Reformations-Schatzkiste soll Pädagogen unterstützen Luther zieht in die Kitas

Von Sybille Marx

Könnten bald eine Hauptrolle spielen in Evangelischen Kitas: Martin Luther (r.), der Ablassprediger Tetzel (l.) und ein Bauer, hier im Figurentheater der neuen Reformations-Schatzkiste.

Foto: Karin Emersleben

01.11.2015 · Elmshorn/Schwerin. Wie erzählt man Dreijährigen von Luther? Im Vorfeld des Reformationsjubiläums 2017 haben Fachleute aus der Nordkirche darüber gegrübelt. Ergebnis: eine Schatzkiste.

Er ist klein, aus bemalter Pappe und doch mehr als eine Pappfigur: jener Luther, der bald in möglichst vielen Kitas der Nordkirche auftauchen soll, als Hauptperson in einem Tischfigurentheater. Eine „Reformations-Schatzkiste“ haben die Arbeitsstelle Reformationsjubiläum 2017 der Nordkirche und Partner aus der Kindergottesdienst- und Kita-Arbeit der Landeskirche zusammen entwickelt: eine Holztruhe mit Spiel und Bastelideen, Materialien und einer Broschüre zum Thema.

Es ist der Versuch, Luthers Ideen in Kitas und Kindergottesdienste zu bringen, schon die Kleinsten auf das Reformationsjubiläum 2017 einzustimmen. „Wir wollen Erzieherinnen und Erzieher ermutigen, sich an das Thema Reformation heranzuwagen“, erklärt Theologin Karin Emersleben von der Schatzkisten-AG. Insgesamt zehn Fachleute aus Ost und West haben über Monate daran gearbeitet.

Welche Kinderthemen stecken in den Entdeckungen der Reformatoren? Was haben Selbstvertrauen und Mut der Kinder, Beteiligungsmöglichkeiten, Beschwerdeverfahren und andere Lebensthemen mit der Reformation zu tun? Antworten darauf sollen Kinder mit der Kiste finden können.

„Singen zum Beispiel ist urreformatorisch“

„Wir wollen den Erziehern aber auch zeigen: Vieles, von dem, was Ihr tut, ist urreformatorisch“, sagt Karin Emersleben. Singen zum Beispiel. 1544 habe Luther in einer programmatischen Predigt erklärt, in der Kirche solle nichts anderes geschehen, „als dass unser lieber Herr selbst mit uns rede durch sein heiliges Wort und wir umgekehrt mit ihm reden durch unser Gebet und Lobgesang“. Dass die Gemeinde im Gottesdienst singt, dass sie mit Gott im Dialog ist – dieser Gedanke sei neu gewesen. „So hat Luther ein Stück Mündigkeit in die Gemeinde gebracht.“ Im Beiheft zur Schatzkiste wird das nicht nur erklärt, eine Anleitung zeigt auch, wie man Luthers Lied „Vom Himmel hoch“ als Singspiel aufführen kann. Kerstin Klein, Mitarbeiterin des Diakonischen Werks MV in Schwerin, hat zudem Rezepte aus Luthers Zeiten getestet, die besten in ein Beiheft gebracht. Und in einer Saatbox stecken Samen für Gemüsepflanzen, wie sie damals in jedem Garten wuchsen.

Margot Käßmann, EKD-Botschafterin für das Reformationsjubiläum 2017, hofft nun, dass so „möglichst viele Kinder die Reformation und ihre Schätze für sich entdecken“. Die erste Resonanz auf das Angebot sei jedenfalls ermutigend, sagt Karin Emersleben. Ein Kirchenkreis in Westholstein etwa will seine 42 Evangelischen Kitas alle mit der Schatzkiste ausstatten. „Und sogar aus anderen Landeskirchen kamen Bestellungen.“

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 44/2015