Portrait zum 60. Geburtstag Propst Gerd Panknin: "Letztlich liegt alles in Gottes Hand“

Von Sebastian Kühl

Propst Gerd Panknin während des Gottesdienstes am 2. Januar in der Demminer St. Bartholomaeikirche.

Foto: kirche-mv.de/D. Vogel

02.01.2020 · Demmin. Mit einem Gottesdienst in der Demminer St. Bartholomaeikirche und einem anschließenden Empfang im benachbarten Elsa-Brändström-Haus feierten am heutigen Donnerstag Freunde, Familie und Bekannte sowie Mitarbeitende aus dem Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis den 60. Geburtstag von Propst Gerd Panknin. 

„Ich fühle mich noch gar nicht wie 60“, sagt Gerd Panknin, während er wenige Tage vor seinem Geburtstag auf einer Couch in seinem sorgsam geordneten Amtszimmer in Demmin Platz nimmt. Diese sechs Jahrzehnte zu realisieren, die hinter ihm liegen, fällt nicht nur ihm selbst schwer. Denn mit seiner Energie und seinem ansteckenden Lächeln wirkt er deutlich jünger. Womöglich liegt das auch an seiner unerschütterlichen Zuversicht, die ihm aus seinem festen Glauben erwächst. „Ich denke gar nicht daran, was wird wohl kommen, das erscheint mir alles auch noch sehr weit weg. Und letztlich liegt alles in Gottes Hand.“ Genau mit diesem Gottvertrauen blickt Gerd Panknin nicht nur in die Zukunft, es hat ihn auch in den zurückliegenden Jahrzehnten stets begleitet und Kraft gegeben. Geboren wurde er in Greifswald. Weil beide Eltern noch mit dem Theologiestudium beschäftigt waren, verbrachte Gerd Panknin einen großen Teil seiner frühen Kindheit in der Obhut seiner Großeltern väterlicherseits in Loitz bei Demmin. Der westfälische Großvater war als Bauer während der sogenannten Aufsiedlung in den 1930er Jahren nach Loitz gezogen und lernte hier seine Frau kennen. Viele Jahre nach dem Krieg leitete er Landwirtschaftsgeschäft in Loitz. „Das waren ganz normale, bodenständige Verhältnisse“, erzählt Gerd Panknin. Bei den Großeltern spielte der Glaube eine tragende Rolle, das war stets zu spüren. „Mein Opa hatte aus seiner Heimat eine tiefempfundene Frömmigkeit mitgebracht.“
 
"Wir hatten ein wunderbar behütetes Zuhause“
 
Anfang der 1960er Jahre zog Gerd Panknin nach Verchen, wo sein Vater eine Pfarrstelle antrat und seine Mutter als Katechetin wirkte. Die Familie wuchs, bald hatte Gerd Panknin drei Schwestern, so dass im Verchener Pfarrhaus stets viel Leben herrschte. „Wir hatten ein wunderbar behütetes Zuhause“, erinnert Gerd Panknin sich gern an seine Kindheit am Ufer des Kummerower Sees. „Das Leben im Pfarrhaus war für mich prägend, aber nicht allein ausschlaggebend dafür, dass ich in die Fußstapfen meines Vaters trat und Pastor wurde“, sagt er über seine Berufswahl. Maßgeblich seien auch die vielen Jugendfreizeiten auf dem Zingsthof gewesen, die sein Vater leitete. „Bei diesen Fahrten war ich schon als ganz kleines Kind immer dabei.“ Der Geist der dort gelebten Gemeinschaft verankerte sich in ihm und festigte weiter das Fundament des Glaubens. Dabei waren die Umstände dort geradezu spartanisch, „wir machten die Bibelarbeit am nackten Tisch“, doch es war die Atmosphäre, die dort herrschte, die ihn so fesselte. Sie stärkte und beseelte ihn gleichermaßen, immer wieder aufs Neue. „Wir waren dort meist so zwischen 50 und 60 Jugendliche und es waren immer ganz herrliche Tage dort.“ So stand früh für ihn fest, dass Pastor die Berufung seines Lebens sein würde.
 
