Kirchen im Norden erinnern an Grenzöffnung vor 20 JahrenÖkumenischer Gottesdienst am 9. November in der Klosterkirche Zarrentin

04.10.2009 | Zarrentin (cme). Der 9. November steht in diesem Jahr ganz im Zeichen der Erinnerung an die friedliche Revolution und den Mauerfall vor zwei Jahrzehnten. Zugleich wird der Schrecken der Reichspogromnacht gedacht. Die Kirchen im Norden laden aus diesem Anlass an diesem Tag um 17 Uhr zu einem ökumenischen Gottesdienst nach Zarrentin ein. Mit Texten aus der Wendezeit wird die liturgische Feier in der Klosterkirche St. Petrus und St. Paulus gestaltet.

 

Zusammen mit Persönlichkeiten aus der Region, Musikern und Chören aus Norddeutschland heißen die Bischöfe der Nordelbischen Evangelisch Lutherischen Kirche, der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs, der Pommerschen Evangelischen Kirche und des Erzbistums Hamburg die Gäste aus nah und fern in der Klosterkirche willkommen. Erwartet werden unter anderem die Ministerpräsidenten Peter Harry Carstensen (Schleswig-Holstein) und Erwin Sellering (Mecklenburg Vorpommern) sowie der Erste Bürgermeister Ole von Beust (Freie und Hansestadt Hamburg).

 

Der Gottesdienst mit Predigten des mecklenburgischen Landesbischofs Dr. Andreas von Maltzahn und des Erzbischofs von Hamburg, Dr. Werner Thissen, kann per Videoleinwand auch im Freien verfolgt werden. An Kerzen und Liederhefte für die Besucher ist gedacht, ebenso an die Möglichkeit nach dem Gottesdienst, sich mit Getränken und einem Imbiss zu versorgen.

 

Symbolisch wird an diesem Tag eine Brücke zwischen Mecklenburg im Osten und Schleswig-Holstein im Westen geschlagen: Der pommersche Bischof, Dr. Hans-Jürgen Abromeit, und Generalvikar Franz-Peter Spiza vom Erzbistum Hamburg werden am Abend von Zarrentin aus nach Schlutup reisen, um am dortigen ökumenischen Gottesdienst in der St. Andreas Kirche teilzunehmen. Anschließend findet mit Bischöfin Maria Jepsen und der Gottesdienstgemeinde eine Lichterprozession zur ehemaligen Grenze statt.

 

In Zarrentin wird nach dem feierlichen Gottesdienst um 18.30 Uhr zu einem Empfang im benachbarten Kloster eingeladen. Zeitzeugen erzählen von ihren Erinnerungen an den 9. November 1989. In der Bibliothek ist ein Film zur Wendezeit zu sehen und im Kreuzgang kann eine Ausstellung zur ehemaligen Grenze besichtigt werden. Passagen aus dem neuen Buch „Türen öffnen – Zarrentiner Zeitzeugen erzählen“ sind um 19 Uhr in der Kirche zu hören. Mit einem Reisesegen für alle Gäste klingt der Abend gegen 20.15 Uhr aus.

 

Hintergrund:

Zarrentin liegt im Westen Mecklenburg-Vorpommerns an der Grenze zu Schleswig-Holstein, etwa 50 Kilometer östlich von Hamburg und 30 Kilometer westlich der Landeshauptstadt Schwerin. Die Stadt liegt am Südufer des Schaalsees, einem gleichnamigen Biosphärenreservat. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Zarrentin eine isolierte und stark kontrollierte Grenzstadt der ehemaligen DDR. Selbst der Zugang zum Schaalsee war Bewohnern verwehrt. Nach dem Mauerfall konnte der Ort mit Hilfe der Städtebauförderung gründlich saniert werden.

 

Die Kirche Zarrentin, errichtet aus Feld- und Backsteinen, war in der ersten Hälfte des 13. Jahrhundert Dorfkirche. Später, etwa von 1250 bis 1552 Pfarr- und Klosterkirche und anschließend wieder nur noch Pfarrkirche. Das heutige gotische Langhaus ist 1460 errichtet, der Westturm 1672 fertig gestellt worden. Das romanische Feldsteinmauerwerk des Chores stammt aus den 1230/40er-Jahren. Der Chor wurde um 1300/10 mit einem Backsteinmauerwerk erhöht. Im Langhaus und im Turm sind Teile aus dem 13. und 14. Jahrhundert enthalten. Die Kanzel von 1533/34 aus der Werkstatt des Bildschnitzers Benedikt Dreyer erwarb man 1699 aus der Lübecker Marienkirche.

 

Vom Kloster Zarrentin ist der Ostflügel des 1248 gegründeten und 1552 aufgelösten Klosters erhalten. Das Gebäude ist nach 1990 aufwändig saniert worden und dient heute als Ort für Ausstellungen, Konzerte und Veranstaltungen. Der Kreuzgang beherbergt eine Dauerausstellung, die unter anderem die klösterliche Geschichte widerspiegelt.