtung dafür ausdrücken, dass sie sich von Rechtsextremisten nicht wegdrängen ließen. Die Musiker wollten allen Menschen, die sich gegen Rechtsextremismus engagieren, Mut machen, "dass sie nicht alleine sind". Birgit Lohmeyer sagte zum Auftritt der "Toten Hosen", sie hätten sich seit Jahren gewünscht, dass ein namhafter Künstler zum Forstrock-Festival kommt. "Wir freuen uns riesig."

Der Besucherandrang war am Sonnabend größer als die Kapazität des Festivalgeländes, das nur etwa 1.000 Gäste zuließ. Das Eingangstor musste deswegen gegen 20.45 Uhr geschlossen werden. Nach Polizeiangaben verlief das Festival insgesamt friedlich. Die Polizei war in wechselnden Stärken mit bis zu 30 Beamten vor Ort.

IG-Bau-Bundesvorsitzender Robert Feiger sagte bei der Preisübergabe an Lohmeyers, Polizei und Justiz müssten bei rechtsextremer Gewalt entschiedener durchgreifen und die Taten energischer verfolgen. Die rechtlichen Möglichkeiten dazu bestünden. Sie würden bei Drohungen von islamistischen oder linken Extremisten konsequent genutzt - "warum nicht bei rechten Extremisten?", fragte er.

Regierungschef Erwin Sellering hatte bei der Festival-Eröffnung erklärt, die meisten Menschen im Nordosten wollten ein demokratisches und weltoffenes MV. Sie lehnten Hass, Gewalt und Fremdenfeindlichkeit entschieden ab. Deshalb sei es wichtig, Flagge zu zeigen, gerade auch in Orten wie Jamel, "wo Nazis ihre menschenverachtende Gesinnung durchzusetzen versuchen". Es gehöre viel Mut und Durchhaltevermögen dazu, "sich nicht einschüchtern zu lassen und standhaft für Demokratie und Menschlichkeit einzutreten". Kurz davor hatte die Amadeu Antonio Stiftung (Berlin) mitgeteilt, dass bei ihrer Spendenaktion für Lohmeyers knapp 21.400 Euro zusammenkamen.

In der Nacht zum 13. August hatte ein Feuer die Scheune des Lohmeyer-Hofes komplett zerstört. Die Staatsanwaltschaft geht von Brandstiftung aus, weil ein Brandbeschleuniger gefunden wurde. Sie setzte für Hinweise zur Ermittlung des Täters eine Belohnung von 5.000 Euro aus.

Quelle: epd