Weg ins Studium führt über Landwirtschaftsschule
 
„Ich war kein Pionier, ich ging nicht zur FDJ, da durfte ich natürlich kein Abitur machen“, beschreibt Gerd Panknin die Realitäten in der damaligen DDR. Der normale Weg ins Studium war damit versperrt, doch statt für das Abitur an das kirchliche Proseminar in Naumburg zu gehen, wählte er die staatliche Variante des Fachabiturs mit Berufsausbildung. „Mein Vater fand das sogar ganz gut, er meinte, lern ruhig erstmal einen ordentlichen Beruf!“ Und der junge Gerd Panknin wusste auch schon welchen: Förster! „Auf diese Idee war ich gekommen, weil mich seit frühester Jugend die Ornithologie faszinierte, ich war einfach schon immer ein Vogelfreund. Meine Pasewalker Oma hatte mich da wohl angesteckt, die sich ebenfalls für die Vogelwelt begeisterte. Das ist bis heute so, ich sehe ein Schwarzkehlchen und krieg mich nicht wieder ein.“ Doch die Berufswahl unterlag in der DDR der Planwirtschaft, aus der Försterausbildung wurde nichts. Stattdessen fand er sich 1976 in der Landwirtschaftsschule im mecklenburgischen Kittendorf wieder, wo er eine dreijährige Ausbildung zum Agrotechniker absolvierte. „Im Nachhinein betrachtet, waren das eine Fügung und ein Geschenk Gottes, denn diese Ausbildung hat mich geerdet.“ Vor allem der Umgang mit Menschen in ganz normalen Lebenszusammenhängen, sei eine unschätzbare Erfahrung gewesen.
 
Im Vikariat die Liebe des Lebens getroffen
 
Der Militärdienst blieb Gerd Panknin glücklicherweise erspart, er wurde nicht eingezogen und statt zu den Bausoldaten ging er im Anschluss an die Ausbildung an die Greifswalder Universität, an deren theologischer Fakultät er sich 1979 immatrikulierte. In den Semesterferien blieb er seiner Ausbildung ebenso wie dem Ornithologie-Hobby treu: „Ich arbeitete in Lindenhof am Kummerower See auf dem Mähdrescher oder half bei der Vogelberingung auf Hiddensee.“ Luft holen und den Alltag schnuppern, nennt Gerd Panknin das. „Mein Vikariat sollte ursprünglich in der Nähe von Loitz sein, doch das war mir zu dicht am bekannten Umfeld.“ So ging er 1984 lieber nach Barth, eine Entscheidung, die sein Leben nachhaltig beeinflusste. „Mein Vikariat war eine wunderbare Zeit“, sagt Gerd Panknin mit leuchtenden Augen. Vor allem deshalb, weil er am Tisch des Barther Pfarrhauses bei Superintendent Jürgen Podszus dessen Tochter, seine zukünftige Frau Beate und Liebe seines Lebens kennenlernte, von der er immer nur liebevoll als „Ati“ spricht. Aber auch deshalb war die Barther Zeit so wichtig, weil sein späterer Schwiegervater ein bedeutender Mentor für ihn war. „Ich lernte wirklich alle Bereiche des Gemeindelebens kennen, war auch mit den Katechetinnen unterwegs und entdeckte in der Jungen Gemeinde meine Begeisterung für die Jugendarbeit. Barth wurde ein richtiges Zuhause und es entstanden Freundschaften fürs Leben.“
 
"Wir haben gelernt, aus einfachen Mitteln viel zu machen.“
 
Die erste eigene Pfarrstelle trat Gerd Panknin 1986 in Eixen, knapp 40 Kilometer südwestlich von Stralsund, an. „Ich kam da in eine sehr aktive, volkskirchliche Gemeinde mit fast 700 Leuten, es gab zwischen 30 und 40 Taufen im Jahr. Ich erinnere mich an Ostergottesdienste mit 15 Taufen.“ Das habe ihn begeistert, heute sei ihm klar, dass Zahlen längst nicht alles sind. „Ich war so stolz auf diese Zahlen, aber schon damals sagte mir die alte Küsterin, es käme nicht auf Menschenmassen an, sondern darauf, als Gemeinde wie eine Familie zu sein.“ An eine Anekdote aus seiner Anfangszeit denkt er gern zurück. Für ein Bauvorhaben hatte er Steine organisiert, es fehlte nur der Traktor für den Transport. „Ich fragte bei der LPG und der Vorsitzende sagte zur mir, na klar, da steht er. Und ich schnappte mir den Traktor und fuhr los, da machten die Augen, die hatten nicht gedacht, dass der junge Pastor das kann, da hatte ich sie überzeugt und für mich gewonnen.“ Auch seine Hochzeit fällt in die Eixener Zeit. Im Jahr 1987 gaben sich Beate und Gerd das Ja-Wort. Da die Eixener Kirchengemeinde keine Katechetin hatte, übernahm Gerd Panknin selbst die Christenlehre. Unterstützung bekam er von seiner Schwiegermutter, Kreiskatechetin Karla Podszus. Wie sein Vater in Verchen organisierte er nun selbst Jugendfreizeiten in „seiner“ Gemeinde. „Mit dem Trabi und dem DDR-Kleinbus ‚B1000‘ sind wir an die Trebel gefahren und haben auf der Weide gezeltet. Morgens schauten dann die Kühe ins Zelt.“ Auch wenn es insgesamt nicht viele Jahre waren, die Erfahrungen aus der Zeit als Pastor in der DDR könne er auch heute noch einbringen, ist sich Gerd Panknin sicher. „Wir haben gelernt, aus einfachen Mitteln viel zu machen.“
 
