Pfarramtseinführung in GörminDas Wahrgenommen werden ist das Entscheidende

Dersekow (rn). Am Sonntag, dem 4. August 2013, wird um 14 Uhr in der Kirche von Görmin Pastor Irmfried Garbe (44) als Seelsorger der Gemeinden Dersekow, Görmin und Levenhagen durch Propst Gerd Panknin in sein Amt eingeführt. Der promovierte Kirchenhistoriker arbeitete im Probedienst seit zweieinhalb Jahren als Landpastor in den drei Gemeinden mit Pfarrsitz in Dersekow.

 

„Das Wahrgenommen werden ist das Entscheidende“, sagt Garbe und getreu diesem Motto hat er auch seine Einarbeitungszeit in den drei Gemeinden gestaltet - durch zahlreiche Besuche kam er in viele Häuser und sprach mit einer großen Zahl von Mitgliedern der Gemeinden. Wichtig war ihm, dass die Gemeinden Görmin und Levenhagen, die früher einmal eigene Pfarrstellen hatten, sich gleichberechtigt versorgt fühlten. In Görmin und Dersekow seien alle Generationen im Sonntagsgottesdienst vertreten, meint Garbe und „das verstehe ich als eine Art Gegenbesuch derer, die ich in den Häusern aufgesucht habe“, sagt er.

 

Garbe hat mit dem Musiksommer, den er seit vor drei Jahren begründet hat, ein besonderes Zeichen gesetzt, das ausgesprochen gut angenommen wird und Kirchengebäude, wie die Kapelle in Alt Pansow, wieder in den Blick rückt. „Vielleicht müssen wir bald Karten ausgeben, denn wir kommen an Platzgrenzen, so stark besucht sind die Konzerte“, stellt Garbe erfreut fest. Besondere Ereignisse, die die Kirchen bis zum letzten Platz füllen, sind auch die Krippenspiele, die er mit den Kindern einübt. Hier kommen ganze Familien in die Kirche und das ist auch sein Anliegen, denn er will „die Schwelle zur Kirche niedrig halten.“

 

Von besonderer Bedeutung seien die Beerdigungen auf dem Land. „Ungefähr 95% der Beerdigungen gehen über meinen Tisch,“ stellt Garbe fest und Bestattungen seien ein wichtiges Ereignis der Dorfgemeinschaft. „Man nimmt hier richtig Abschied und da kommt nicht nur die ganze Straße“, sagt er anerkennend.

 

Der Wechsel vom Assistentenamt in der Theologischen Fakultät in ein Landpastorat sei für die Gemeinde anfangs nicht so einfach gewesen, denn für die Predigt bedeutete es ein Umdenken: „Ich musste elementarer, einfacher reden lernen,“ sagt Garbe. Ein Kirchenältester habe ihm erst kürzlich anerkennend gesagt, dass man im Anfang nicht soviel verstanden habe, aber jetzt sei das ganz gut, erzählt Garbe mit verschmitztem Lächeln.

Die wissenschaftliche Seite zu leben, bleibt ihm wenig Zeit, Vorträge lehnt er in der Regel ab. Geblieben ist aber seine Herausgeberschaft der Zeitschrift „zeitgeschichte regional“, die diese Seite seines Interesses abbildet. Engagiert ist er auch in der Arbeitsgruppe zur Erarbeitung eines Führers für Gedenkstätten in der Nordkirche. „Wir haben wichtige Erinnerungsposten in kirchengeschichtlicher Hinsicht“, sagt er, „denn wir haben auch aus DDR- und Wendezeit bedeutsame Orte. Damit können wir positive Erinnerungen stiften.“

 

Der gemeinsame Gemeindebrief im Pfarrsprengel ist ihm wichtig. Alle Fotos stammen aus den Gemeinden und die Menschen erkennen sich dort wieder. Es würden 750 Exemplare gedruckt und sie werden auch im Konsum vom Dersekow ausgelegt. „Die Stapel sind schnell weg,“ sagt Garbe. „Das ist das Medium, das die meisten Menschen erreicht.“ Er fügt hinzu, dass es ein Lernprozess gewesen sei, den Gemeindebrief auch im Dorfladen auszulegen. „Übrigens bekommen ab und zu in den Dörfern abwechselnd alle Haushalte den Gemeindebrief und seitdem bekommen wir mitunter auch Spenden von Nichtkirchenmitgliedern.“

 

Pfarrsitz der drei Gemeinden ist Dersekow und das Pastorat ist in einem neubarocken Pfarrhaus untergebracht. Dahinter liegt der früher angelegte Park, der mit seinen barockzeitlichen Achsen noch zu erkennen ist.

In einem Teil des weiträumigen Geländes steht seit November ein ausrangierter Bauwagen, den die Gemeinde günstig erwerben konnte. Damit hat Garbe viel vor: „Ich bin gespannt, ob die Jugendlichen sich diesen Bauwagen erobern,“ sagt er, „denn es gibt keinen eigenen Jugendraum im Pfarrhaus“. Den jungen Leuten aber alles fertig vorzusetzen, ist nicht seine Absicht, sondern „den Ausbau sollten die Jugendlichen schon selbst gestalten“, meint er, denn „dann wird der Bauwagen auch ihr eigener Jugendraum.“

 

Unübersehbar steht im Amtszimmer ein Stein auf einem Baumstammsockel mit einem Kreuz darauf. „Das ist das älteste Kreuz Pommerns“, sagt Pastor Garbe verschmitzt und erklärt diese steile Feststellung: „Den Stein habe ich bei der Kirche Alt Pansow gefunden. Der Stein, ein Diabas, hat härtere und weichere Gesteinsschichten und wenn in Tausenden von Jahren die weicheren Schichten abgelöst werden, so bleiben die harten Schichten übrig – und hier hat die Natur ohne menschliches Zutun ein Kreuz entstehen lassen, ein Symbol für meine Arbeit hier in den drei Gemeinden.“

 

Irmfried Garbe wurde 1969 in Greifswald geboren, wuchs im Pfarrhaus in Wusterhusen auf und studierte Theologie in Greifswald. Er nahm an den Ereignissen der Friedlichen Revolution 1989/90 in Greifswald teil. Nach dem Vikariat am Dom St. Nikolai versah er die Probezeit im Pfarramt in der Greifswalder Christuskirche und wurde 2002 wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Kirchengeschichte an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Ernst-Moritz-Arndt-Universität in Greifswald wo er 2002 auch promoviert wurde. Seit dem 1. Advent 2010 ist er Pastor in Dersekow.

Pastor Garbe ist mit Annette Garbe verheiratet und das Ehepaar erwartet da dritte Kind.