Anscharkirche Neumünster Kirchengemeinde findet Silberschatz im Kirchenkeller

23.10.2014 · Neumünster.

Unerwartet hat die evangelische Anschargemeinde in Neumünster einen Silberschatz gefunden. In einem Keller unweit der Kirche entdeckte die Archivarin die silbernen Gegenstände, die die Bombenangriffe vor 70 Jahren überstanden haben, aber teilweise schwerbeschädigt sind. Die Stücke hätten vor allem einen hohen ideellen Wert und seien ein "Zeugnis von Zerstörung", sagte Pastorin Angelika Doege-Baden-Rühlmann. Darin spiegele sich auch die bewegte Geschichte der Anscharkirche wider. Die Silberstücke sollen vom 16. November an in der Kirche ausgestellt werden.

Die unscheinbare Schachtel aus gelbem Pappkarton war lange Zeit niemandem aufgefallen. Erst als die Archivarin des Kirchenkreises sich zum 100-jährigen Jubiläum der Anscharkirche auf die Suche nach Quellenmaterial machte, entdeckte sie die Pappschachtel. Gefunden wurden darin unter anderem ein angegilbter Abendmahlslöffel und ein mattsilberner Henkel, der wahrscheinlich zu einer Kanne oder einem Kelch gehört hat.

Der Ursprung des Silberschatzes liegt im Kriegsjahr 1944. Die wertvollen Gegenstände sind nach Recherchen von Pastor Stefan Bemmé in einem doppelwandigen Tresor in der Anscharkirche aufbewahrt worden. Doch dem großen Bombenangriff auf Neumünster am 25. Oktober 1944 hielt offenbar der Tresor nicht stand. Bemmé: "Wir vermuten, dass rund 1.500 Grad Celsius beim Brand in der Kirche geherrscht haben müssen."

Ein Kelch aus Silber und Zink ist in sich zusammengeschmolzen. Eine silberne Schale ist verbeult und das Muster des Deckchens, das darauf gelegen hatte, hat sich in das Edelmetall eingebrannt. Bemmé: "Mich berührt es, dass Menschen hingehen und aus Staub und Dreck dieses Zeug aus der zerstörten Kirche raussammeln und aufbewahren."

Einen großen materiellen Wert hat der Silberschatz allerdings nicht, wie der Kunstsachverständige der Nordkirche inzwischen bestätigt hat. Bislang nicht aufgefunden wurde ein silberner Kelch aus der Nachkriegszeit. Lediglich mehrere Silberfäden wurden in der Pappschachtel gefunden, die offenbar bei der Herstellung des Kelchs entstanden sind. Bekannt sei lediglich, dass die Neumünsteraner ein Kilogramm geschmolzenes Silber in die Kunstwerkstatt Bläse nach Plön gebracht hatten, sagte Pastorin Doege-Baden-Rühlmann. Dort sei dann der neue Kelch geschlagen worden.

Quelle: epd