Kirchengemeinde St. Johannis Rostock Neues Gemeinde-Chor-Haus für die Rostocker Johannisgemeinde

Von Hans-Günter Eckel

Das neue Gemeinde-Chor-Haus wird links von der Kirche stehen.

26.01.2014 · Rostock. Viele Jahre schon wünschen sich Kantorei und Gemeinde von St. Johannis Rostock ein Gemeindehaus, in dem zum Beispiel die großen Chöre gut proben können. Es gab auch immer wieder Gegenargumente: In einer Stadt wie Rostock gäbe es doch genug Räume, die man anmieten könne zum Beispiel – wozu die Kraft mit Bauen vergeuden? Nun aber steht das Projekt. Der Kirchenkreis Mecklenburg hat eine Förderung von 650 000 Euro in Aussicht gestellt. Die Gemeinde rechnet mit Gesamtkosten in Höhe von 1,2 bis 1,3 Millionen Euro.

Die St.-Johannis-Kantorei ist in Rostock und in Mecklenburg- Vorpommern ein Begriff. Mit über 400 Sängerinnen und Sängern in fünf Chören ist sie nicht nur die größte Kantorei im Land. Mit jährlich mehr als 50 Konzerten auf höchstem künstlerischem Niveau prägt sie zudem das musikalische Leben in der Hansestadt und darüber hinaus. Dies wird auch bei den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern immer wieder unter Beweis gestellt. In der Kinder- und Jugendarbeit leistet die Kantorei wertvolle Arbeit. Mehr als 200 junge Sängerinnen und Sänger bekommen nicht nur eine fundierte musikalische Ausbildung, sondern erleben auch die christliche Botschaft und bilden beim Singen Gemeinsinn und soziales Denken und Handeln. Die Arbeit der Kantorei wurde durch die Verleihung des Kulturförderpreises des Landes Mecklenburg- Vorpommern und des Kulturpreises der Hansestadt Rostock auch öffentlich gewürdigt.

Weniger bekannt ist, unter welch beengten räumlichen Bedingungen diese Arbeit geleistet werden muss. Der große Figuralchor kann gar nicht in St. Johannis proben. Der auf knapp 80 Mitglieder angewachsene Jugendchor hat nach wenigen Minuten im Gemeinderaum im wahrsten Sinne des Wortes „keine Luft mehr“. Ähnlich geht es den Kindern und auch den Mitgliedern des Motettenchores. Die Nutzung des Kirchenraumes als Probenraum führt zudem dazu, dass keine Proben möglich sind, wenn Tauf-, Traugottesdienste oder Trauerfeiern stattfinden. Doch auch die „nicht-singende“ Gemeindearbeit mit vielfältigen weiteren Angeboten für Kinder, Familien und Senioren leidet unter den beengten räumlichen Verhältnissen.

Zentralen Standort aus ideologischen Gründen nicht möglich

Die aus der St.-Jakobi-Gemeinde und Teilen der Heiligen-Geist-Gemeinde 1946 neu gegründete St.-Johannis-Gemeinde hätte sich damals einen zentralen Standort in der Stadt gewünscht, was aber aus ideologischen Gründen nicht möglich war. So fand die Gemeinde weiter am Rand, im damals noch wesentlich lichteren Barnstorfer Wald eine neue Heimat. Im Rahmen des Bartning-Notkirchen Programms entstand vor gut 60 Jahren eine architektonisch hochwertige Kirche, die zu den wenigen noch weitgehend im Originalzustand erhaltenen Bartning-Kirchen gehört. Schon beim Bau der Kirche war ein größeres Gemeinde- und Pfarrhaus geplant, konnte damals aber nicht ausgeführt werden.

In den letzten zwei Jahrzehnten wurde daher immer wieder diskutiert, wie die räumliche Situation für Kantorei und Gemeinde verbessert werden kann. Pfingsten 2011 hat sich der Kirchgemeinderat von St. Johannis an die Gemeinde gewandt, um ein Meinungsbild zu einem Neubau eines Gemeinde-Chor-Hauses einzuholen. Die Gemeinde hat sich an dieser Umfrage rege beteiligt und mit überwältigender Mehrheit für einen solchen Neubau ausgesprochen.