Kontinuität in der Umbruchszeit
 
Mit dem Jahr 1989 kamen Umstrukturierungen in allen Bereichen, auch die Arbeit im Pfarramt änderte sich grundlegend: „Bisherige Netzwerke und Ordnungen löste sich auf. Die Institution Kirche und die Kirchengemeinde boten Kontinuität über die Wende hinaus“, so Gerd Panknin über die Umbruchszeit. Das habe dem Pfarramt und der Gemeindearbeit zusätzliches Gewicht verliehen. Zudem gab es zu Beginn der 1990er Jahre viele Kinder und damit besonders in der Jugendarbeit viel zu tun. In dieser Zeit begann Gerd Panknins Engagement in den Kirchengremien. Als junger Pastor wurde er Mitglied der Synode der damaligen pommerschen Landeskirche und Mitglied des Rechtsausschusses. „Aus Eixen wollte ich eigentlich gar nicht wieder weg, doch dann kam die Anfrage aus Ahlbeck von der Insel Usedom.“ Er habe sich dort sehr gewünscht gefühlt, so dass er sich für den Abschied entschied und 1995 in das Seebad wechselte. Nicht jedoch, ohne in Eixen ein geordnetes Pfarramt zurückzulassen. „Wir hatten in Eixen die Kirche saniert, die Kapelle in Bärenwalde gerettet und das Eixener Pfarrhaus instand gesetzt. Die Kirche in Leplow haben wir im Zuge von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen in Ordnung bringen können.“ Es habe in den knapp zehn Jahren in Eixen viele Bauvorhaben gegeben, doch sei für ihn das Bauen immer auch Bauen an der Gemeinde gewesen. „Bauen und das Gebaute mit Leben zu füllen, das gehört untrennbar zusammen, sonst ist Bauen nur Selbstzweck.“
 
"Wenn das Geld fehlte, haben alle mitangepackt“
 
Wenn Gerd Panknin von den vielen erfolgreiche Bauvorhaben und vom Engagement der Gemeindeglieder erzählt, spricht er von „Lebendigen Steinen“, von der Nachbarschaftshilfe, von gegenseitiger Unterstützung, bei der selbst die staatliche Produktionsgenossenschaft im Dorf nicht abseits stand und für den Kirchbau Förderbänder verlieh. „Das war gemeinschaftsstiftend. War kein Geld da, dann haben nach Feierabend eben alle mitangepackt.“ Kein Wunder also, dass beim Wechsel nach Ahlbeck viele Tränen flossen, nicht zuletzt bei seinen zwei Töchtern, die zur Zeit des Umzugs drei und sieben Jahre alt waren. „Unseren Töchtern erschien Ahlbeck anfangs wie ein Urlaubsziel und nach ein paar Wochen fragten sie, wann wir denn wieder nach Hause fahren.“ Doch dauerte es nicht lange, bis das Seebad zur Heimat wurde. Die erste Stelle prägt immer besonders, ist Gerd Panknin überzeugt. Aber er gibt zu, dass Ahlbeck und die Insel Usedom bis heute ganz außergewöhnliche Orte für ihn, gar Sehnsuchtsorte sind. Die Kinder lebten sich schnell ein in Kindergarten, Schule und Musikschule. Und auch Gerd Panknin und seine Frau erlebten Ahlbeck als Lebensmittelpunkt und Zuhause. „Meine Frau konnte endlich in ihrem Beruf als Gemeindeschwester arbeiten und ich hatte einen Ort, auf den ich mich ganz einlassen und konzentrieren konnte. Ich hatte eine volle Kirche, erstklassige Kirchenmusik im großen Rahmen, viele Mitarbeitende und damit auch viel mehr Möglichkeiten. Es war schon toll“, fasst er die Ahlbecker Zeit zusammen.
 
