Neujahrsbotschaft von Bischof AbromeitKraft in der Schwäche

29.12.2011 | Greifswald (rn). Machen nur die Merkels, Obamas und Putins Geschichte oder nicht auch die von Stauffenbergs, Martin Luther Kings und Sacharows? Sind es nur die Starken oder gestalten nicht auch die scheinbar Schwachen die Geschichte?

 

Die Jahreslosung 2012 erinnert an eine Kernaussage des christlichen Glaubens:

„Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig“ (2.Kor. 12, 9). Gott macht seine Geschichte nicht nur mit den Starken und Schönen, sondern auch genau so gut und auf seine Weise mit den Schwachen und Gewöhnlichen. Im Kern des christlichen Glaubens stehen scheinbar widersprüchliche Aussagen: Gott wird Mensch in einem Kind in der Krippe in Bethlehem. Jesus Christus vernichtet das Böse durch seinen Tod am Kreuz auf Golgatha. Der Heilige Geist belebt den toten Jesus in der Auferstehung. Man könnte die Jahreslosung 2012 als das dahinter liegende Prinzip verstehen: Gottes Kraft ist in den Schwachen mächtig.

 

Wir sollten daher unseren Kindern vorleben und sie so erziehen, dass es für das Leben entscheidend ist, wie Gott über einen Menschen denkt und nicht, was Dieter Bohlen meint, wer das Zeug zum Superstar hat.

 

Eine christliche bestimmte Pädagogik wird daher den Blick Gottes auf uns nicht aus dem Blick verlieren und auch die Schwachen, Geringen, Armen und Außenseiter wertschätzen. Gottes Vorliebe für die, die nicht so im Rampenlicht stehen, wird auch das Engagement seiner Kirche prägen. Und im übrigen: Schwachheit und Stärke sind keine Gegensätze sondern wir sind beides: mal stark und mal schwach und damit sind wir eben menschlich und in beidem von Gott gut angesehen.

 

Christen wissen, dass es häufig die in den Augen der Welt Geringgeachteten sind, die etwas Entscheidendes beizutragen wissen. Nicht die große Zahl, sondern das Stehen in der Liebe und in der Wahrheit sind z.B. auch für die Wirkung einer Kirche ausschlaggebend. Für die im Jahr 2012 geplante Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland, deren Teil die bisherige Pommersche Evangelische Kirche als zukünftiger Pommerscher Evangelischer Kirchenkreis sein wird, wird darum nach Begründung der neuen Kirchengestalt das Bemühen um ein Leben in Liebe und Wahrheit in den neuen Strukturen große Bedeutung für ihre Wirkung in der Gesellschaft haben.

 

Für die pommersche Kirche ist es ein großer Schritt, Teil einer von Dänemark bis Polen reichenden Nordkirche zu werden und Pommerscher Evangelischer Kirchenkreis zu sein. Dies schafft ihr auch in Zukunft einen Handlungsspielraum und sichert die kirchliche Arbeit in Vorpommern und das reiche pommersche Erbe in unserem Landstrich. Aber heute wie in Zukunft gilt auch für die evangelische Kirche in unserer Region, dass Gottes Kraft in den Schwachen mächtig ist.

 

Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit, Greifswald