Erzbistum Hamburg Von Dargun bis Nordfriesland - Katholische Kirche will im Norden 28 Groß-Gemeinden bilden

21.06.2016 · Hamburg.

Das katholische Erzbistum Hamburg wird in den nächsten Jahren seine Gemeinden zu Groß-Gemeinden zusammenfassen. Aus den 80 Pfarreien in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg sollen 28 "Pastorale Räume" gebildet werden, berichtet die "Neue Kirchenzeitung". Hintergrund ist, dass dem Erzbistum Priester fehlen. Außerdem sollen Verwaltungskosten gespart werden. Ständiger Aufbruch gehöre zum Wesen der Kirche, schreibt Erzbischof Stefan Heße. "Wir müssen die vertrauten Binnenräume verlassen."

In den ländlichen Regionen werden einige der neuen Groß-Gemeinden eine Fläche von mehr als 2.000 Quadratkilometer haben. Die flächenmäßig größte Gemeinde liegt dann rund um Güstrow: Von Dargun im Osten bis Brüel im Westen sind es 120 Kilometer. Nach vorläufiger Planung soll auch Nordfriesland ein pastoraler Raum werden, weiter südlich wird Dithmarschen möglicherweise mit den Pfarreien des Kreises Steinburg zusammengelegt. Die Groß-Gemeinde im Osten Hamburgs soll von Bergedorf bis Büchen reichen. Kiel bildet bereits mit den umliegenden Gemeinden die neue Groß-Gemeinde "Franz von Assisi", Lübeck mit der Lübecker Bucht soll folgen.

Mit mehr als 27.000 Katholiken wird die Groß-Gemeinde "Bille-Elbe-Sachsenwald" im Osten Hamburgs die zahlenmäßig größte werden. Die kleinste wird "Parchim-Lübz" mit nur 2.200 Mitgliedern. 15 Kirchengebäude zählen zum neuen pastoralen Raum "Rostock", der von Kühlungsborn bis Marlow reicht. Aber auch die pastoralen Räume "Lübeck" und "Ostsee-Holstein" werden 20 Kirchen haben. Um sieben Schulen muss sich künftig "Hamburg-Süd" kümmern, "Johannes Prassek" im Nordosten Hamburgs hat sechs Kitas zu betreuen.

Mindestens ein Pfarrer in jedem pastoralen Raum

Der Fusionsprozess wurde bereits von Heßes Vorgänger, Erzbischof Werner Thissen, angestoßen. Seit 2009 beraten die Gremien. In jedem pastoralen Raum soll mindestens ein Pfarrer tätig sein. In der Regel wird er von weiteren Priestern unterstützt. Hinzu kommen "Orte kirchlichen Lebens" wie Kitas, Schulen oder Sozialeinrichtungen. Drei pastorale Räume existieren schon: "Katharina von Siena" im Nordwesten Hamburgs, "Johannes Prassek" im Nordosten und "Franz von Assisi" in Kiel. Dieses Jahr soll noch Rostock folgen. Für Anfang 2017 sind Neugründungen in Lübeck, Nordwest-Mecklenburg, Schwerin und Eckernförde-Rendsburg-Schleswig geplant.

Seelsorgerlich geleitet werden soll eine Groß-Gemeinde von einem "Pfarrpastoralrat" mit haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern. Er ersetzt die bisherigen Pfarrgemeinderäte. Auf Ebene der kleinen Gemeinden werden ein "Gemeindeteam" und eine "Gemeindekonferenz" die Arbeit koordinieren. Der Kirchenvorstand führt auf Großpfarrei-Ebene die Geschäfte.

Grund für die Strukturreform sind vor allem sinkende Einnahmen. 2014 hat das Erzbistum noch 95 Millionen Euro an Kirchensteuern eingenommen. Eine Studie des Erzbistums geht von einem Rückgang der Einnahmen um 40 Prozent in den nächsten 30 Jahren aus. Nach den Worten von Finanzdirektor Michael Focke belasten künftig zusätzlich die Pensionen der katholischen Lehrkräfte und die defizitäre Caritas den Haushalt. Einsparungen erhofft sich das Erzbistum unter anderem durch einen Personal- und einen Schulentwicklungsplan. Alle Kirchen, Gemeindehäuser und Kitas sollen überprüft und notfalls aufgegeben werden.

Quelle: epd