Fachkongress "Kirche und Tourismus im Norden" "Chancen und Nutzen für kleine und große Kirchen"

Fachkongress "Kirche und Tourismus im Norden" im Gemeindesaal des Hamburger Michels

Foto: Nordkirche/L. Modrow

22.03.2018 · Hamburg. Unter dem Motto „Kirche als Programm oder Kirche mit Programm? – Chancen und Nutzen für kleine und große Kirchen“ sind mehr als 100 Menschen aus Tourismus und Kirche zum Fachkongress der Nordkirche in Hamburg zusammengekommen.

Dass die Digitalisierung eine entscheidende Triebfeder für den modernen Tourismus ist, hielt schon Sascha Albertsen, Kommunikationschef von Hamburg-Marketing, in seinem Vortrag zu Beginn des Kongresses fest. Denn durch entsprechende Info-Apps fürs Smartphone könne man die Besucher dort erreichen, wo sie sich gerade befinden und die passende Information am richtigen Ort liefern. "So kommen wir bis auf eine halbe Armlänge an jeden Hamburg-Besucher heran", sagte Albertsen im Gemeindesaal des Michels.

Oft gehe es darum, Potenziale zu nutzen, die die Kirche als besonderer Ort schon von sich aus biete. Das machte auch Professorin Eva Brucker von der FH Salzburg deutlich. Auch wenn die Welt zunehmend säkularer werde, so zeigten Studien doch, dass die Menschen gerade im Urlaub nach innerem Wachstum und „Ganz-Sein“ suchten. An diesem Punkt könnten Kirchen als Erlebnisräume von Geschichte, Kultur und Spiritualität ansetzen, um einen Zugang zum Christentum zu geben. Vielfach geschehe das auch schon: „Etwa 50 Prozent der Urlauber besuchen Kirchen – und 30 Prozent sind überrascht, weil sie den Besuch einer Kirche eigentlich gar nicht geplant hatten.“

Bischöfin Fehrs: Kirchen sind mehr als Sehenswürdigkeiten

Kirchen am Urlaubsort sind aber auch für Bischöfin Kirsten Fehrs noch mehr als nur Sehenswürdigkeiten - viel mehr hätten sie die Chance auch "Segenswürdigkeiten" zu werden. Denn die Menschen sind, egal, wo sie sich aufhalten, auf der Suche nach Segnung. Segensreiche Begegnungen seien jedoch nicht an Kirchenräume gebunden, sagte Fehrs weiter. Gelingende Gemeinschaft gebe es auch unter weitem Himmel, am Meer - oder an der Elbe, wo sich im Juni 2011 über 3.000 Menschen zu einem Tauffest versammelten. "Jesus selbst segnete immer unter freien Himmel", sagte die Bischöfin. Darum gebe es in vielen Kirchen "so fantastische Himmelsgewölbe". Sie zu besichtigen, mache sich der Mensch besonders im Urlaub auf - auch, wenn er zu Hause seine Kirche eher schont.

Für Sonja Keller, Theologieprofessorin an der Uni Hamburg, sind bereits "offene Kirchen" schon ein Programm. Als "außeralltägliche Räume" könnten sie zu "bemerkenswerten Punkten einer Reise und zu besonderen Orten der Erinnerung an den Urlaub" werden. Manche fremdgewordenen Symbole müssten allerdings erklärt und in aktuelle Bezüge gestellt werden, mahnte Keller. Sonst seien Kirchen nichts anderes als Museen.

Über 100 Teilnehmer diskutierten von Mittwoch bis Donnerstag im Gemeindesaal des Hamburger Michel neue Trends und Chancen. Hauptthema des Fachkongresses war die Frage, welche Chancen kleine Kirchen haben könnten, um gegen die großen Kirchen erfolgreich bestehen zu können. Prachtvolle Bauwerke wie der Hamburger Michel oder der Schleswiger Dom hätten durchweg keine Probleme mit ihrer Funktion als Besuchermagnet, sagte Ulrich Schmidt, Beauftragter für "Kirche und Tourismus" in der Nordkirche. Doch kleine Kirchen könnten versuchen, ihr Profil mit Ausstellungen oder besonderen Veranstaltungen zu schärfen.

Quelle: Nordkirche/epd