Erinnerung an jüdisches Leben Pogromgedenken in Mecklenburg-Vorpommern

08.11.2019 · Greifswald/Rostock. In mehreren Orten in Mecklenburg-Vorpommern wird am Wochenende an die jüdischen Opfer der Reichspogromnacht vor 81 Jahren erinnert.

Der Arbeitskreis Kirche und Judentum im Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis lädt in Kooperation mit der Stadt Greifswald anlässlich des Gedenkens an die Opfer der Novemberpogrome des Jahres 1938 am heutigen Freitag um 17 Uhr in den Greifswalder Rathaussaal ein. Die Veranstaltung ist dem aus Pyritz in Hinterpommern, dem heute polnischen Pyrzyce, stammenden Arzt Salomon Neumann (1819-1908) gewidmet. Am Sonnabend (9. November) findet um 12 Uhr eine Andacht an der Stelle des früheren Betsaals der Greifswalder jüdischen Gemeinde in der Mühlenstraße 10 statt. Anschließend eröffnet um 13 Uhr im Greifswalder Dom die Ausstellung „Lasst mich ich selbst sein - Anne Franks Lebensgeschichte“, die bis zum 30. November zu sehen ist.
 
„Salomon Neumann kann als einer der Begründer der modernen Sozialmedizin gelten. Als Sozialpolitiker in der Bismarck-Zeit trug er entscheidend zum Aufbau einer modernen Gesundheitsfürsorge bei“, so Christoph Ehricht vom Arbeitskreis Kirche und Judentum. „Engagiert äußerte er sich im Berliner Antisemitismus-Streit gegen den Ungeist von Judenfeindschaft, Rassismus und Intoleranz.“ Der Historiker Günter Regneri, Autor einer Biographie über Salomon Neumann, und der Sozialwissenschaftler Dr. Benjamin Kuntz vom Robert-Koch-Institut sprechen am 8. November im Rathaussaal über Salomon Neumanns Leben und Werk und seine bis heute bleibende Bedeutung. Im Anschluss findet ein Gespräch statt, an dem die stellvertretende Bürgermeisterin von Pyrzyce, Betyna Robert, und die Direktorin der Stadtbibliothek Pyrzyce, Magdalena Brzozowska, teilnehmen.

Unter dem Motto "HIN-sehen!" findet am Sonnabend um 18 Uhr auf dem Schweriner Großen Moor/Ecke Schlachtermarkt eine Mahn- und Gedenkstunde mit dem Schweriner Ehrenbürger, Rabbiner William Wolff, und der Jüdischen Gemeinde statt.

Die Stadt Neubrandenburg erinnert am Sonnabend um 16 Uhr mit einer Veranstaltung am Neuen Tor an die Opfer der Pogromnacht von 1938. In Güstrow ist am Sonnabend wieder die traditionelle Andacht auf dem Jüdischen Friedhof in der Neukruger Straße geplant. Am Sonntag (10. November) soll mit einem Gedenkmarsch (11.30 Uhr) vom Bahnhof zum Markt an den letzten Weg der Güstrower Juden erinnert werden. Am 10. November 1942 mussten 25 Güstrower Juden vom Markt zum Bahnhof gehen, um in die KZ Auschwitz und Theresienstadt deportiert zu werden.

In Rostock beginnt die Andacht auf dem Jüdischen Friedhof im Lindenpark am Sonntag (10. November) um 9.30 Uhr. Dann folgt ein gemeinsamer Gang zur Gedenkstele am früheren Standort der Synagoge in der Augustenstraße. Dort ist ab 10 Uhr eine Gedenkveranstaltung geplant, auf der Landesrabbiner Yurij Kadnykov und Bürgerschaftspräsidentin Regine Lück (Die Linke) sprechen werden. Anschließend wird zu einer Begegnung in die Jüdische Gemeinde (Augustenstraße 20) eingeladen.

In Garz auf Rügen lädt die evangelische Kirchengemeinde am Sonnabend um 19 Uhr ins Gemeindehaus (Lange Straße 24) zu einer Gedenkveranstaltung ein. Zuvor soll an den drei Stolpersteinen für Mitglieder der jüdischen Kaufmannsfamilie Cohn an deren Schicksal erinnert werden. In Altstrelitz gibt es am Sonnabend ab 17 Uhr ein Erinnern am Synagogengedenkstein. In der Synagoge in Stavenhagen soll ebenfalls am Sonnabend um 17 Uhr an die Schrecken der Pogromnacht und ihre Folgen erinnert werden.

Quelle: PEK/epd