Erste Überlegungen zum Personalkonzept im Kirchenkreis Mecklenburg "Pastorenmangel droht“

Von Tilman Baier

Geistliche Tankstelle Bellin: Vom Pfarrhaus zum „Haus der Stille“.

Foto: T. Baier

17.04.2016 · Bellin. „Stadt, Land, Kirche – Zukunft in Mecklenburg“ heißt der Konsultationsprozess, der im Kirchenkreis Mecklenburg Perspektiven ausloten will. In zwei Wochen wird sich die Kirchenkreissynode wieder damit beschäftigen. Eine Arbeitsgruppe wird Überlegungen zur Personalplanung vorstellen. Auf der Jahrestagung des mecklenburgischen Pastorenvereins gab es schon einen Vorbericht.

Der Tagungsort, den sich der Verein mecklenburgischer Pastorinnen und Pastoren für die diesjährige Jahreshauptversammlung am Dienstag ausgesucht hatte, ist ein besonders schönes Stück Mecklenburg: Bellin, südlich von Güstrow, ist ein kleines Dorf in idyllischer Landschaft, über dem die alte Dorfkirche und das ehemalige Pfarrhaus thronen. Doch einen Ortspastor gibt es hier schon seit Jahrzehnten nicht mehr – ein Verein hat das Haus saniert und betreibt es jetzt als „Haus der Stille“. Auch der Pastorenverein gab und gibt dafür Finanzmittel.

Pfarrhäuser ohne Pastoren in kleinen Dörfern gibt es etliche in Mecklenburg. Sie künden von der Entwicklung im Land: Nicht nur, dass bis auf Ausnahmeregionen wie Rostock oder Herrnburg bei Lübeck die Einwohnerzahl immer weiter abnimmt und der Altersdurchschnitt immer höher wird. Bei den Kirchenmitgliedern liege dieser um weitere zehn Jahre höher, machte Pastor Marcus Antonioli, Mitglied einer Arbeitsgruppe des Kirchenkreisrates zur Personalplanung, auf der Tagung des Pastorenvereins deutlich. „Die Entscheidungen, die wir hier in Mecklenburg zu fällen haben, kann uns keiner abnehmen“, betonte er.

Zwar gebe es in der Nordkirche einen Finanzierungsschlüssel für die Kirchengemeinden, der neben der Anzahl der Mitglieder auch die der Einwohner insgesamt berücksichtige – „ein Solidaritätsfaktor für Mecklenburg- Vorpommern und Hamburg gegenüber den noch volkskirchlichen Gebieten in Schleswig-Holstein“, so Antonioli. Doch die Kirchenmitgliedschaft in MV schrumpfe schneller als die in der restlichen Nordkirche – und damit die Finanzzuweisungen. So erhalte Pommern jetzt schon weniger Mittel als bei der Gründung der Nordkirche 2012 trotz des gegenwärtig sehr hohen Kirchensteueraufkommens.

„Kein Anlass zur Zeit, Stellen einzusparen“

Dazu drohe ein Mangel an Pastoren, „dessen Dramatik in den Gemeinden bisher kaum wahrgenommen wird“. Zwar würden etliche der jungen Nordkirchen- Geistlichen verpflichtet, in MV den Dienst aufzunehmen – aber so manche würden schnell wegen der ungewohnten Belastungen, so durch Verwaltungsaufgaben, aufgeben. „Der Kirchenkreisrat überlegt darum, diesen Anfängern eine Büroassistenz zu stellen“, erklärte Marcus Antonioli.

Durch einen Stellenplan des Kirchenkreises soll auch weiterhin an der Gemeinschaft der Dienste, also dem Miteinander von Pastorinnen, Gemeindepädagogen und Kirchenmusikern in einer Region, festgehalten werden – eine Besonderheit Mecklenburgs innerhalb der Nordkirche, „die aber längst nicht überall eingelöst ist“. Rund 1700 Gemeindeglieder seien dafür jeweils nötig – und ein Pastorenanteil in der Mitarbeiterschaft von 50 Prozent. Doch die ließen sich nicht wie andere Mitarbeitergruppen durch berufsbegleitende Ausbildungen heranbilden.

Eine entsprechende Strukturreform an den Anfang des Prozesses zu setzen, lehne die Arbeitsgruppe ab. „Denn anders als bei der letzten Strukturreform in den 90er-Jahren gibt es gegenwärtig keinen Anlass, Stellen im Verkündigungsdienst einzusparen“, so das Mitglied des Kirchenkreisrates.

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 16/2016