Kirchengemeinde Malchow Auferstehung - Neues Altarbild für die Kirche in Nossentin

Von Hans-Joachim Kohl

Das neue Altarbild von Kerstin Borchardt für die Kirche Nossentin noch im Entwurf. Die blassen Farben passen gut zum Altar in Weiß und Grau

Foto: H. J. Kohl

20.04.2014 · Malchow. Mit dem neuen Altarbild setzt die Kirchengemeinde Malchow der Restaurierung der Nossentiner Kirche die Krone auf. Am Ostermontag enthüllt die Gemeinde das Bild von der Künstlerin Kerstin Borchardt aus Gotthun bei Röbel in einem Gottesdienst.

Knapp 14 Jahre hat es gedauert, die baufällige und schon (fast) aufgegebene Kirche in Nossentin „auferstehen“ zu lassen. Einer von drei Aspekten, die beim Gottesdienst am Ostermontag zusammentreffen, dazu die Auferstehung Jesu an Ostern und das Thema „Auferstehung“ im neuen Altarbild. Denn die Jury der Malchower Kirchengemeinde hatte sich das Thema „Auferstehung“ für das Bild gewünscht und das Christuswort aus dem Johannesevangelium (11,25) zugrunde gelegt: „Ich bin die Auferstehung und das Leben.“ Passend, denn die Kirchengemeinde lebt wieder in ihrer Kirche: Gottesdienste, auch die stimmungsvollen Hubertusmessen, Konzerte – mit der 2010 von Orgelbaumeister Andreas Arnold in Plau restaurierten Orgel, erbaut 1894 von Julius Schwarz – und vielbesuchte Filmvorführungen, sowie offene Kirche im Sommer.

Die beiden Aspekte „Auferstehung Jesu“ und „Auferstehung der Kirche Nossentin“ benannte die Jury bei der Ausschreibung zum neuen Altarbild: „Das Thema lässt sich sowohl in Bezug auf die Kernbotschaft des christlichen Glaubens, d.h. von Ostern her, als auch im Blick auf die Rettung und den Wiederaufbau der fast verlorenen Kirche zu Nossentin entfalten. … Über den Umgang mit dem gegenwärtig auf dem Altar stehenden großen, eher schlicht gearbeiteten Kruzifixus, bzw. über dessen Verbleib am Altar entscheiden Sie“, schrieb sie den Künstlern zur Orientierung.

Die Gewinnerin Kerstin Borchardt zögerte erst sich zu bewerben, traute sich dann aber doch, als sie hörte, dass bei dem neuen Altarbild keine figürliche Darstellung gefordert wurde. Am Ende waren es fünf Künstler, die ihre Vorschläge einreichten und in der Winterkirche in Malchow ausstellten, sodass Besucher und Gemeindemitglieder diese sehen und ihre Meinung dazu abgeben konnten.

Kerstin Borchardt ist zwar getauft, hat aber nicht den engen kirchlichen Bezug zum christlichen Glauben. Ausschlaggebend für sie war auch, dass sie zu der Zeit mit dem Tod konfrontiert wurde, weil mehrere Familienangehörige damals starben und sie davon stark bewegt wurde. Davon schrieb sie in ihren Gedanken zum neuen Altarbild: „Ewige Kreisläufe – kein Leben ohne Sterben. Letzteres zu akzeptieren fällt spätestens im Moment des Verlustes schwer.“ Nur „im Land der Erinnerungen und Träume“ erscheinen uns vielleicht noch Bilder, „in Schwarz- Weiß, Sepia und Blassbunt. Doch die Suche nach mehr Farbe gestaltet sich schwierig … Auf einen Bildträger gebannt, als Bestandteil eines Altars in einer Kirche – einem Ort der Stille – bieten sie uns jedoch die Möglichkeit inne zu halten, uns mit den Ideen von Metamorphose und Transformation zu beschäftigen, schließlich die Sinnhaftigkeit unserer endlichen irdischen Lebenskreisläufe zu erkennen.“

Schon bei ihrem Entwurf ging Kerstin Borchardt vorsichtig mit kräftigen Farben um. Dafür zollten die Besucher der Ausstellung in der Winterkirche Malchow ihr Anerkennung. Die Jury stimmte dann aber doch relativ knapp mit 5:4 für Kerstin Borchardts Entwurf.

Der neue Pastor Eckhard Kändler, der seit August 2013 in Malchow ist, findet die Entscheidung für das Bild von Kerstin Borchardt gut und „mutig“, auch wenn er kaum etwas zu dem Beschluss zum neuen Altarbild beitragen konnte, weil er zu der Zeit ja noch nicht Pastor in Malchow war. Die Kosten für das Altarbild in Höhe von 14 000 Euro wurden durch Spenden aufgebracht.

Angefangen hat die Rettung der Kirche Weihnachten 2000 als Nenard Geißler, der in Nossentin schräg gegenüber der Kirche wohnt, Pastor Dr. Ulrich Müller anrief und darum bat, sich doch dafür einzusetzen, dass die Kirche nicht abgerissen werden muss. Schon im Jahr darauf gründete sich der Förderverein, der über die Jahre engagiert Spenden einwarb. Bei der Schadensaufnahme im Juli/August 2001 durch das Ingenieurbüro Sagasser (Sternberg) stellte sich heraus, dass der ursprüngliche Fachwerkbau mit Backsteinen verkleidet und innen verputzt wurde. Die Balken in den Mauern waren stark verfault und vom Holzwurm zerfressen. Einmal begonnen, entwickelte sich eine auch an anderen Kirchen zu beobachtende Eigendynamik. Wo etwas begonnen wird, werden Menschen neugierig und gucken, loben und beginnen mitzuhelfen.

Bei den Baustellengottesdiensten kamen immer 100 bis 150 Besucher und konnten die Fortschritte sehen. Bei einem davon sprach Werner Holm aus Hamburg Pastor Ulrich Müller an, fragte nach den Bauabschnitten und versprach, dass der vierte der letzte sein werde und untermauerte das mit einer Spende von 100 000 Euro und noch einmal 10 000 Euro für die neue Glocke, die schon bald wieder weit ins Land schallte. Neben Großspenden und Prominentenzuspruch, z.B. durch den Ex-Bundesaußenminister Hans- Dietrich Genscher, gelang die schnelle „Auferstehung“ der Kirche Nossentin durch viele „kleine“ Spenden, Arbeitseinsätze der Gemeindeglieder und teils kostenlose Bauarbeiten wie z.B. durch die Elektrofirma Grotewendt aus Malchin, die die Elektroanlage wiederherstellte. Am 8. August 2010 konnte die Kirche zu Nossentin dann wieder eingeweiht werden.

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 16/2014