Gemeinde wird Teil des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg Ratzeburger Dom ab dem 1. Januar nicht mehr mecklenburgisch

Ratzeburger Dom

Foto: T. Baier

30.12.2016 · Ratzeburg. Rund 450 Jahre gehörte der Ratzeburger Dom zu Mecklenburg, daran änderte selbst die deutsch-deutsche Teilung nichts. Doch am 1. Januar wird der Dom lauenburgisch. Die Domgemeinde wird dann Teil des evangelischen Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg.

Am Neujahrstag feiert die Domgemeinde um 17 Uhr einen "Begrüßungsgottesdienst" mit ihrer neuen Pröpstin Frauke Eiben. Im Gemeindealltag werde sich aller Voraussicht nach nichts ändern, sagte Pastor Gert-Axel Reuß. Selbst seinen außergewöhnlichen Titel darf er behalten: "Ratzeburger Domprobst" - der einzige in der Nordkirche mit einem "b".

Der Ratzeburger Dom auf der malerischen Altstadtinsel zählt zu den ältesten Gebäuden Schleswig-Holsteins. Am 11. August 1154 wurde der Grundstein gelegt, 1160 begannen die Bauarbeiten am Chor. Um 1220 wurde der Bau vollendet. Gestiftet wurde der Dom von Herzog Heinrich dem Löwen. Daher ist er einer der vier "Löwendome", zu denen auch der Schweriner, der Lübecker und der Braunschweiger Dom gehören.

1554: 10.000 Taler für den Dom

1554 verkaufte ihn der evangelische Bischof Christoph von der Schulenburg für 10.000 Taler an den Herzog von Mecklenburg. Erst 1937 wurde die Domhalbinsel politisch der preußischen Provinz Schleswig-Holstein zugeschlagen.

Kirchlich blieb der Dom jedoch weiterhin aus alter Tradition mecklenburgisch, während die anderen Ratzeburger Stadtkirchen Teil der Schleswig-Holsteinischen und später der Nordelbischen Kirche waren. Während der deutsch-deutschen Teilung blieb die Landeskirche Mecklenburg formal für den Dom zuständig, das Geld für die Unterhaltung des Doms und die anspruchsvolle Kirchenmusik kam zumindest seit 1980 von der Nordelbischen Kirche.

Bindeglied zwischen Ost und West


Nach der Wende wurde diese Praxis 1997 von beiden Landeskirchen vertraglich festgeschrieben. Als sich 2012 die Landeskirchen Nordelbien, Mecklenburg, und Pommern zur Nordkirche vereinigten, erhielt die Domgemeinde eine Sonderstellung und wurde dem Landeskirchenamt in Kiel direkt unterstellt. Im September 2016 beschloss das Kirchenparlament der Nordkirche per Gesetz die Eingliederung in den Kirchenkreis. Damit werde ein besonderer Zustand beendet, "der sich der Teilung Deutschlands verdankt", sagte der Greifswalder Bischof Hans-Jürgen Abromeit.

Traditionell gilt der Ratzeburger Dom als Bindeglied zwischen Ost und West, liegt er doch nur fünf Kilometer von der ehemaligen DDR-Grenze entfernt. So wurde hier am 5. Februar 2009 der Fusionsvertrag zur Nordkirche unterzeichnet. Pfingsten 2012 feierten mehr als 12.000 Menschen rund um den Dom mit Bundespräsident Joachim Gauck das Gründungsfest der Nordkirche.

"Für mich bleibt der Dom mecklenburgisch"

Die enge Verbindung zu Mecklenburg will Domprobst Reuß auch künftig pflegen. "Für mich bleibt der Dom mecklenburgisch." Dies stehe einer engen Zusammenarbeit mit den Ratzeburger Gemeinden nicht im Wege. Auch wenn die Domgemeinde nur rund 800 Mitglieder habe, strahle der Dom ähnlich wie die Lübecker Altstadtkirchen in die Region. Bevor der Dom jedoch endgültig lauenburgisch wird, wird die Domgemeinde noch im alten Jahr an Silvester (17 Uhr) mit einem Festgottesdienst Abschied feiern.

Quelle: epd