Dankveranstaltung des Kirchenkreises Mecklenburg Landesbischof Ulrich: „Küster sind Hüter der Orte des christlichen Lebens“

Von Christian Meyer und Liam Möller

Mehr als 130 Küsterinnen und Küster waren der Einladung des Kirchenkreises zur Dankveranstaltung in die Rostocker St. Nikolaikirche gefolgt.

Fotos: kirche-mv.de/D. Vogel

24.01.2019 · Rostock. „Wenn Sie, liebe Küsterinnen und Küster, den Menschen von den Schätzen in unseren Kirchen erzählen, die ja alle Stein, Holz, Farbe und Bild gewordenes Evangelium sind, dann verkündigen Sie selbst.“ Mit diesen Worten dankte Landesbischof Gerhard Ulrich den 400 haupt- und ehrenamtlich tätigen Küsterinnen und Küstern in den 247 evangelisch-lutherischen Kirchengemeinden in Mecklenburg. Mehr als 140 Frauen und Männer waren am gestrigen Mittwoch (24. Januar) der Einladung des Kirchenkreises zur Dankveranstaltung in die Rostocker St. Nikolaikirche gefolgt.

In seiner Tischrede würdigte Landesbischof Ulrich das Engagement der Küsterinnen und Küster: „Sie sind die Hüter der Orte des christlichen Lebens hier in Mecklenburg. Kirchen, Gemeindehäuser und Friedhöfe sind kostbare Schätze. Sie sind Gestalt gewordene Geschichte. Sie erzählen von den Menschen, die sich hier zusammengefunden haben, um Gottes Wort zu hören und sich Kraft zu holen aus dem Glauben für ihr Leben und das Sterben. Sie sind Orte der Begegnung: mit Gott und den Menschen.“ Wenn Küster den Menschen von den Schätzen in unseren Kirchen erzählten, „die ja alle Stein, Holz, Farbe und Bild gewordenes Evangelium sind, dann verkündigen Sie selbst“, so der Landesbischof und dankte ganz herzlich für alles, was die Küsterinnen und Küster tagein, tagaus in den Kirchengemeinden leisten.

Propst Sauermann: Küster gestalten die Kirchen einladend

Bereits in der Andacht zu Beginn hatte Propst Dirk Sauermann (Parchim) im Namen der mecklenburgischen Synode, des Kirchenkreisrates, von Pröpstin Britta Carstensen (Neustrelitz), Propst Wulf Schünemann (Rostock) und Propst Marcus Antonioli (Wismar) den Küsterinnen und Küstern für ihren Dienst herzlich gedankt. „Sie bereiten den Gottesdienst vor und nach, schmücken den Altar mit Blumen, füllen Wein in den Kelch, legen die Hostien in die Pyxis, pflegen und wechseln die Paramente, entfernen die Spinnweben aus den Ecken“, skizzierte der Propst die vielfältigen Küsteraufgaben.

Viele Pastorinnen und Pastoren wüssten daher, „wo dieser Dienst fehlt, wird es schwierig“. Direkt an die mehr als 140 Anwesenden gewandt sagte Dirk Sauermann: „Unsere kirchliche Landschaft wäre nicht nur ärmer ohne Sie, sondern es fehlten eben auch Menschen, die aus einem bestimmten Blickwinkel auf das Kirchengebäude und die dazugehörige Gemeinde schauen. Sie sind es, die unsere Kirchen einladend gestalten. Ihr Dienst ist unverzichtbar!“

Darüber hinaus ermögliche der Dienst der Küster, ergänzte Dr. Maria Pulkenat vom Zentrum Kirchlicher Dienste Mecklenburg, dass sich jährlich tausende Besucher, „die Botschaften des Kirchenraums und seiner Kunstwerke erschließen“, indem diese auch außerhalb der Gottesdienste zugänglich seien.