Pfarrfamilie ist ein Schatz der evangelischen Kirche
 
Den Schwerpunkt Jugendarbeit behielt Gerd Panknin auch in der neuen Gemeinde bei. Nicht nur den Konfirmandenunterricht und die Junge Gemeinde leitete er, auch den Unterricht in der Christenlehre mit etwa 70 Kindern übernahm wieder er selbst. „Die Arbeit mit Kindern liegt mir, nur Basteln geht gar nicht“, so seine Selbsteinschätzung. „Aber das kann meine Frau dafür umso besser.“ Nicht nur beim Basteln in der Christenlehre läuft bei Panknins die Arbeit Hand in Hand. „Die Pfarrfamilie der evangelischen Kirche ist ein Schatz. Sie bietet Reflektion und Rückhalt und die Kinder sind immer mittendrin“, so sieht er es. Pfarrhäuser müssen Häuser mit offenen Türen sein, das ist Gerd Panknins Anspruch. Aber das fordere auch der Familie etwas ab, die das mittragen müsse. „Ahlbeck war Gemeindeleben pur und die Wechsel zwischen den Jahreszeiten und die Urlaubersaison zu erleben, habe ich als besonders schön und interessant empfunden.“ Dazu kam sein Engagement in der Gemeindevertretung und in einer Bürgerinitiative zur Bewahrung des klassischen Erscheinungsbildes der Kaiserbäder. Obwohl es also in der Gemeinde Ahlbeck immer genug zu tun gab, hörte sein Engagement in der Synode nicht auf. „Ich wollte nicht nur im eigenen Saft brodeln, sondern immer auch über den Tellerrand, nach draußen, in andere Gemeinden und in die gesamte pommersche Kirche schauen.“ Denn die komfortable Situation, wenn man alles habe und nichts vermisse, bringe die Gefahr mit sich, dass es keinen Austausch mehr gebe. Das Interesse für das große Ganze habe seinen Blick geschärft, wie er im Rückblick erkennen könne. Insgesamt 13 Jahre war Gerd Panknin Pastor in Ahlbeck. Besonders in Erinnerung sind ihm das Adventssingen und die jährlichen Fahrten nach Schweden geblieben. Auch in Ahlbeck hat Gerd Panknin gebaut, zum Beispiel den Gemeindetreff im Pfarrhaus, großzügig und hell.
 
In Demmin passte einfach alles
 
Mitten in diese gute Ahlbecker Zeit erreichte in ein erneuter Ruf, dieses Mal aus Demmin. Eine große Gemeinde brauchte einen Pastor und damit kamen die Fragen: „Soll es doch noch einmal einen Schnitt geben? Oder soll ich 25 Jahre bleiben?“ Die Entscheidung fiel für Demmin. „Es war nicht einfach, das meiner Familie zu vermitteln.“ Auch in der Ahlbecker Gemeinde habe zunächst großes Unverständnis geherrscht. Doch es blieb dabei, im Jahr 2008 trat er die Stelle als Gemeindepastor in Demmin an. Seine Frau fand Arbeit und berufliche Erfüllung im Demminer Krankenhaus. „Dass sich alles so fügte, das hat der liebe Gott gemacht“, ist Gerd Panknin überzeugt. Und auch die Kinder kamen in Schule und Gemeinde in Demmin an. „Für mich waren es in Demmin vor allem die Möglichkeiten, die mich gereizt haben. Hier gab es, was es in meinen bisherigen Gemeinden nicht gab, den Kindergarten, die evangelische Schule. Und Demmin bedeutete auch Personalleitung in ganz anderen Dimensionen.“ Es gab Mitarbeitende für Jugend und Kinder und somit für Gerd Panknins Arbeit andere Schwerpunkte. „Es war das ganze Paket, die Teamarbeit mit Pastor Norbert Raasch, es passte einfach alles. Und weil es so gut lief, war es dann natürlich eine Enttäuschung für die Kirchengemeinde, als ich mich nach nur vier Jahren als Propst bewarb.“ Von Kollegen sei er angesprochen worden, ober er das nicht machen wolle und sie hätten ihm auch Mut gemacht für dieses Amt. Der Gedanke an das Propstamt kam allerdings nicht ganz von ungefähr, hatte er doch immer mit dem Gedanken gespielt, mehr Verantwortung zu übernehmen. Auf der einen Seite stand die langjährige Erfahrung im Rechtsausschuss, die Mitgliedschaft im Kirchenkreisrat und im Präsidium der Synode. Auf der anderen Seite die Arbeit als Gemeindepastor und die Verbundenheit zur Kirchengemeinde.
 
