Kirchengemeinde feiert Glockenweihe am ersten Adventssonntag Das Wunder von Dargun

Von Tilman Baier

Die Adventszeit beginnt in Dargun dieses Jahr leicht verspätet erst am Sonntag um 10 Uhr. Dann werden die neuen Glocken, hier bei der Ankunft vor zwei Wochen, geweiht, bevor sie das neue Kirchenjahr begrüßen.

Foto: E. Seidler

28.11.2014 · Dargun. Wenn es am morgigen Sonnabend 18 Uhr wird, werden wieder alle verfügbaren Kirchenglocken im Land die Adventszeit und damit das neue Kirchenjahr einläuten. Eine Ausnahme macht die Kirchengemeinde Dargun: Da erklingt das volle Festgeläut erst am Sonntag um 10 Uhr.

Dafür wird um so kräftiger gefeiert: Zunächst, so erklärt Darguns Gemeindepastor Klaus Hasenpusch, sollen um 10 Uhr zu Beginn des sonntäglichen Festgottesdienstes die beiden alten Glocken der Pfarrkirche von Dargun angeschlagen werden, dann die beiden neuen, die am 14. November in der kleinen Landstadt in der Mecklenburger Schweiz eintrafen. Erst dann wird zum Einzug der Gemeinde das volle Geläut unter Begleitung von Bläsern aus der Altpropstei Gnoien erklingen.

Für viele Darguner Gemeindeglieder wird sich damit ein Herzenswunsch erfüllen. Es macht das Wort vom „Wunder von Dargun“ die Runde. Denn die 60 000 Euro für die beiden neuen Glocken sind komplett durch rund 150 Spender aufgebracht worden – und das in nur zwei Jahren. Zu Weihnachten 2012 hatte Pastor Hasenpusch dazu aufgerufen, für den Ersatz der zwei marode gewordenen eisernen Notglocken zu sammeln.

Seit 1962 hatten diese die Leerstellen im Geläut gefüllt, die das Glocken- Abgabedekret des Reichsmarschalls 1942 gerissen hatte. „Ich wollte hier etwas in Bewegung setzen, an das mein Nachfolger anknüpfen kann“, erzählt Klaus Hasenpusch, der am Erntedankfest 2015 in den Ruhestand gehen wird. „Doch die Gemeinde hat das jetzt viel schneller als gedacht durchgezogen.“

Schon die Glockeneinholung am 14. November war ein Fest für die gesamte Kleinstadt, als die 16 Zentner schwere g-Glocke und ihre 7 Zentner schwere c-Schwester aus der Karlsruher Glockengießerei Bachert eintrafen. Renate Schäfer, Lehrerin im Ruhestand, war eine der vielen, die die Rundfahrt der Glocken durch Dargun begleiteten. „Das war wie ein Pilgerweg, auf dem ich über die Dinge des Lebens und die Bedeutung der Glocken für mich nachdenken konnte“, berichtet sie. Bewegt erzählt sie, dass an der ersten Station, dem Rathaus, der Ortspastor im Beisein des Bürgermeisters Graupmann (Die Linke) eindringliche Worte darüber fand, dass die Glocken auch für das Gemeinwohl läuteten. Bevor die Glocken an der Pfarrkirche mit Choral und Vaterunser begrüßt wurden, war vor dem Friedhof daran erinnert worden, dass Glocken auch für die Toten läuten. „Glocken sind ein Geschenk Gottes an die Menschen. Sie erklingen zu seiner Ehre“, betont die ehemalige Lehrerin, und verweist auf die Inschrift der neuen Betglocke „soli deo gloria“ – Gott allein die Ehre.“ Auf der neuen Rufglocke steht „voco vos“ – ich rufe euch.“

Doch bevor am Sonntag der Zusammenklang mit der „Augusta“-Glocke von 1753 und der kleinen Silberglocke aus der ausgebrannten ehemaligen Kloster- und Schlosskirche von Dargun zu hören sein wird, hatte das „Wunder von Dargun“ noch eine Bewährungsprobe zu bestehen: Der Kran, der die Glocken am Montag in die Glockenstube des Turms befördern sollte, passte nicht durch das Kirchhoftor. Bei Redaktionsschluss war man noch dabei, die Glocken auf alte Weise nach oben zu befördern – mit einem Flaschenzug.

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 48/2014