Stralsunder Schwesternheimathaus Lang ersehntes Wiedersehen nach Isolation

Begegnung nach wochenlanger Trennung: Angelika Stabenow (2.v.li.) besucht ihre Mutter (2.v.re.) im Stralsunder Schwesternheimathaus und erhebt das Glas zusammen mit Einrichtungsleitung Christine Wawrsich (li.) und Pflegedienstleitung Christine Oehlandt (re.) nachträglich auf den 99. Geburtstag ihrer Mutter Ingeborg Hintze.

Foto: PEK/S. Kühl

20.05.2020 · Stralsund. Durch die Lockerungen der Besuchsregeln können die Menschen im Stralsunder Schwesternheimathaus wieder Angehörige empfangen. Zu den ersten Begegnungen zählte die zwischen der 99-jährigen Ingeborg Hintze und ihrer Tochter Angelika Stabenow.

„Wir sind so glücklich, uns wiederzusehen“, sagt Angelika Stabenow. Ihre Mutter Ingeborg Hintze nickt, auch wenn es strenge Abstandsregeln gibt und sich Mutter und Tochter nicht umarmen können, so gern sie das auch möchten. Seit Mitte März waren Besuche nicht mehr möglich. Durch die Lockerungen der Besuchsregeln können die Menschen im Stralsunder Schwesternheimathaus seit dem vergangenen Freitag wieder Angehörige empfangen. Zu den ersten Begegnungen zählte die zwischen Angelika Stabenow und ihrer Mutter Ingeborg Hintze, die am 31. März ihren 99. Geburtstag feierte. „Wir konnten wegen der Regeln zur Eindämmung der Corona-Pandemie nicht dabei sein, das war sehr schmerzvoll“, sagt Angelika Stabenow. Durch die wochenlange Trennung sei so viel gemeinsame Lebenszeit verloren gegangen.
 
Einsamkeit ist das Schlimmste
 
„Vor der Pandemie habe ich meine Mutter zweimal wöchentlich besucht. Nun durften wir so lange nicht zusammenkommen. Einsamkeit ist für ältere Menschen das Schlimmste, auch wenn mir meine Mutter am Telefon immer gesagt hat, dass sie im Schwesternheimathaus gut aufgehoben ist und ich mir keine Sorgen zu machen brauche“, so Angelika Stabenow. Zum Geburtstag von Ingeborg Hintze ohne Angehörige gestaltete ein kleiner Kreis aus Mitarbeitenden ein „musikalisches Ständchen“ mit großem Abstand. „Das war eine fremdartige Situation“, sagt Schwester Christine Wawrsich, Einrichtungsleiterin des Schwesternheimathauses. „So ein besonderer Geburtstag wäre sonst natürlich groß gefeiert worden. Nun sind wir sehr froh, dass die Türen mit Einschränkungen wieder geöffnet werden können.“
 
Umfangreiches Schutzkonzept ermöglicht Kontakte
 
Dafür hat das Schwesternheimathaus ein umfangreiches Schutzkonzept erarbeitet und dem Gesundheitsamt zur Kenntnisnahme vorgelegt. So müssen sich Besuchende unter anderem in Listen eintragen, es gibt Besuchszonen und Absperrungen. Eine feste Kontaktperson darf maximal eine Stunde täglich für einen Besuch ins Haus kommen. „Auch wenn alle diese Maßnahmen herausfordernd sind, überwiegt die Freude bei den Bewohnerinnen und Bewohnern des Schwesternheimathauses und ihren Angehörigen, endlich wieder die Möglichkeit eines persönlichen Miteinanders zu erfahren“, sagt Christine Wawrsich. „In den zurückliegenden Wochen haben wir versucht, trotz der Beschränkungen und der Isolation, den Alltag so normal wie möglich zu gestalten. Unsere Bewohnerinnen und Bewohner haben auf die Situation größtenteils mit sehr viel Gelassenheit und Verantwortungsbewusstsein reagiert. Dafür sind wir ihnen dankbar.“
 
Viel Hilfe und Anerkennung erfahren
 
Dennoch habe es auch dramatische Szenen gegeben, so Christine Wawrsich. Das bestätigt Pflegedienstleiterin Schwester Christine Oehlandt. „Es flossen auch mal Tränen. Darum ist es gut, dass die Besuche endlich wieder unter Auflagen durchführbar sind. Es war eine harte Zeit auch für die Pflege- und Betreuungsmitarbeitenden, die alles getan haben, damit die Bewohnerinnen und Bewohner den Druck nicht spüren.“ Und Christine Wawrsich ergänzt: „So eine Situation ist noch nie dagewesen. Umso größer ist unsere Dankbarkeit dafür, welche Kraft und wie viel Verständnis die Menschen in unserem Haus in diesen Wochen gezeigt haben. Wir freuen uns, dass nun wieder Kontakte möglich sind. Gleichzeitig danken wir allen, die uns in diesen schwierigen Zeiten unterstützt haben und es weiterhin tun.“ Es sei unglaublich gewesen, wie viel Hilfe und Unterstützung, Anerkennung und Zuwendung das Schwesternheimathaus in den vergangenen, sehr schwierigen Wochen erfahren habe, so Christine Wawrsich. „Dafür wollen wir unseren ganz herzlichen Dank sagen.“
 
Vom Bläserkonzert bis zum Hör-Gottesdienst
 
Unter anderem wurde selbst genähter Mund-Nasen-Schutz gespendet, die Seifenmanufaktur „Duft-Noten“ stellte Seife zur Verfügung, Bläser aus mehreren Kirchengemeinden gaben auf dem Hinterhof ein Konzert, Gottesdienste auf DVD beziehungsweise CD wurden vorbeigebracht und die Oberin der Schwesternschaft der Evangelischen Frauenhilfe  gestaltete Gründonnerstag einen Hör-Gottesdienst, der über die Lautsprecheranlage des Hauses in die Zimmer übertragen wurde. „Besondere Freude erzeugte die Briefaktion des Diakonischen Werks zum Osterfest“, so Christine Wawrsich. „Die Briefe waren tief beeindruckend und machten Mut.“ Vom Sonderpädagogischen Förderzentrum Stralsund sei ein ganzer Karton voller Basteleien und Grußkarten gekommen. „So hatten wir in diesen Wochen immer das gute Gefühl, dass an unsere Bewohnerinnen und Bewohner, an unsere Mitarbeitenden und unser Haus gedacht wird“, sind Christine Wawrsich und ihr Team allen Unterstützenden dankbar.

Quelle: PEK (sk)