Ausstellung in der Kirche zu Selmsdorf gibt beispielhaft Auskunft Alltag und Hoffnungen von Christen in Mecklenburg heute

Menschen begegnen sich: Hier bei der Pflanzung einer Traubeneiche, Baum des Jahres 2014, mit Eltern, Kindern und Förster Grischa Mai am 14. Juni an der Selmsdorfer Kirche.

Foto: N. Jeske

29.06.2014 · Selmsdorf/Lübeck. M O M E N T A U F N A H M E heißt die Ausstellung, die ab Sonntag in der Kirche zu Selmsdorf im Rahmen einer Festwoche zum 150-jährigen Bestehen des jetzigen Kirchbaus zu sehen ist. Hier geben Christen aus der mecklenburgischen Gemeinde vor den Toren Lübecks beispielhaft Auskunft über sich und ihren Glauben. Christiane Woest erzählt, wie es dazu kam:

In unseren Kirchengemeinden kommen Menschen gern zusammen. Sie sind Orte, die Raum schaffen für nachhaltige Begegnungen im Miteinander. Was im Alltag selbst in den Dörfern nicht mehr Alltag ist, geschieht hier: Menschen begegnen sich. Dies ist Herzenssache. Sie reden miteinander. Wir wissen voneinander. Dies ist im Alltag nicht immer der Fall.

Wissen wir wirklich von einander? Wissen wir, wie es uns geht, was belastet oder auch nicht? Durch die Schnelllebigkeit der Zeit und den enormen Leistungsdruck ist der Alltag der Menschen ein anderer geworden als noch vor zehn Jahren. Dies ist auch darin zu spüren, dass viele an Burnout oder ähnlichen Erkrankungen leiden.

Hier einmal auf Spurensuche zu gehen, genauer nachzufragen, hat mich gereizt. Den Anstoß gab Pastorin Konstanze Helmers aus Schwerin mit ihrer Auslegung des Predigttextes in der Ausgabe 8/2014 unserer Kirchenzeitung: „Ich muss reden von meiner Hoffnung, von dem was mich trägt und was mich umtreibt, worauf ich vertraue und woran ich verzweifle. Das müssen wir einüben, ausprobieren, wagen.“

Das Ergebnis ist folgendes: Im Rahmen der Vorbereitung der Festwoche zum 150-jährigen Bestehen unseres Kirchbaus hat sich eine Redaktionsgruppe gebildet, die eine Ausstellung vorbereitet hat, die wir „Momentaufnahme“ genannt haben. In ihr geben Menschen aus Selmsdorf und seinen Ortsteilen Auskunft über sich. Wir haben Menschen unterschiedlicher sozialer Herkunft befragt – nach dem, was sie in der heutigen Zeit trägt, was ihnen an jedem neuen Morgen Kraft gibt für den Tag. Wie sieht ihre Alltagsgestaltung aus, was unterscheidet für sie den Alltag vom Sonntag?

Dabei ist es uns wichtig gewesen, mit den Menschen in unseren Gesprächen einen Blick in ihre Vergangenheit zu wagen, indem wir sie nach ihren Wurzeln befragten und danach, wie sich alles in ihrem Leben verändert hat. 25 Menschen aus allen Altergruppen und unterschiedlicher Herkunft erklärten sich bereit, mitzumachen. Wir haben eine Zeit der intensiven und zu Herzen gehenden Gespräche erlebt.

Durch diese Darstellungen von Menschen und ihren Lebensbildern machen wir Mut. Wir öffnen den Raum und das Blickfeld für die Menschen, die vielleicht Hilfe benötigen. Wir zeigen auf, wie andere Menschen ihr Leben gestalten und können damit Lebenshilfe sein.

Eröffnet wird diese Ausstellung im Festgottesdienst am Sonntag, 29. Juni, 14 Uhr. Entlang der Wände des Kirchenschiffes sowie auf Staffeleien werden Bilder zu sehen sein, die diese Menschen porträtieren mit Text, Foto und eigener Handschrift.

Selmsdorf wird als Pfarrort das erste Mal im Jahr 1386 erwähnt. Die aus dieser Zeit stammende Backsteinkirche verfällt nach der Reformation. Auch weil die Gemeinde vor den Toren Lübecks im 19. Jahrhundert stark anwächst, wird die alte Kirche 1862 abgebrochen. An ihrer Stelle entsteht bis 1864 ein neugotischer Neubau. Der Entwurf, der sich an Bauten Friedrich Wilhelm Buttels anlehnt, stammt von dem Schönberger Baumeister Fritz Rickmann. Die Einweihung der neuen Kirche, deren Bau 11 165 Taler gekostet hatte, wird am dritten Adventssonntag, den 11. Dezember 1864, gefeiert.

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 26/2014