Sommerpressekonferenz Bundeskanzlerin Angela Merkel für mehr Dialog zwischen Ost und West

19.07.2019 · Berlin.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat zu mehr Dialog zwischen Ost- und Westdeutschen ermuntert. Außerdem zeigte sie Verständnis für Enttäuschungen in den neuen Bundesländern. Die Arbeit der Treuhandanstalt sei seinerzeit "sehr leidenschaftlich" gemacht worden, aber es seien sicherlich dabei "auch mental Verletzungen entstanden", räumte die Kanzlerin am Freitag in ihrer traditionellen Sommerpressekonferenz in Berlin ein. Was heutige Kontakte zwischen Ost und West angehe, gebe es manchmal etwa in Schulen Partnerschaften nach ganz Europa. Denkbar wäre aber beispielsweise auch mal eine Partnerschaft nach Vorpommern, fügte Merkel hinzu.

"Ich habe immer wieder in diesen Jahren dafür geworben, dass man sich noch mehr voneinander erzählt", machte die Kanzlerin deutlich. Merkel erinnerte an die schwierigen Veränderungsprozesse in der ostdeutschen Wirtschaft nach 1990. Gleichwohl sei es damals richtig gewesen, sich trotz Verwerfungen für eine schnelle Währungsunion zu entscheiden.

Leider habe allerdings bis heute kein einziges großes Dax-Unternehmen seinen Sitz in den ostdeutschen Bundesländern. Viele junge, erfolgreich in die deutsche Einheit hineingewachsene Leute lebten nicht mehr an ihrem Geburtsort in Ostdeutschland, sondern etwa in Bayern oder Stuttgart. Die dort Gebliebenen hingegen sähen ihre Enkel woanders aufwachsen: "Das sind Entwicklungen, an denen müssen wir arbeiten." Deswegen sei die Arbeit der Kommission gleichwertige Lebensverhältnisse so wichtig.

Merkel erinnerte sich in der Pressekonferenz auch an Techniken im DDR-Alltag, die heute nicht mehr gefragt seien. So habe es Tauschbörsen gegeben, Sommersachen seien in der Mangelwirtschaft im Winter gekauft worden und ähnliches. "Man war ja fleißig in der DDR", sagte Merkel. Jedoch mache es traurig, dass diese Fähigkeiten durchs Leben zu kommen, heute nicht mehr notwendig seien: "Das bekümmert einen natürlich manchmal." Viele Menschen, die vielleicht arbeitslos geworden seien, sagten sich, sie hätten doch auch "gerackert". Darüber brauche es mehr Dialog.

Quelle: epd