Evangelische Kirche in Mitteldeutschland Landesbischöfin Junkermann wechselt zur Uni Leipzig

20.11.2018 · Magdeburg. Unmittelbar vor der am Mittwoch beginnenden Herbsttagung der Synode der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) herrscht Klarheit über die Zukunft von Ilse Junkermann. Die Landesbischöfin wird nach Ablauf ihrer Amtszeit an die Universität Leipzig wechseln. Ab dem 1. September 2019 soll sie dort die Forschungsstelle "Kirchliche Praxis in der DDR. Kirche (sein) in Diktatur und Minderheit" leiten.

Im November 2017 waren die Synodalen von der Entscheidung des Landeskirchenrates überrascht worden, die Amtszeit von Junkermann - der ersten Bischöfin der EKM nach der zum 1. Januar 2009 vollzogenen Fusion von Evangelischer Kirche der Kirchenprovinz Sachsen und der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen - nicht zu verlängern. Die 61-Jährige wollte ihr Amt ursprünglich um etwa vier weitere Jahre bis zum Erreichen ihrer Pensionsgrenze ausüben, fand aber in der Kirchenleitung dafür nicht die nötige Unterstützung. Ein Nachfolger für das Bischofsamt wird gegenwärtig gesucht. Er soll auf der Frühjahrstagung der Synode im kommenden Mai gewählt werden.

Als Landesbischöfin habe sie die Rolle der evangelischen Kirche zur Zeit der DDR intensiv reflektiert, sagte Junkermann zu ihrer neuen Tätigkeit. Dabei sei ihr aufgefallen, wie wenig davon im gesamtdeutschen Leben der Kirchen und im wissenschaftlichen Diskurs präsent sei. Wie die Kirchen in der DDR, angefeindet vom Staat und unter erschwerten Bedingungen, ihr christliches Profil noch geschärft haben, sei kaum erforscht. "Diese Forschungsarbeit lässt sich sehr gut an die Erfahrungen als Landesbischöfin anschließen", versicherte die Theologin. Sie erhoffe sich wichtige Ergebnisse für die wissenschaftliche Theologie und die kirchliche Praxis, insbesondere im Blick auf die Situation von Kirche in der Minderheit.

Die Forschungsstelle wird nach EKM-Angaben neu eingerichtet und am Lehrstuhl für Praktische Theologie der Theologischen Fakultät angesiedelt. Sie laufe im August 2023 aus. Ein halbes Jahr früher, im März 2023, gehe Junkermann in den Ruhestand.

Als Aufgaben der Forschungsstelle nannte Alexander Deeg, der Inhaber des Lehrstuhls, "die Recherche des zur Verfügung stehenden Materials sowie die Sichtung und Bündelung der bisherigen Forschung". So soll insbesondere der noch offene Forschungsbedarf sondiert werden. Auf vier Jahrestagungen, einem Auftakt- und einem Abschluss-Workshop sei dann Gelegenheit, die Ergebnisse zu präsentieren und auch zu diskutierten. Man plane auch mit Veröffentlichungen. "30 Jahre nach der Friedlichen Revolution geht es auch darum, Dokumente vor dem Vergessen oder der Vernichtung zu bewahren, die Expertise von Zeitzeugen einzubeziehen und vor allem, ein wichtiges Kapitel kirchlicher Praxis umfassend wahrzunehmen und zu würdigen", so Deeg abschließend.

Die Personalkosten für die neue Stelle will bis dahin die EKM übernehmen. Die Sachkosten würden von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) und der Union Evangelischer Kirchen (UEK) finanziert. Die Zusammenarbeit mit der Universität Leipzig hätten die Kirchen mit einem Vertrag fixiert, der kürzlich unterzeichnet worden sei, sagte ein EKM-Sprecher.

Der mitteldeutschen Kirche gehören über 700.000 evangelische Christen an; rund 450.000 davon in Thüringen und etwa 240.000 in Sachsen Anhalt. Die übrigen Mitglieder stellen Gemeinden in den Randgebieten von Brandenburg und Sachsen.

Quelle: epd