Nikolaikirche Wismar Ideenschmiede - Studenten erarbeiteten Gestaltungsvorschläge

Judy Lemcke haben es besonders die „riesenhohen“ Räume angetan. Sie will zum Beispiel in der Kinderkapelle zur Kirchenjahreszeit passende Mobiles von der Decke hängen lassen, „Löcher in der Decke sind ja dafür vorhanden“.

Foto: M. Wulf-Nixdorf

30.08.2014 · Wismar. Ergebnisse am Originalschauplatz Menschen vorstellen, die sie auch hören wollen, nicht nur ihrem Professor – das fanden die fünf Studentinnen der Hochschule Wismar am Donnerstagabend in der Nikolaikirche toll. Innenarchitektur-Studentinnen hatten sich in ihrem 6. Semester mit der Gestaltung von drei Kapellen und dem Eingangsbereich befasst, eine Studentin erarbeitete als Masterthesis ein homogenes Gesamtkonzept für die Gestaltung der Nikolaikirche.

Rund 30 Kirchengemeindemitglieder und Mitarbeiter waren gekommen, um sich von den Studentinnen ihre detaillierten Modelle und Zeichnungen erklären zu lassen. Trotz Semesterferien waren die jungen Frauen mit ihrem Professor Gerd Baron angereist, hatten zwei Tage mit Hilfe der Hochschul-Werkstatt alles aufgebaut und präsentierten eine sehr professionelle Ausstellung, die noch bis 22. September zu sehen ist. Die Kirchengemeinde würdigte die Arbeiten mit Nachfragen, einem liebevoll gestalteten Buffet und Rosen.

Kapellen waren in der Erbauungszeit für Familien und Gilden als Orte für Gebet, Bitte und Dank gedacht. Nach der Reformation wurden sie mehr und mehr Gedenkorte für Verstorbene. Heute werden die Kapellen zum Beispiel als Raum der Stille, Kinderkapelle, Gedenkort für Gefallene in den Weltkriegen, Bücherstube... manchmal aber auch als Museum oder auch Abstellraum genutzt. Sie als sakrale Räume mit moderner Handschrift zugänglich zu machen mit einer gestalterischen Linie – das ist u.a. Ziel der Nikolaigemeinde und so war sie dankbar, in Prof. Baron und seinen Studentinnen kompetente Partner vor Ort zu haben. 12 Arbeiten entstanden, vier nun sind – aus Platzgründen – in St. Nikolai ausgestellt plus der Masterthesis.

In den vier Semesterarbeiten ging es um den Eingangsbereich mit dem Windfang und dem Verkaufstresen sowie die drei Kapellen gleich rechts, die zurzeit als Kapellladen, Bücherkapelle und Kinderkapelle genutzt werden. Jede Studentin hatte ihre speziellen Vorschläge, aber dass der Windfang heller gestaltet werden sollte, die Chorschranken vor den Kapellen, ohnehin später eingebaut, überflüssig seien, dass Sitzmöglichkeiten zum Verweilen einladen sollten – darin waren sie sich einig.

Sie wissen auch um die finanziellen Nöte einer Kirchengemeinde – und blieben mit ihren Entwürfen und Vorschlägen auf der Erde. Aber, wie sagte es Judy Lemcke bei der Vorstellung ihrer Arbeit: Die Gedanken sind frei... Es wurde gedacht und erarbeitet, ohne schon in bauliche Details zu gehen und die Denkmalpflege permanent im Hinterkopf zu haben. Denn was nun wie von den Ideen umsetzbar sein wird, werden Bauausschuss, Projektgruppe Raum der Stille und Gestaltungsgruppe der Kirchengemeinde in den nächsten Monaten beraten.

Die Masterthesis von Zazie Burmester wurde bereits mit einem Innenarchitektur- Preis ausgezeichnet.

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 35/2014


Die Nikolaikirche Wismar ist täglich von 8 bis 20 Uhr offen.