Menschen aus Mecklenburg beim Kirchentag in Stuttgart Bibelarbeit mit Manuela Schwesig: Der ungerechte Verwalter

Von Pastor Ekkehard Maase

Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig beim Kirchentag in Stuttgart

Foto: E. Maase

05.06.2015 · Stuttgart. Mehrere Tausend Mecklenburgerinnen und Mecklenburger haben sich auch in diesem Jahr auf den Weg zum Kirchentag gemacht, obwohl Stuttgart als diesjährige gastgebende Stadt weit weg ist. In dieser Serie wollen wir Menschen aus Mecklenburg vorstellen, die dabei sind, sei es als Mitwirkende, als einfache Teilnehmende oder als prominente Gäste.

Ein solcher prominenter Gast ist sicherlich die Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig aus Schwerin. Die Domgemeinde ist, wie sie gleich am Anfang betonte, ihre Heimatgemeinde. Bereits beim letzten Kirchentag 2013 in Hamburg war sie dabei, im letzten Jahr stand sie in Dassow auf der Kanzel, in Stuttgart nun war sie eingeladen worden zu einer Bibelarbeit. Das ist eine sehr anspruchsvolle Aufgabe, da sich die Bibelarbeiter ihre Texte  nicht selbst aussuchen, sondern sich ihre Gedanken über einen vorgegebenen Text machen müssen.

In der überfüllten Stiftskirche, der größten Kirche in Stuttgart, war es die Aufgabe von Manuela Schwesig, sich mit dem Thema "klug handeln - mit dem Mammon?" auf der Grundlage eines Textes aus dem Lukasevangelium auseinander zu setzen. Dabei geht es um einen unehrlichen Verwalter, der gefeuert wird. Um sich seine Zukunft zu sichern, entlässt er den Pächtern noch reichlich Schulden. Jesus lobt sein Verhalten, sagt aber, dass man nur Gott oder dem Mammon dienen kann.

Gleich zur Begrüßung betonte die Familienministerin die Schwierigkeit dieser Textgrundlage. Auch wenn es in der Welt ungerecht zugeht, so Schwesig, kann man etwas für die Gerechtigkeit tun. "Jesus lobt nicht den Eigennutz, aber er lobt, dass der Verwalter seine Position nicht nutzt, um mehr Geld zu machen, sondern er nutzt das Geld, um sich mit Menschen zu verbinden. Die Frage ist, was wirklich wichtig ist".

Geld oder Gott

Die Neigung der Erwachsenen, dem Geld nachzujagen, finde sich wieder im Verhalten der Kinder auf dem Schulhof, indem die Fragen nach Markenkleidung oder der Größe von Geburtstagsgeschenken ständig präsent sind. Geld oder Gott, diese Frage müsse immer wieder gestellt werden. Geld oder Gott - das sei radikale Gesellschaftskritik von Jesus, so Schwesig.

Die sich fast zwangsläufig anschließende Kritik an Großbanken wird vom Publikum mit Applaus honoriert. Doch Manuela Schwesig wehrt sich gegen Selbstgerechtigkeit: "ich habe ja damit gerechnet, dass diese Kritik gut ankommt, aber wir sollten nicht zu schnell auf andere zeigen - was ist mit uns?" Hier seien alle Menschen in ihrem individuellen Umfeld gefragt. Aber auch die Politik müsse sich dieser Frage stellen. "Was ist zum Beispiel mit den Flüchtlingen? Ganz schnell wird nicht über Menschlichkeit sondern über die Finanzierung gesprochen".

Schwesig: "Gott oder Geld, es hängt auch davon ab, was wir mit dem Geld machen. Geld kann Verbindung zu Menschen schaffen, Geld kann in Notsituationen helfen. wir dürfen Geld auch nicht gering schätzen. Deshalb sind die Projekte wie der Kinderzuschlag oder die Steuerentlastung für Alleinerziehende wichtig, denn es geht beim Geld immer auch um Wertschätzung etwa bei den Erzieherinnen. Gerade die Leistungen von Menschen für Menschen werden schlechter bezahlt als Leistungen an Maschinen oder Banken. Das ist falsch. Das müssen wir ändern".

Wer über Geld rede, müsse über Gerechtigkeit reden. Schon der Verwalter verwaltet Ungerechtigkeit. Er ist Teil eines ungerechten Systems. Aber er durchbricht das System, indem er Schulden erlässt und nicht immer mehr Geld fordert. Und dies ist genau das, was jeder in seiner Alltagssituation auch tun könne, damit die Welt gerechter wird und - hier nimmt Manuela Schwesig die Kirchentagslosung auf - "damit wir klug werden".

Quelle: ELKM/kmv