Nordkirche startet Fastenaktion mit fairen Produkten Das schmeckt nach Veränderung

Frisches für Freunde: So nennen Hans-Joachim Wenzel und Juliane Fengler den Mini-Gemüsebetrieb, den sie gerade in Greifswald aufbauen.

Foto: S. Marx

15.02.2015 · Schwerin. Fasten heißt nicht nur verzichten, sondern auch: frei werden für Neues. Unter dem Motto „Sieben Wochen mit…“ ruft die Nordkirche dazu auf, von Aschermittwoch bis Ostern mehr Produkte aus der Region und fairem Handel zu kaufen. Sybille Marx hat Koordinatorin Jutta Boysen sieben Fragen dazu aufgetischt.

1. Vegetarisch, vegan, regional - dauernd ist Thema, was man essen soll, jetzt kommen Sie auch noch mit dieser Aktion. Warum können wir nicht einfach essen, was uns schmeckt?

Natürlich können Sie essen, was Ihnen schmeckt. Das ist ja auch die Idee von „7 Wochen mit…“. Wir hoffen, dass Sie in dieser Zeit auf den Geschmack kommen: auf den besonderen von Wintergemüsen aus der Region und auf den von fair gehandelten Lebensmitteln, die Sie vielleicht noch nie probiert haben. Auf der Internetseite zur Aktion haben wir ganz viele Rezepte zusammengetragen, zum Beispiel für Kürbissuppe mit Kokosmilch und Apfelmangosaft. Mmmmh…super!

2. Wir Verbraucher mit unserem Hang, möglichst billig einzukaufen, sollen schuld sein an ausbeuterischer Massentierhaltung. Aber wenn es vernünftige Gesetze gäbe, kämen solche Waren doch gar nicht erst in den Laden!

Stimmt! Ich gebe auch nicht den Verbrauchern die Schuld, sondern sehe eher die Supermarktketten in der Verantwortung. Mit ihrem „immer mehr immer billiger“ haben sie die Massentierhaltung angekurbelt. Aber ich als Verbraucher muss eben nicht alles mitmachen. Wenn ich nur einmal in der Woche Fleisch esse, kann ich es mir leisten, Fleisch aus artgerechter Tierhaltung zu kaufen! Mir persönlich ist das wichtig, weil ich Massentierhaltung gräuslich finde. Biofleisch schmeckt auch anders. In Tansania hat mir ein Gastgeber mal Huhn aus dem eigenen Garten serviert, da hab ich erst gemerkt, wie Huhn eigentlich schmeckt!

3. Wenn man nur isst, was hier gerade wächst, wird die Auswahl aber schmal im Winter...

Ich beziehe seit drei Jahren zweiwöchentlich eine Kiste mit Gemüsen von Höfen aus der Region und freue mich immer noch, was ich Tolles darin entdecke: zum Beispiel „lila Luder“, lila Mohrrüben. Dann habe ich im Winter selbst Eingekochtes wie Kompott, außerdem Trockenobst, Gewürz- und Senfgurken. Und eben die Fülle von Reis, das Inka-Korn Quinoa, rote Linsen, scharfe Soßen, Kokosmilch aus dem Fairen Handel, Hülsenfrüchte und Nüsse aus der Region... Mir fehlt nichts!

4. Eigentlich müsste man aber nicht nur beim Essen, sondern auch bei anderen Produkten darauf achten, dass niemand für ihre Herstellung ausgebeutet wurde. Nur schafft das doch keiner, also was bringen da die 7 Wochen?

Gerade weil es erstmal „nur“ sieben Wochen sind, kann ich etwas anders machen als gewohnt. Und vielleicht ergeben sich neue Gewohnheiten.

5. Seit wann ist regional und fair ein Thema für Sie?

Ich war in den 70er und 80er Jahren als Freiwillige in Sri Lanka und als Lehrerin in Botswana. Mit wie wenig die Menschen dort auskommen müssen, hat mich erschreckt. Nachher war mir unser Überfluss hier zuwider. Für mich war nicht mehr selbstverständlich, dass es alles zu jeder Zeit zu kaufen gibt, ich wollte die Dinge wieder wertschätzen können. Mir ist wichtig geworden, wie etwas produziert wird. Auch hier in der Nordkirche gibt es faszinierende Versuche, jenseits der Massentierhaltung oder des konventionellen Anbaus landwirtschaftlich zu arbeiten - den Ökohof in Stahlbrode zum Beispiel oder den Gemüseanbau von Thomas Steger in Ückeritz.

6. Was hat die Aktion „7 Wochen mit...“ im vergangenen Jahr in der Nordkirche bewegt?

Es gibt keine genauen Statistiken darüber. Aber 40 Faire Kisten für die Präsentation und den Verkauf von fair gehandelter Waren sind von Gemeinden und Gruppen gekauft worden, Kitas haben sich beteiligt, Weltläden durch Sonderaktionen neue Kunden gewonnen. Die Leute konnten Höfe in der Region besichtigen, schauen, wie die Bauern dort wirtschaften. Eine Besucherin hat mir nachher gesagt: „Mir war gar nicht deutlich, dass die ihren Hofladen brauchen, um ihre Existenz abzusichern.“ Eben darum geht es uns: dass die Leute ein Gespür dafür kriegen, wie es den Menschen geht, die ihr Essen anbauen.

7. Was raten Sie Leuten, die den 7-Wochen-Test mitmachen wollen?

Am besten beim alltäglichen Einkauf nachfragen, wo unsere Lebensmittel herkommen und wie sie angebaut, geerntet und verarbeitet wurden. Bei Milchprodukten nach dem Herkunftsstempel schauen und wenn möglich Produkte aus MV wählen. Da lässt sich in Supermärkten vieles finden, auch fair gehandelte Köstlichkeiten. Wenn man sich dann noch mit anderen über das Entdeckte austauscht oder sich zum Kochen und Essen verabredet, macht so eine Fastenzeit richtig Spaß!

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 07/2015


Die Fastenaktion „Sieben Wochen mit“ wird am 22. Februar mit einem Gottesdienst ab 10 Uhr im Schweriner Dom eröffnet. Im Anschluss gibt es einen fair-regionalen Brunch im Rathaus. Weitere Informationen finden Sie hier