Von den Rosen lernen Mithilfe des Internets ist in der Uckermark ein ungewöhnlicher Pfarrgarten entstanden

Nicole Kiesewetter und Sybille Marx

Pastor Ulrich Kasparick zwischen den Rosen: Über die Gartenarbeit kommen Menschen miteinander in Kontakt, sagt er

Nicole Kiesewetter

29.07.2015 · Hetzdorf. Um Rosen-Spenden hatte Pastor Ulrich Kasparick im Internet gebeten. Inzwischen wächst hinter dem Pfarrhaus in Hetzdorf ein Rosenstock neben dem anderen – und die Gemeinschaft im Dorf.

„Internet@Garten“ steht am Schuppen hinter dem Pfarrhaus im uckermärkischen Hetzdorf. Seit drei Jahren sprießt hier im südlichsten Zipfel des Pommerschen Kirchenkreises ein ungewöhnliches Garten-Projekt. Mithilfe des Internets wollte Pastor Ulrich Kasparick einen Rosengarten entstehen lassen. „Einen, der Menschen unterschiedlicher Religion und Kultur verbindet“, wie er sagt – und auch jene anspricht, die sich keiner Religion zugehörig fühlen.

Die Idee ist aufgegangen wie ein Senfkorn: Drei Tage, nachdem Kasparick im Internet um Rosen gebeten hatte, kam die erste als Spende per Post, von einer Facebook-Freundin aus Finnland. Inzwischen wurzeln gut 200 gespendete Rosenstöcke aus Deutschland und anderen Ländern hier, der Garten musste erweitert werden – und hat sich zu einer kleinen Berühmtheit entwickelt.

Reisebusse halten vor der Tür, Kamera-Teams drehen Beiträge. Mehr als 5000 Menschen haben den Garten bereits besucht und Tausende lesen, was Kasparick im Internet-Tagebuch über die Entwicklung schreibt. Aber mindestens genauso wichtig ist dem Pastor etwas anderes: dass der Garten im Dorf selbst zum „Kommunikationszentrum“ geworden ist. Nach den regelmäßigen Umgrab- und Pflanzaktionen sitze man immer zusammen und rede miteinander, erzählt der Pastor.

Inzwischen können sich im Pilgerhaus am Rosengarten auch Besucher einmieten, um sich von Stress und Reizüberflutung zu „entgiften“. Und ein weiterer Arbeitszweig bildet sich gerade heraus: Eine Projektstelle für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen hat die Gemeinde eingerichtet. „Nun wird der Garten, was er immer werden sollte“, freut sich Kasparick: „ein Lernort“. Denn wer die Rosen mitversorge, begreife schnell, wie abhängig der Mensch von der Natur sei, trotz aller Technik. In diesem Jahr etwa wurde die Region von langer Troc kenheit überrascht, waren die Regentonnen und Wassertanks schnell leer, schildert der Pastor im Internet-Tagebuch – und übersetzt diese Erfahrung vorsichtig ins Theologische: „Wir Menschen hängen ab von dem, was uns der Himmel gibt.“

Die Kinder, mit denen man nun am Rosengarten arbeite, würden das hoffentlich auch lernen, sagt er: dass der Mensch nur ein sehr kleiner Teil der Natur ist. „Und es ist unsere Aufgabe, das, was uns gegeben wurde, zu pflegen und zu bewahren.“

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 30/2015