Brückenschlag der Nordkirche ist ein Geschenk
 
So rang er lange mit der Entscheidung und schickte die Bewerbung für die Propstwahl erst am letzten Tag der Frist ab. Letztlich habe den Ausschlag gegeben, dass die Synode den Propst wählt, meint Gerd Panknin. Das Verfahren sei somit für ihn gleichzeitig ein Zeichen für kirchliche Demokratie und den Willen Gottes gewesen. Zudem hatte er Rückhalt und Zustimmung in der Familie und es war kein weiterer Umzug nötig, da der Sitz der Propstei in Demmin ist. Auch wenn es nur vier Jahre waren, die relativ kurze Zeit in Demmin sei absolut wichtig gewesen als Vorbereitung auf das Propstamt. In Demmin habe er für das Amt unerlässliche Befähigungen erworben. „Ohne das hätte mir was gefehlt, das wäre gar nicht denkbar.“ So war das Jahr 2012 mit seiner Wahl zum Propst und der Gründung der Nordkirche für ihn in doppelter Hinsicht der Start in etwas völlig Neues. Die Nordkirche sieht er heute als ein Zuhause an, mit viel Zuspruch aber auch Anspruch. Die großartige Begleitung in vielen Dingen stehe neben dem teils hohen Verwaltungsaufwand. „Gesamtbetrachtet tut es gut, in etwas Größeres eingebunden zu sein. Und vor allem der Brückenschlag der Nordkirche zwischen Ost und West ist ein Geschenk“, sagt er über die Landeskirche. Eine besondere Gewichtung liegt für Gerd Panknin auf dem Miteinander im Sprengel Mecklenburg und Pommern und auf der damit verbundenen Kooperation mit den mecklenburgischen Pröpstinnen und Pröpsten sowie mit dem Bischof. „Und es ist wirklich toll, hier in Pommern mit Pröpstin Helga Ruch und Propst Andreas Haerter gemeinschaftlich den Kirchenkreis zu leiten. Diese Zusammenarbeit hat mir stets geholfen und tut es bis heute.“
 
"Ich brauche nur kurz, um runterzufahren“
 
Zur perfekten Chemie zwischen der Pröpstin und den Pröpsten gesellt sich das gute Miteinander im Kirchenkreisrat. Hier gebe es ein beständiges Aufeinanderhören und ein gegenseitiges Tragen. So fühle er sich als Vorsitzender des Kirchenkreisrats keineswegs einsam, sondern als Teil einer Gemeinschaft, auch im förderlichen Kooperativ mit der Verwaltung des Kirchenkreises. Er habe es darum auch niemals bereut, das Amt übernommen zu haben. Auch der Rückblick auf das Erreichte fällt positiv aus. „Wir haben fast jede zweite Pfarrstelle neu besetzt, darunter mit sehr vielen jungen Pastorinnen und Pastoren, mit dem Engagement einer neuen Generation, die mich daran erinnert, wie es damals bei mir und meinen Kolleginnen und Kollegen war.“ Daraus ergebe sich heute im Kirchenkreis ein Alters-Mix, der für eine große Vielfalt an Meinungen und Erfahrungen sorgt, ist er sichtlich stolz. Bleibt am Schluss nur die Frage, wie schafft er es, das alles zu bewältigen, wie lädt er seine Akkus auf? „Meine Frau sagt manchmal, ich soll aufpassen“, gibt er zu, denn sie weiß wie niemand sonst, wie sehr er sich einbringt und aufreibt. Doch die Mahnung spricht sich leichter aus, als sie umzusetzen ist. „Ati und ich nehmen uns im Jahr feste Zeitblöcke zum gemeinsamen Ausspannen, das klappt eigentlich ganz gut“, sagt Gerd Panknin. „Wir nehmen gemeinsam Urlaub oder versuchen, mal ein Wochenende frei zu lassen.“ Diese Zeitfenster sind zwar rar gesät, aber wenn sie sich öffnen, „dann schalte ich zu 100 Prozent ab“, sagt er. Dann gibt es keine Mails, das Telefon ist aus. „Ich brauche nur kurz, um runterzufahren.“ Das ist eine Fähigkeit, die er vielen voraushat und die ihren Ursprung in einem Ritual hat, das er sich als Gegengewicht zu den täglichen Herausforderungen geschaffen hat: „Jeden Morgen halte ich eine kleine Andacht, lese in der Bibel und spreche ein Gebet. Wenn ich das nicht mache, fehlt mir einfach was.“ Wenn er in Demmin ist, dann pflegt er diesen Moment der inneren Einkehr meist an seinem Pult im Amtszimmer oder manchmal auch draußen im Garten. Dieser stille Moment gibt ihm dann die Tatkraft für den ganzen Tag.
 