Gemeindemitglieder für Neubau

Im August 2011 wurde das Projekt bei einem Gemeindeabend mit den interessierten Gemeindegliedern diskutiert. Im Anschluss nahm das Kernteam seine Arbeit auf. In einem intensiven Diskussionsprozess, der sich bis zur Rüste des Kirchgemeinderats im Januar 2012 hinzog, wurde das Raumprogramm diskutiert. Dabei musste es gelingen, auf der einen Seite die für die verschiedensten Aktivitäten der Gemeinde notwendigen und wünschenswerten Räumlichkeiten zu berücksichtigen, auf der anderen Seite den Bau aber kompakt und kostengünstig zu halten.

Parallel dazu wurden die rechtlichen Rahmenbedingungen geklärt. In Absprache mit dem Grünamt, dem Stadtplanungsamt und der Denkmalschutzbehörde wurde erörtert, unter welchen Randbedingungen ein Neubau denkbar ist. Ergebnis war eine positiv beschiedene Bauvoranfrage.

Diese Vorarbeiten mündeten in der Auslobung einer Mehrfachbeauftragung zur Architektenfindung – umgangssprachlich auch als Architektenwettbewerb bezeichnet. Fünf Büros erarbeiteten im Sommer 2012 sehr verschiedene Entwürfe. Einstimmig wurde der Entwurf des Büros Johannsen & Partner aus Hamburg und Greifswald auf den ersten Platz gesetzt. Der Kirchengemeinderat hat beschlossen, diesen Entwurf als Grundlage für die weitere Arbeit zu nehmen.

Kirchenkreis Mecklenburg stellt Förderung in Aussicht

Im vergangenen Jahr ist das Vorhaben intensiv mit anderen Rostocker Gemeinden diskutiert worden. Der Bauausschuss des Kirchenkreises hat sich mit dem Gemeinde-Chor-Haus befasst, schließlich hat der Kirchenkreisrat in seiner Sitzung vom Oktober 2013 beschlossen, das Projekt zu fördern.

Der Neubau mit Chor- und Gemeinderaum und die denkmalgeschützte Kirche liegen an einem kleinen gemeinsamen Platz und sind von hier erschlossen. Der Baukörper des Neubaus reagiert in seiner Höhe auf die Kirche, bleibt niedriger in unmittelbarer Kirchennähe und wächst in Richtung Westen in die Höhe. Hierdurch entsteht ein auch in seiner Höhenentwicklung differenzierter Kirchplatz mit hoher Aufenthaltsqualität.

Zentraler Raum des Neubaus wird ein großer Saal von 180 m². Für die Proben der verschiedenen Chöre der Kantorei und für Vortragsveranstaltungen ist er mit Podesten ausgestattet. Die vordere, ebene Fläche kann mit einer beweglichen Wand ohne großen Aufwand abgetrennt werden und steht so für verschiedene Aktivitäten der Gemeinde zur Verfügung. Für große Gemeindefeste können die Podeste so umgestaltet werden, dass der ganze Saal beispielsweise mit Tischen und Stühlen bestückt werden kann.

Dazu kommen Küche, Garderobe und Toiletten und die Räume für die Haustechnik. Ein Gemeindebüro wird die Erreichbarkeit unsere Gemeinde verbessern und macht es möglich, in dem so entstehenden Gemeindezentrum auch die Verwaltungstätigkeiten auszuüben.

Spendenaktion „2 000 x 50“

Im Advent 2012 startete die Spendenaktion „2 000 x 50“. Mit 2 000 Spendenbausteinen soll ein finanzielles Fundament für das Gemeinde-Chor-Haus geschaffen werden. Der Aufruf stieß auf lebhafte Resonanz bei Gemeindemitgliedern und Sängern der Kantorei, die in den vergangenen 13 Monaten schon über 80 000 Euro spendeten.

Die St. Johannis-Gemeinde und Kantorei freuen sich über Unterstützung! Konto: Kirchengemeinde St. Johannis, Kontonummer 10 84 178, Volks- und Raiffeisenbank Rostock, BLZ 130 900 00, IBAN DE72 1309 0000 0001 0841 78. Die Spenden sind steuerlich abzugsfähig.

 

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 04/2014