Der pommersche Baubeauftragte Christopher Schalinski sucht neue Wege „Wir müssen die Pflege der Gebäude sichern“

22.06.2014 · Greifswald. Wer hilft den pommerschen Kirchengemeinden bei der Rettung ihrer Gebäude? Sybille Marx hat mit Architekt Christopher Schalinski gesprochen, einem von drei Baubeauftragten im pommerschen Kirchenamt in Greifswald.

Herr Schalinski, die pommerschen Kirchen sind Gebäude von öffentlichem Interesse, seit Jahrhunderten gehören sie zu unserer Region. Aber es hängt letztlich vom Geschick des einzelnen Ortspastors ab, ob eine Kirche erhalten wird oder nicht. Ist das sinnvoll?

Ganz so ist es ja nicht. Zwar sind die Ortsgemeinden für den Erhalt der Kirchen verantwortlich, aber sie werden dabei vom Landesdenkmalamt, den Referenten der Landeskirche und von den Baubeauftragten aus Greifswald begleitet. Bei uns im Greifswalder Kirchenamt ist jeder Kollege für rund 300 kirchliche Gebäude zuständig. Wir helfen den Pastoren und ihren Gemeinden bei den baulichen Aufgaben.

Heißt das, wenn ein Pastor Sie anruft und sagt: Der Turm meiner Kirche wankt, dann kommen Sie und regeln die ganze Sanierung?

Ja, wenn ich höre, dass ein Turm in der Statik gefährdet ist, springe ich sofort ins Auto, fahre hin und entwickle mit der Gemeinde ein Konzept. Ich berate sie, wie sie vorgehen sollten, wo und wie sie Fördermittel beantragen können, wer die Bauarbeiten sinnvoll koordiniert... Die meisten nehmen dieses Angebot sehr dankbar an.

Bei der Spantekower Gemeinde hat aber monatelang niemand aus der Bauabteilung auf ihre Hilferufe reagiert.

 In den ersten Monaten nach der Gründung der Nordkirche ist einiges liegen geblieben. Es gab zudem personelle Engpässe. Da ist ein Stau entstanden. Inzwischen sind wir aber wieder gut aufgestellt und voll einsatzfähig. Selbstverständlich bin ich der Einladung von Pastor Staak in seine Gemeinde nach meinem Amtsantritt vor fünf Monaten sofort gefolgt.

Warum bekommt der Turm von Boldekow dann immer noch keine Gelder aus dem Baufonds des Pommerschen Kirchenkreises – ist er nicht in Gefahr?

Da besteht schon Handlungsbedarf, der Turm schwebt ja nur noch. Aber es gibt eben auch andere Gebäude, die dringend Hilfe brauchen. Der Kirchenkreis hat leider nicht genügend Geld, um alles sofort zu machen. Und was nützt es, wenn wir 10 000 Euro geben, Boldekow aber in kein weiteres Förderprogramm hineinkommt? Um einen Turm zu retten, braucht man weit mehr als ein paar tausend Euro. Ich hoffe aber auf das Programm Dorfkirchen in Not und wünsche mir den Boldekower Turm im nächsten Jahr ganz oben auf der Prioritätenliste. Die ersten Gespräche dazu liefen recht optimistisch.

Und was passiert, wenn eine Gemeinde jahrelang Schäden an ihren Gebäuden übersieht, weil alle mit anderen Dingen beschäftigt sind oder keiner sich mit Baufragen auskennt? Wie kann man das verhindern?

Das ist tatsächlich ein Problem. Die meisten Kirchen im Pommerschen Kreis sind in der Außenhülle in einem relativ soliden Zustand. Und wenn ich sehe, wie viele Menschen sich für den Erhalt der Gebäude engagieren, bin ich dankbar. Trotzdem: Es wäre sinnvoll, die dauerhafte Pflege zu sichern. Wir müssen lernen, dass es klüger ist, ein Gebäude kontinuierlich in Stand zu halten, als zu warten, bis große Schäden entstehen, die wiederum Folgeschäden verursachen. Vielleicht könnte man Wartungsverträge aufsetzen oder einen Fonds für die Pflege einrichten. In den Niederlanden gibt es so etwas bereits, von diesen Erfahrungen können wir profitieren. Ich bin optimistisch, dass es uns gelingt, etwas Nachhaltiges für die Gemeinden zu entwickeln.

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 25/2014