Chorkonzert Karl May-Konzert in Ruchow - Geistliche Lieder statt Winnetous Silberbüchse

Von Klaus Merhof

02.09.2016 · Ruchow.

Kompositionen von Karl May stehen auf dem Programm eines Chorkonzerts in der evangelischen Kirche von Ruchow (Landkreis Ludwigslust-Parchim) am Sonnabend (3. September - 17 Uhr). "Ich seh den Himmelsglanz" lautet das Konzert-Motto des achtstimmigen Vokalensembles "Collegium Canticum Dresden" unter Leitung des Dresdener Radiologen Klaus Holzweißig.

"Wo immer wir mit Musik von Karl May auftreten, sind die Menschen erstaunt", sagt Chorleiter Holzweißig. Bereits seit vielen Jahren hat sein Ensemble geistliche Lieder des Abenteuerschriftstellers im Repertoire. Auch jetzt ist Karl Mays "Ave Maria" dabei, das Lied "Vergiss mich nicht" und "Nottourne - ich will dich auf den Händen tragen".

Der gelernte Volksschullehrer Karl May (1842-1912) verdiente seine ersten Honorare nicht als Schriftsteller, sondern als Musiker. Er wirkte als Kirchenorganist, Kapellmeister und Chorleiter - lange bevor er seine legendären Figuren Winnetou, Old Shatterhand und Hadschi Halef Omar erfand. In seinem Nachlass finden sich Bündel von Notenblättern, Gesangspartituren, Chorsätzen und Einzelstimmen.

Doch auch in seine Indianer- und Abenteuerromane hat Karl May eine Vielzahl musikalischer Elemente eingebaut. In den Karl May-Filmen und -Festivals wird das meistens ausgeblendet. So wird Winnetous dramatischer Tod begleitet von einem Ave-Maria-Gesang deutscher Auswanderer: "Es will das Licht des Tages scheiden / Nun bricht die stille Nacht herein..."

In seinen "Greifenklau"-Romanen ("Die Liebe des Ulanen") finden sich Handlungsmotive aus der Beethoven-Oper "Fidelio", und Mozarts "Entführung aus dem Serail" diente May als Inspiration für diverse Szenen seines Fortsetzungsromans "Deutsche Herzen, deutsche Helden".

Als May seinen Apatschenhäuptling schon im dritten Band der Winnetou-Trilogie sterben ließ, protestierten viele Leser. Doch der Schriftsteller fand eine Lösung: Es sei in all den Jahren viel mehr passiert, wovon er nach und nach erzählen werde.

In einer dieser Geschichten (Roman "Die Felsenburg") berichtet er, wie ihn Winnetou bei sich zu Hause in Dresden zu einem neuen Abenteuer abholt. Der Indianer trägt einen Anzug, die langen schwarzen Haare sind unter einem Hut versteckt. Und sein Blutsbruder Old Shatterhand (= Karl May) leitet gerade die Probe eines Männerchores, als Winnetou das Zimmer betritt. Er lauscht eine ganze Weile den Klängen - und wie sich das angehört haben könnte, lässt sich jetzt in Ruchow erleben.

Quelle: epd