Gemeindezentrum Bad Doberan Millionenschaden wird behoben

Von Marion Wulf-Nixdorf

Hoffnung auf baldigen Abschluss der Bauarbeiten im leergeräumten Gemeindesaal des Doberaner Amtshauses: Pastor Albrecht Jax (Mitte) im Gespräch mit den Handwerkern Roberto Schruppner und Dirk Schreiber.

Foto: M. Wulf-Nixdorf

29.05.2016 · Bad Doberan. Die Freude währte kurz: Jahrelang hatte das Doberaner Amtshaus ruinös das Gelände am Münster verschandelt, bis entschieden wurde, dass hier nach Bauarbeiten im Finanzumfang von rund drei Millionen Euro das neue Gemeindezentrum einziehen soll. Aber schon ein halbes Jahr nach der Einweihung mussten Gemeindesaal und Suppenküche wieder geräumt werden. Das Gebäude stand komplett unter Wasser.

Der Doberaner Pastor Albrecht Jax weiß es noch genau: Am ersten Tag nach seinem Sommerurlaub im vergangenen Jahr, Donnerstag, der 27. August, kam er morgens zur Dienstberatung und bekam einen Schock: Das gerade vor sieben Monaten eingeweihte Gemeindezentrum, das im denkmalgeschützen, über 200 Jahre alten ehemaligen Amtshaus entstanden war, stand unter Wasser. Es sprudelte regelrecht, erinnert er sich.

Eine Warmwasserleitung war nicht richtig abgedichtet worden, so stellte sich heraus. Das Wasser war vermutlich mehrere Wochen lang unbemerkt in das Feldsteinfundament, das wie eine Wanne ist, gelaufen. Erst nachdem sich die Isolierschicht vollgesogen hatte, war das Wasser sichtbar zum Vorschein gekommen. Im Saal war der Parkettfußboden hochgekommen. Seither ist das gesamte untere Stockwerk mit Gemeindesaal und Suppenküche nicht mehr nutzbar. Der Schaden: knapp eine Million Euro.

Zum Glück konnte wenigstens das Obergeschoss im gerade erst für rund drei Millionen Euro sanierten und umgebauten Amtshaus weiter für die Gemeinde mit Büro des Kirchenmusikers und des Pastors, fünf Gemeinderäume sowie für die Beratungsstelle der Diakonie genutzt werden.

Kurz nach der Entdeckung des Schadens ging man noch davon aus, dass die Behebung „Monate, vielleicht sogar ein halbes Jahr dauern“ werde. So stand es in der Kirchenzeitung am 6. September 2015. Doch noch immer sieht es im Saal aus wie vor anderthalb Jahren während der Bauzeit.

Viel Solidarität vor Ort für die Gemeinde

Erst zum Ende des Sommers rechnet Pastor Jax damit, dass der Fußboden wieder liegt und dann der Gemeindesaal wieder eingeräumt werden kann. Die Suppenküche, deren Räume am meisten betroffen waren, wird wohl erst im Laufe des Herbstes einziehen können.

So konnten in der zurückliegenden Winterzeit auch die Gottesdienste nicht im neuen Gemeindesaal gefeiert werden. „Da war es gut, dass sich der Beginn für die im Küsterhaus, dem alten Gemeindehaus, geplanten Umbauarbeiten so lange hingezogen hatte. So mussten wir nur wieder Stühle und Altar aufstellen und konnten wie viele Jahrzehnte im Winter in dem dortigen Saal unsere Gottesdienste feiern“, so Münsterpastor Albrecht Jax.

Das einzig Gute an dem Schaden, den die Versicherung der Handwerksfirma tragen muss, ist: Die Kirchengemeinde erlebte in den letzten Monaten große Solidarität im Ort. So ist die Suppenküche im „Haus Gottesfrieden“ der Landeskirchlichen Gemeinschaft untergekommen. Dort konnten auch einige Veranstaltungen der Münstergemeinde stattfinden. Auch die katholische Gemeinde war gastfrei und stellte Räume für Gottesdienste, Andachten, Proben, Seniorennachmittage und andere Treffen zur Verfügung.

Das Gebäude war 1793 bis 1801 als herzogliches Jagdschloss errichtet und später als Amtsverwaltung genutzt worden. Nach 1989 waren zunächst das Arbeitsamt und zuletzt die Stadt- und Kreisbibliothek hier untergebracht. Seit 2001 hatte es leergestanden.

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 22/2016