Küsterdienst ist ein Rädchen, das nicht fehlen darf

Aus Sicht einer langjährigen Küsterin hielt Christine Schade eine zweite Tischrede. Küster seien „wahre Allrounder und ohne sie wird es düster“, sagte die Crivitzerin in Anspielung auf einen Slogan. Die Tätigkeiten seien in den vergangenen Jahren umfangreicher geworden. Vielen Küsterinnen und Küster sei es Herzenssache, eine wahre Berufung und zugleich empfänden sie die Vielfalt der Arbeit als erfüllend. Schade: „Wir sind kleine Rädchen im großen Räderwerk Kirche – aber wir wissen, keines darf fehlen.“

Kritisch merkte sie an, dass der Spagat zwischen Küsteramt und anderen Arbeiten sich oft als schwierig erweise. „Notwendig ist eine frühzeitige Einbindung von Küstern in die Planung und Organisation von Gemeindeveranstaltungen und Projekten“ Denn der Küsterdienst sei „mehr als nur Kirche aufschließen, Kerzen anzünden und Blumen aufstellen“. Christine Schade zeigte sich erfreut darüber, dass „wir Küster in den vergangenen Monaten viel Wertschätzung erfahren und unser Dienst neu wahrgenommen wird.“ Der Danknachmittag des Kirchenkreises sei eine wunderbar gelungene Geste für sie und die rund 320 ehrenamtlichen und 80 hauptamtlichen Küsterinnen und Küster in Mecklenburg.

Neben einer Andacht und den beiden Tischreden erfreute ein Konzert mit Musikern um Karl Scharnweber die Gäste aus allen Teilen Mecklenburgs. Eine Kaffeetafel und ein Imbiss sorgten für das leibliche Wohl. Gemeinsam vorbereitet wurde die Veranstaltung vom Kirchenkreis mit der Arbeitsgemeinschaft der Küsterinnen und Küster in Mecklenburg (www.kuester-mecklenburg.de).


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Stimmen von Küsterinnen und Küstern bei der Dankveranstaltung

Stefan Klacak ist seit 1993 als ehrenamtlicher Küster in der Luther-St. Andreas-Gemeinde Rostock tätig. „Für mich ist die Danksagung sehr wichtig, da uns trotz unserer umfangreichen Arbeit, noch nie richtig gedankt wurde“, sagt der 40-Jährige. Die mecklenburgische Dankveranstaltung gefalle ihm und es freue ihn, neue Kontakte knüpfen zu können. Spaß an der Küsterarbeit macht ihm vor allem, dass er sich „immer wieder neuen Herausforderungen“ stellen müsse. Denn für Stefan Klacak kommt Küsterarbeit „von Herzen und ist reine Leidenschaft“, wie er es formuliert.

Seit 21 Jahren ist Kay Philipp als Küster tätig, seit 5 Jahren hauptamtlich in der Domgemeinde Güstrow. Ihn erfüllt die Nähe zu den Menschen in der Kirche, aber vor allem die Nähe zur Kirche selbst, die durch seine vielseitige Arbeit in der Kirche entsteht. Den 52-Jährigen stört allerdings die mangelnde Struktur im Arbeitsablauf eines Küsters und, dass den meisten Menschen die Arbeit der Küster nicht bewusst ist, sondern ihnen oft nur negativen Dinge auffallen, die aus der Tätigkeit resultieren. Philipp: „Deswegen wünscht ich mir, dass die Arbeit der Küster allen Menschen bewusst wird und fand es gut, dass es solch eine Dankveranstaltung des Kirchenkreises gab.“

„Die Stellenanteile von Küsterinnen und Küstern sind zu klein!“, sagt Simona Niemann, die eine 25-prozentige Stelle in der Kirchengemeinde Crivitz hat. Obwohl die 53-Jährige nur zehn Stunden Arbeitszeit bezahlt bekommt und deswegen zusätzlich private Zeit opfern muss, um alle Aufgaben zu bewältigen, arbeitet sie trotzdem seit acht Jahren gern als Küsterin. „Ich kann dabei einfach meinen Glauben ausleben. Außerdem genieße ich es, dass mir die Menschen die Kirche anvertrauen und mich für meine Arbeit wertschätzen. Insofern finde ich die heutige Veranstaltung gut. Es wurde auch Zeit, dass uns einmal in diesem Maße gedankt wird.“ Für die Zukunft wünscht sich Simona Niemann eine Wertschätzung von einer noch breiteren Öffentlichkeit und, dass sich wieder mehr Menschen die Zeit nehmen, in die Kirche zu gehen.

Quelle: ELKM