Bundestagsentscheidung Norddeutschlands Kirchen uneins über "Ehe für alle"

30.06.2017 · Kiel/Hamburg.

Die Kirchen im Norden haben die Bundestagsentscheidung für die "Ehe für alle" unterschiedlich beurteilt. Nach den Worten des evangelischen Landesbischofs der Nordkirche, Gerhard Ulrich, wird mit dem Beschluss "die Ehe zwischen Mann und Frau nicht abgewertet". Vielmehr bleibe sie maßgeblicher Rahmen für ein dauerhaftes Zusammenleben zweier einander liebender Menschen. Der Hamburger katholische Erzbischof Stefan Heße lehnt die "Ehe für alle" dagegen ab. "Für uns ist die Ehe die Liebes- und Lebensbeziehung zwischen Mann und Frau, aus der Kinder hervorgehen können."

Landesbischof Ulrich zollte den Bundestagsabgeordneten seinen Respekt. Sie hätten sich ihre Entscheidung nicht leicht gemacht. "Es ist gerade dieses große Verantwortungsbewusstsein, das geeignet ist, Diskriminierungen in der Gesellschaft abzubauen", sagte er. Ulrich räumte ein, dass es zu diesem Thema auch in der Nordkirche unterschiedliche Auffassungen gibt.

Heße bedauerte, dass das Eheverständnis der katholischen Kirche und die staatliche Interpretation der Ehe sich weiter voneinander entfernt hätten. Außerdem sei das "überhohe Tempo" der Entscheidung dem Thema nicht angemessen. Die katholische Kirche sehe, dass sich bestimmte Lebensverhältnisse verändert hätten. Heße: "Auch in gleichgeschlechtlichen Beziehungen werden wichtige Werte verwirklicht." Dennoch sei die Unterscheidung zwischen einer eingetragenen Lebenspartnerschaft und der Ehe sinnvoll.

Der Bundestag hatte am Freitagvormittag in Berlin mit einer deutlichen Mehrheit die Öffnung der Ehe für alle beschlossen. Künftig können homosexuelle Paare genauso heiraten wie Mann und Frau. Für den Gesetzentwurf aus dem Bundesrat stimmten 393 Abgeordnete, 226 dagegen, vier Parlamentarier enthielten sich der Stimme. Damit hat auch ein gutes Viertel der Abgeordneten von CDU und CSU für die "Ehe für alle" gestimmt. Insgesamt wurden 623 Stimmen abgegeben. Die namentliche Abstimmung erfolgte als Gewissensentscheidung der Abgeordneten ohne Fraktionszwang.

Quelle: epd