Schmiede-Aktion und Thesenanschlag in Greifswald Schwerter zu Pflugscharen – Hammerschläge vor dem Dom

Der Künstler und Schmied Hans-Volker Mixsa aus Dresden (links), hier in der Schmiede in Rothenklempenow während einer Gemeinderüstzeit, schmiedet am 31. Oktober auf dem Domplatz in Greifswald „Schwerter zu Pflugscharen“.

Foto: K. Wittfeld

28.10.2014 · Greifswald. Unter dem Motto „Schwerter zu Pflugscharen“ findet am Reformationstag (31. Oktober - 11.15 Uhr) auf dem Domplatz eine sehenswerte Schmiede-Aktion mit dem Dresdener Künstler und Schmied Hans-Volker Mixsa statt. Zuvor wird im Dom St. Nikolai um 10 Uhr ein Familiengottesdienst mit fünf Traumbildern zum Frieden gefeiert.

Schwerter zu Pflugscharen! – Dieses biblische Teilzitat wurde in den 1980er-Jahren zum Leitwort der Friedensbewegung in der damaligen DDR. Das nicht minder berühmte Bildmotiv dazu ist der vom Künstler Jewgeni Wiktorowitsch Wutschetitsch geschaffenen Statue „Schwerter zu Pflugscharen“ entlehnt. Die Statue steht im Garten des UNO-Hauptgebäudes in New York. Das Zitat bezieht sich auf die Worte des biblischen Propheten Micha. „Der Prophet Micha erlebte mit den Angriffen der Assyrer kriegerische Zeiten“, sagt Matthias Gürtler, Pastor der Kirchengemeinde St. Nikolai. „Dennoch erwartete er, dass ‚kein Volk wider das andere das Schwert erheben wird‘. Seine Worte klingen so, als ob die Zeit des Friedens zum Greifen nahe ist: ‚Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen … und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen‘“, zitiert Matthias Gürtler aus der Bibel.

Bibelworte weckten Hoffnung

Der Pflug sei ein altes Symbol des Friedens, so der Pastor weiter. „Wer pflügt, hat alle Hände voll zu tun mit dem Vorbereiten des Ackers für die Saat. Wer pflügt, will ernten und nicht zerstören. Wenn die Schwerter umgeschmiedet sind, stehen niemandem mehr Waffen zur Verfügung. Sie dienen einem anderen, nützlichen Zweck“, so Matthias Gürtler. Im Jahr 1981 sei das alte Wort des Propheten zu neuer Hoffnung erwacht. Menschen auf beiden Seiten der Mauer hätten sich nicht mehr damit abfinden wollen, dass die Androhung von Waffengewalt zur Normalität geworden war. „Sie trugen das Bild des energischen Schmiedes auf Jacken und Taschen. Es war an der Zeit abzurüsten. Es war an der Zeit für ein neues Denken“. 

Dass die Revolution vor fünfundzwanzig Jahren friedlich blieb, sei auch dem Schmied des Propheten Micha zu verdanken. Doch mit Blick auf das Hier und Heute stelle sich die Frage, ob die Welt zu den alten Denkmustern und Feindbildern zurückkehrt, meint der Dompfarrer. „Wir haben darum den Schmied und Künstler Hans-Volker Mixsa eingeladen, auf dem Domplatz ein Schwert umzuschmieden. Die Klänge des Schmiedens, verstärkt durch die Posaunenbläser, werden als Musik des Friedens erklingen“, so Matthias Gürtler.

Thesenanschlag am Gustav-Adolf-Portal

„Wir haben den 31. Oktober, den Reformationstag, ganz bewusst für die Schmiede-Aktion gewählt, weil an diesem Tag der Mönch Martin Luther mit seinen Thesen an der Schlosskirche in Wittenberg eine Bewegung in Gang brachte, die die Welt veränderte“, sagt der Dompfarrer. Die Besucher der Aktion auf dem Domplatz sind eingeladen, ihre eigenen Thesen mitzubringen. „Wo siehst Du, wo sehen Sie Bedarf, unsere Welt zu verändern, zu bewegen. Schreiben Sie Ihre, schreibt Eure Thesen auf ein Blatt Papier. Wir wollen im Laufe der Aktion ‚Schwerter zu Pflugscharen‘ die Thesen an die Tür des Gustav-Adolf-Portals anschlagen“, so Matthias Gürtler.

Der Familiengottesdienst im Dom St. Nikolai mit fünf Traumbildern zum Frieden beginnt am Reformationstag, Freitag, 31. Oktober 2014, um 10 Uhr. Die Aktion „Schwerter zu Pflugscharen“ auf dem Domplatz startet im Anschluss um 11.15 Uhr mit Posaunenbläsern und „Ambossmusik“ unter der Leitung von Hans-Peter Günther und Wilfried Koball. Besucher der Schmiedeaktion werden gebeten, ein „Klanginstrument“ aus Metall, eine Büchse oder ähnliche Gegenstände mitzubringen, um den Schall des Schmiedens zu unterstützen.

Quelle: PEK (sk)