Domizil auf der Insel Usedom
 
Gerd Panknin ist ein Mensch, der sich auf das Wesentliche konzentriert. Immer hat er dabei den Mitmenschen, den Nächsten im Blick. Das ist ihm wichtiger, als viele vermeintliche Kleinigkeiten des Alltags. „Einkaufen zum Beispiel ist mir ein Gräuel“, gibt er zu. Zu seiner inneren Zufriedenheit gehört es, dass er keine großen Ansprüche stellt. So ist zum Beispiel Essen mehr Notwendigkeit als Genuss. Normalerweise esse er das, was auf dem Tisch kommt, sagt er achselzuckend. Einzig das Frühstück am Samstag zelebriert er gern, gemeinsam mit seiner Frau und frischen Brötchen. „Das ist dann ein Höhepunkt der Woche“, jedenfalls, wenn es denn der Terminplan zulässt. In Demmin erholt er sich bei der Arbeit im Garten. Hier kann er die Schöpfung und seine „Piepmätze“ genießen, auch mal „los düsen“ mit dem Fernglas und nach Vögeln Ausschau halten. Das Luftholen in der Natur, der Blick in den Garten, ins Grüne, das sind Momente, die ihn inspirieren und regenerieren. In Benz, auf der von ihm so geliebten Insel Usedom, hat sich Gerd Panknin vor knapp zwei Jahren ein Domizil eingerichtet, das ein Erholungsort für freie Tage ist und auch schon einen Ausblick auf den Ruhestand bietet. Eingerichtete ist es mit gebrauchten Möbeln, die ihn und seine Familie schon lange begleiten und so das gemütliche Häuschen schon zu einem Zuhause werden ließen. Und für die kurze Entspannung mal Zwischendurch? „Ich lese ein schönes Buch, gern was Historisches oder auch mal einen Krimi, eine anspruchsvolle Novelle oder ein Gedicht.“ Doch all seine Erholungsstrategien verblassen neben der Stärkung und dem Rückhalt durch die Familie. Dieser Halt und diese Unterstützung sind neben dem Glauben die wahre Quelle seiner Kraft.
 
"Wir waren immer die Jungen“
 
„Ich fühle mich noch immer in den Kirchengemeinden zuhause“, sagt Gerd Panknin nach den sieben Jahren als Propst. Die Kirchengemeinden seien der Reichtum des Kirchenkreises. Manchmal spüre er schon die Sehnsucht nach der Arbeit in einer „eigenen“ Kirchengemeinde. Aber dann sage er sich, dass es nun statt einer eben ganz viele Kirchengemeinden seien, in denen er unterwegs sein könne. Und was wünscht sich Gerd Panknin ganz persönlich für die kommenden Jahre? „Enkel sind noch nicht in Sicht, aber darüber würde ich mich sehr freuen. Und ich habe früher viel in Posaunenchören geblasen, daran würde ich ganz gern wieder anknüpfen.“ Nachdenklich blickt Gerd Panknin über seinen Schreibtisch hinweg in den Garten. Die Zeit ist dann doch sehr schnell vergangen, erscheint es ihm. „Wir waren immer die Jungen“, beschreibt er das Lebensgefühl seiner Generation. Einer Generation, die aus seiner Sicht für Aufbruch und Neues stand. Doch Wehmut oder Nostalgie passen nicht zu Gerd Panknin. Die Zuversicht und der Glaube werden ihn weiterhin auf seinem Lebensweg begleiten. „Wenn ich auf die 60 Jahre zurückblicke, dann überwiegt in jeder Hinsicht ganz deutlich die Dankbarkeit. Aber es ist natürlich ebenso klar, dass der Großteil des Lebens vorbei ist. Was zählt, das ist aber die nicht die Anzahl der Jahre, sondern womit sie gefüllt sind.“

Quelle: PEK (sk)


Bildergalerie vom Gottesdienst und Empfang
(© kirche-mv.de/D. Vogel - Zum Vergrößern bitte auf die Fotos klicken)