Katholische Gemeinde schenkte 100 Jahre altes Gestühl evangelischer Dorfgemeinde Neue alte Kirchenbänke in Parum

Von Marion Wulf-Nixdorf

Blick von einer Seitenempore in den großen Kirchraum mit den Kirchenbänken aus der katholischen Anna-Kirche in Schwerin

© kiz/Marion Wulf-Nixdorf

18.02.2014 · Parum. Katholische Kirchenbänke in evangelischer Kirche – das ist sicher nicht ganz gewöhnlich. Da ist es schon gewöhnlicher, dass Katholiken mit Evangelen verheiratet sind. Und genau so einem Ehepaar ist es gelungen, dass rund 30 Holzbänke aus der katholischen St. Annakirche in Schwerin in die über 500 Jahre alte Dorfkirche in Parum kamen.

Bei der letzten großen Kirchensanierung 1974 mussten die auf einem Holzsockel stehenden Kirchenbänke aus der Kirche in Parum herausgenommen und eingelagert werden, weil der Sandfußboden in Teilen der Kirche abgesackt war und ein Steinfußboden verlegt wurde. Dabei stellte man fest, dass die Holzbänke viel zu dicht an den Kirchenwänden gestanden hatten und die Wangen zum Teil verrottet waren, sagt der damalige Gemeindepastor. Für die Aufarbeitung fehlte das Geld. So wurden Stühle angeschafft und es entstand das, was sich so manche Gemeinde wünscht(e), einige auch ohne äußeren Zwang umsetzten: Ein frei gestaltbarer Raum ohne feststehende Bänke – wie in den Neubaukirchen und Gemeindezentren.

Für die Parumer aber blieb dies immer ein Provisorium. Nicht nur, dass der optische Eindruck störte – die Stühle erinnerten an die DDR-Schulstühle – auch die Akustik in der Kirche hatte sich verschlechtert, erzählt Kirchenälteste Kristin Kirsch aus Dümmer. Es war ein ständiges Scharren der leichten Stuhlbeine auf dem Steinboden.

Auch Gemeindepastorin Maria Harder – nun schon auf dem Weg in ihre neue Kirchengemeinde in Grevesmühlen – bestätigt: „Mir ist in all den Jahren immer wieder eine große Traurigkeit darüber in der Kirchengemeinde Parum begegnet, dass die Kirchenbänke weg waren. Das war immer wieder Thema.“

Zwischenzeitlich hatte es auch den Gedanken gegeben, neue, schönere Stühle zu kaufen – das hätte zumindest den Raumeindruck verbessern können – wäre aber auch ein Provisorium geblieben. Da lag vielen der Gedanke näher, passendes Gestühl anfertigen zu lassen. Mit diesem Vorschlag war Günter Golling aus Dümmer auf den Kirchgemeinderat zugekommen.

Aber dann erfuhr Ehepaar Kirsch im katholischen Gottesdienst in St. Anna, dass die Gemeinde von einem großzügigen Spender zweckgebunden Geld für neue Kirchenbänke erhalten habe. Im Gespräch mit Probst Eberlein fragten sie nach, was aus den alten gut erhaltenen werden soll: „Leider verheizen.“

Dann musste alles schnell gehen: Die Kirchenältesten wurden befragt – aber da lief Kirchenälteste Kristin Kirsch offene Türen ein. Am 27. März 2012 mussten die alten Bänke abgeholt werden, weil das neue Gestühl in St. Anna angeliefert wurde. „Mitten in der Woche fanden sich mehrere Männer bereit“, erzählt Pastorin Harder, „die die rund 30 schweren Bänke mit einem Lastwagen abholten. Das zeigt doch auch was!“

Nun stehen sie in der Kirche in Parum. Allerdings müssen sie noch passgerecht gemacht werden, denn es soll wieder einen Mittelgang geben. Außerdem sollen sie nicht wieder so dicht an der Wand stehen – nicht nur, damit man auch von den Wänden her in die Bankreihen gehen kann, sondern auch, um die Holzbänke vor eventueller Wandfeuchte zu schützen. Vier Bänke hat Tischler Andreas Kleine, der seine Werkstatt gegenüber der Kirche hat, modellhaft bereits auseinandergenommen, aufgearbeitet und auf das gewünschte Maß gebracht – damit die Kirchenmitglieder schon mal sehen, wie es aussehen wird. Der Anstrich wird dem Kirchenraum gemäß angepasst werden. Die Aufarbeitung der vier Bänke hat er gesponsert. Für jede Bank beläuft sich der Kostenvoranschlag auf rund 550 Euro.

Die Kirchengemeinde bittet um finanzielle Unterstützung, denn die rund 370 Kirchenmitglieder schaffen es nicht, diese Summe allein aus dem Kirchenhaushalt aufzubringen.

Kontonummer: 10 53 40 519
BLZ: 520 604 10 bei der EKK
Kennwort: „Kirchenbänke Parum“

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 07/2014