Ein schmerzhafter Einschnitt Pommersche Gemeinden bereiten sich auf den erwarteten Pastorenschwund vor

Von Sybille Marx

Hoffnung und Visionen sind gefragt für den Kurs, den das Schiff Gemeinde nimmt: Im pommerschen Kirchenkreis stellen sich die Gemeinden wie überall in der Nordkirche auf mehr Vakanzen ein.

Foto: Rainer Neumann

26.01.2020 · Demmin/Stralsund/Pasewalk. Ideen entwickeln, die Lage gestalten – darum geht es derzeit im pommerschen Kirchenkreis. In den nächsten fünf Jahren müssen insgesamt 14 Pastorenstellen auf ruhend gesetzt werden, viele weitere sollen folgen. Wie könnte die Arbeit trotzdem gelingen?

Sorgen und Verlustängste, aber auch Visionen und Hoffnungen schwirren durch den pommerschen Kirchenkreis. Seit Monaten sind die Gemeinden dabei, Pläne für die nächsten fünf Jahre zu entwerfen: für eine Zeit, in der die Zahl der Hauptamtlichen weiter sinken wird. Bis zum 31. Januar müssen Vorschläge vorliegen.

Nachwuchsmangel in der Pastorenschaft und sinkende Einnahmen, damit wird in der gesamten Nordkirche gerechnet. Im pommerschen Kirchenkreis sind derzeit knapp 120 Pfarrstellen besetzt, im Jahr 2025 sollen es 95,5 sein. Und bis 2030 könnte die Zahl der „aktiven“ Pfarrstellen sogar auf 73 schrumpfen – wenn die Hochrechnungen eintreffen, die der Kirchenkreis auf Grundlage des Personalplanungsförderungsgesetzes der Nordkirche entwarf. „Es ist schon ein Einschnitt, ein Verlust, der schmerzt“, sagt Propst Gerd Panknin. „Und wenn es 2030 wirklich so kommt, kann sich keiner vorstellen, wie das gehen soll.“ Aber die Zahlen seien nur geschätzt, in fünf Jahren würden sie überprüft, „es kann sich alles auch positiver entwickeln“. So stiegen bei vielen Gemeinden etwa die Pachteinnahmen.

Vorerst wird daher nur die Zeit bis 2025 in den Blick genommen. Es werde keine Pfarrstelle gestrichen, betont Panknin, alle würden auf ruhend gesetzt und wie mehrjährige Vakanzen behandelt – in der Hoffnung, dass doch noch Nachwuchspastoren auftauchen und ihre Finanzierung gelingt.

"Insgesamt passiert noch enorm viel“

Die Pastoren und Kirchenältesten hatten den Auftrag, mit Nachbargemeinden in Gesprächsregionen darüber zu beraten, wo bei ihnen bis 2025 am ehesten Pfarrstellen zum „Ruhen“ kommen könnten. Sie sollten Visionen entwickeln, wie die verbleibenden Hauptamtlichen kooperieren können. „Vor allem in den Städten sind da schon viele gute Ideen entstanden“, sagt Pröpstin Helga Ruch. Auf dem Land sei die Lage schwieriger, aber auch hier gebe es erste Ideen, sagt Propst Panknin.

In der Gesprächsregion Altentreptow mit Groß Teetzleben, Klatzow, Altenhagen und Siedenbollenthin zum Beispiel. Wie Gemeindepastor Michael Giebel erzählt, hatten er, seine Frau – auch Pastorin –, zwei weitere Kollegen und Kirchenälteste sich schon vor dem Start der Gesprächsregionen zu einer Erprobungsregion zusammengefunden. „Wir waren hoch motiviert, enger zu kooperieren und gemeinsam Akzente in der Region zu setzen“, erzählt er. Dass dann die Auflage dazwischenkam, als Region von 3,25 aktiven Pfarrstellen auf 3 herunterzugehen, habe die Stimmung gedrückt.  Trotzdem: „Wir bringen bald den ersten gemeinsamen Gemeindebrief raus und wollen uns künftig bei besonderen Veranstaltungen abstimmen“ – sodass Gemeindeglieder auch mal Konzerte oder Themenabende in Nachbarorten besuchen könnten. Ein gemeinsamer Internetauftritt soll folgen, ebenso weitere Vernetzungen. In der Region herrsche seit Langem das bedrückende Gefühl vor, dass alles weniger werde, sagt Giebel. „Aber insgesamt passiert hier noch enorm viel Gemeindearbeit. Ich hoffe, dass viele das bald wieder wahrnehmen.“

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 04/2020