Pommersche Kirchenkreissynode ruft zum Nachdenken auf Meine Heimat, Deine Heimat

Von Sybille Marx und Christine Senkbeil

Typisch für den Nordosten: rote Backsteinkirchen wie diese in Kirchdorf bei Stralsund. Aber was macht Heimat noch aus?

Foto: Ute Kaiser

16.02.2014 · Greifswald.

Wenn in Vorpommern der „Bund der Vertriebenen“ zum Pommerntreffen einlädt, kommen oft hunderte Menschen zusammen: Mit „Heimatfahnen“ und Schildern ihrer „Heimatorte“ sitzen sie an langen Kaffeetafeln, singen, feiern Andachten und reden über jene Zeiten, als sie im damals deutschen Hinterpommern lebten. „Heimatliche Atmosphäre“ wollten sie spüren, sagt Organisator Manfred Schukat. Aber was ist Heimat eigentlich: ein bestimmter Landstrich, bestimmte Menschen oder eher prägende Erlebnisse?

Ein Ausschuss der Pommerschen Kirchenkreissynode will zum Nachdenken über diesen Begriff anregen und plant derzeit eine Ausstellung. Schulklassen, Vereine, Familien, Gemeindegruppen und Einzelpersonen sind aufgerufen, zu erzählen, was für sie Heimat ist – in Bildern, Fotos, Filmen, mit Geschichten, Gedichten oder anderen Werken. Bei einer Themensynode zu Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit am 20. und 21. März in Züssow sollen ihre Beiträge gezeigt werden. „Die Einladung mitzumachen geht an alle, die hier leben, nicht nur an Kirchengemeinden“, sagt die Anklamer Pastorin Petra Huse, Vorsitzende des Ausschusses. Menschen mit ganz unterschiedlichen Wurzeln gehörten ja zu Vorpommern und hätten unterschiedliche Sichtweisen.

Die Ausstellung ist Teil einer Reihe von Aktionen, mit denen der Ausschuss seit etwa einem Jahr eine Themensynode zu Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit vorbereitet. „Wir wollen den Blick dabei vor allem auf uns selbst lenken und fragen: Wo bindet die rechtsradikale Auffassung an?“, erklärt Petra Huse. Oder anders formuliert: Wieso fällt der Rechtsextremismus in unserer Region auf fruchtbaren Boden, warum reift hier eine Ideologie, die Asylbewerber oder Zuwanderer als Eindringlinge begreift und die Deutschen als ein Volk, das seinen Boden, seine Sprache, seine Arbeit vor Einflüssen von außen schützen muss?

Um die Themenfelder „Identität und Heimat“ soll es daher bei der Synode gehen, aber auch die Aufarbeitung der NS-Geschichte und um die Frage, wie Gemeinden Begegnungsräume und Verbindungen schaffen könnten zwischen verschiedenen Generationen, Kulturen, Christen und Nichtchristen. Denn „rechtsextreme Ideologie bezieht sich stark auf einen Gemeinschaftsgedanken und arbeitet gerade mit dem Begriff der Heimat“, heißt es in dem Bericht. Dass sich ausgerechnet in Vorpommern viele schwer täten mit Flüchtlingen und Asylbewerbern, sei zudem überraschend, weil viele Einwohner oder deren Vorfahren selbst Flucht und Vertreibung auf traumatische Weise erlebt hätten. „Hier kann die Kirche zum Verständnis beitragen, Ängste ernst nehmen und als Bildungsträger Aufklärungsarbeit leisten.“

Beiträge zur Ausstellung „Das ist für mich Heimat!“ bitte bis 7. März an den Vorbereitungsausschuss der Pommerschen Kreissynode, Vizepräses Petra Huse, Baustraße 33, 17389 Anklam, E-Mail: anklam1@pek.de

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 07/2014