Anhaltende Abwärtsspirale Methodisten schließen ihre letzte Kirche in Vorpommern

17.08.2019 · Wiepkenhagen.

Die Evangelisch-Methodistische Kirche wird am Sonntag (18. August) ihre letzte Kirche in Vorpommern schließen. Von der Gnadenkapelle in Wiepkenhagen zwischen Ribnitz und Damgarten (Kreis Vorpommern-Rügen) soll mit einem Gottesdienst (10 Uhr) Abschied genommen werden, heißt es in der "Mecklenburgischen & Pommerschen Kirchenzeitung" (18. August). Ein paar Menschen seien sonntags immer noch im Gottesdienst, aber eben nur ein paar, Änderung nicht in Sicht, sagte Methodisten-Pastor Rainer Prüßmann dem Bericht zufolge.

Als Predigtstätten der Methodisten in MV bleiben künftig Rostock, Altenhagen (Ortsteil von Kröpelin) und Neubrandenburg (alle in Mecklenburg). Die wenigen Gemeindeglieder, die noch in Wiepkenhagen aktiv waren, könnten sich nun nach Rostock orientieren oder sich der evangelischen Nordkirche anschließen, sagte Prüßmann.

"Es ist immer traurig, wenn etwas zu Ende geht", sagte Pastor Prüßmann. "Vor allem für die Menschen, die hier über Jahrzehnte gelebt, gehofft und gebetet haben." In der Geschichte des Christentums seien aber immer wieder Gemeinden gekommen und gegangen, der Glaube höre deshalb nicht auf. Möglicherweise gebe es auch in Vorpommern wieder einmal glaubensintensivere Zeiten. "Ich bete dafür."

Prüßmann arbeitet dem Bericht zufolge derzeit als einziger methodistischer Pastor in Mecklenburg-Vorpommern. Er betreut damit ein Seelsorgegebiet, in dem vor kurzem noch zwei, vor ein paar Generationen noch vier Pastoren arbeiteten. "Es geht uns ähnlich wie der evangelischen Landeskirche", sagte er. In den vergangenen Jahrzehnten seien Gemeindeglieder gestorben oder weggezogen, einzelne ausgetreten. Die Zahl der Taufen und Eintritte habe diesen Rückgang nicht aufgefangen. "Wir haben keine Möglichkeit gefunden, diese Abwärtsspirale aufzuhalten."

Die methodistische Kirche in MV hatte Ende 2018 noch 159 Kirchenglieder, die sich auf die Gemeinden Rostock, Altenhagen, Neubrandenburg und Wiepkenhagen verteilten, teilte Superintendent Gabriel Straka auf epd-Anfrage in Berlin mit. Der bisherige Pastor der Gemeinden Rostock und Altenhagen werde in diesem Jahr auf eine neue Stelle in Süddeutschland wechseln. Eine reguläre Neubesetzung der Stelle sei für 2020 geplant.

Bis dahin hätten die beiden Gemeinden Rostock und Altenhagen einen Gemeindeberater zur Seite, und Pastor Prüßmann sei neben dem Dienst in Neubrandenburg mit der Leitung der Vakanz beauftragt. Außerdem sei es wichtig, die verbleibenden und zum Teil verstreut wohnenden Kirchenglieder und Freunde der Gemeinde Wiepkenhagen weiter im Blick zu haben und zu betreuen. Die methodistische Kirche habe in den vergangenen Jahrzehnten in MV bereits ihre Predigtstätten in Kühlungsborn, Schwerin, Wismar und Stralsund aufgeben. "Das war und ist für uns sehr schmerzlich", sagte Straka.

Die Freikirche der Methodisten war aus einer Erweckungsbewegung im 18. Jahrhundert in England enstanden, heißt es auf der Internetseite der Kirche. Ein paar Studenten um John und Charles Wesley hatten damals begonnen, einen bewusst christlichen Lebensstil zu führen, der von ihren Kommilitonen als "methodistisch" verspottet wurde: mit intensivem Bibelstudium, Gebet, Diensten an Armen, Kranken, Arbeitslosen und Gefangenen. Der Spottname wurde später zum offiziellen Namen. Heute hat die Evangelisch-Methodistische Kirche weltweit über 51 Millionen Mitglieder, deutschlandweit rund 50.000, davon etwa 10.000 in der "Norddeutschen Konferenz".

Quelle: epd