Ruhige Deutlichkeit Karl-Heinz Schwarz und Christiane Garmisch in den Ruhestand verabschiedet

Von Marion Wulf-Nixdorf

Kirchenbaurat Karl-Heinz Schwarz und Christiane Garmisch, Sekretärin in der kirchlichen Bauabteilung in Schwerin.

Foto: Marion Wulf-Nixdorf

23.01.2017 · Schwerin. Kirchenbaurat Karl-Heinz Schwarz (65) ist seit fast 20 Jahren verantwortlich für kirchliches Bauen in Mecklenburg. Er hätte es gern gesehen, wenn er gemeinsam mit seiner Sekretärin verabschiedet worden wäre. Christiane Garmisch (63), die zwölf Jahre für die Arbeiten im Büro, für all die Einladungen und die Organisation der Fördervereinstreffen, Restauratoren- und Architektentreffen zuständig war, wurde am Montag um 8.50 Uhr in der Morgenandacht im Landeskirchenamt in der Schweriner Münzstraße verabschiedet, Kirchenbaurat Schwarz um 11 Uhr in der Schelfkirche.

„Karl-Heinz Schwarz und ich kennen uns nun seit 20 Jahren und was mir immer wieder neu imponiert hat, war und ist seine 'ruhige Deutlichkeit'. Keine Aufgeregtheit, kein lauter werden, kein verbaler Druck. Einfach nur überzeugen mit Argumenten und seiner großen Erfahrung.“ Das sagt Wulf Kawan, langjähriger Synodaler und Vorsitzender der „Stiftung Kirchliches Bauen in Mecklenburg“. Und weiter: „Diese Zusammenarbeit war auch deswegen so wohltuend, weil sie sich abhob von so manchen kircheninternen Aufgeregtheiten, von Denken in Titelkategorien und sonstigen wunderlichen Eitelkeiten. Es war Karl-Heinz Schwarz immer abzuspüren, dass es ihm um die Sache, um die einzelne liebenswerte Kirche ging. Dem gebauten Glauben galt und gilt sein Respekt. So habe ich ihn im mecklenburgischen Landeskirchlichen Bauausschuss erlebt, so als Gegenüber für den Verein Dorfkirchen in Not und so auch als stellvertretenden Vorsitzenden der Stiftung Kirchliches Bauen in Mecklenburg.“

Karl-Heinz Schwarz, gebürtig in Güstrow, hat von 1970-1974 in Weimar an der Hochschule für Architektur und Bauwesen studiert. Im Landbaukombinat Ludwigslust in der Außenstelle Güstrow begann er als Statiker; 1983 wurde er in der ZBO (Zwischengenossenschaftliche Bauorganisation) Teterow Leiter der Projektierung. Nach der Wende und der Umstrukturierung des Betriebes leitete er ab 1990 die Planungs- und Ingenieurgesellschaft Teterow. Hier war er auch Kirchenältester. Seit 1992 arbeitete er in Schwerin als Abteilungsleiter für Neubau und Entwurf und stellvertretender Amtsleiter im Hochbauamt. 1997 bewarb er sich als Leiter der Bauabteilung der mecklenburgischen Landeskirche, die er ab 2008 als Referent mit erweitertem Aufgabenbereich führte.

Treffen der Förderer und Unterstützer

In Erinnerung bleiben wird – neben seinem Einsatz für die Sicherung, den Wiederaufbau, die Sanierung und die Gestaltung der Innenräume von Kirchen – die jährliche Einladung an Förderer und Sponsoren. Es war und ist bis heute ein Treffen der Unterstützer zum Erhalt der Kirchen, um ihnen zu danken für ihr Engagement. „Das war eine der besten Ideen überhaupt“, betont Wulf Kawan.

Die Teilnehmerzahlen an den Fördervereinstreffen nahmen seit 1999 stetig zu. Beim 18. Treffen im Juni 2016 kamen rund 200 Unterstützer. Diese bis in die Details organisierten Fördervereinstreffen hatten stets hervorragende Referenten, es gab Exkursionen in benachbarte Kirchen, zu essen und zu trinken. Man merkte die liebevolle Vorbereitung durch Schwarz, seine Mitarbeiter und die Kirchengemeinden vor Ort.

Als Kirchenbaurat Schwarz vor knapp 20 Jahren in der Mecklenburgischen Landeskirche zu arbeiten begann, gab es von den 680 Kirchen „130 Kirchen in einem katastrophalen Zustand, davon 60 bereits Ruinen und weitere 250 hatten einen absolut dringenden Baubedarf“, erinnert er sich. An allen wurde gearbeitet, um sie vor dem endgültigen Verfall zu schützen. Dabei half das 1997 aufgelegte Notsicherungsprogramm, das vorsah, dass jeweils ein Drittel von den beiden evangelischen Kirchen des Landes Mecklenburg- Vorpommern, ein Drittel von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und ein Drittel vom Land, aus Mitteln der Denkmalpflege, gezahlt wurde. „Die Kirchgemeinden mussten keine Eigenmittel aufbringen. Sie bekamen aber durch diese Anschubhilfe Mut, ihre Kirche nicht nur notgesichert stehen zu lassen, sondern begannen, selber Gelder für die Sanierung einzuwerben“, so Schwarz.

Ein Schock und ein Zeichen

Während der Notsicherung stürzte 1998 in der Kirche Boitin das Westgewölbe ein. Das sei ein Schock gewesen und ein Zeichen, erinnert sich Kirchenbaurat Schwarz. „Es reicht nicht, so wurde damals klar, wenn Baubeauftragte und Statiker Ahnung von Gewölben haben. Auch die beauftragten Architekten müssen Risse in den Gewölben einschätzen können.“ So wurden die Architektentreffen von der kirchlichen Bauabteilung ins Leben gerufen, die der Weiterbildung dienten. Stets gab es auf diesen Architektentreffen einen akademischen Vortrag und mehrere aus den eigenen Reihen, die über gelungene durchgeführte Baumaßnahmen in Mecklenburg informierten.

Umso mehr Kirchen in ihrem Äußeren saniert waren, umso mehr wünschten sich Kirchengemeinden die Restaurierung ihrer Innenräume. Das dritte Treffen wurde geboren: Restauratoren wurden eingeladen. Vor fünf Jahren fand der Deutsche Evangelische Kirchbautag in Rostock statt. Der Vorstandsvorsitzende der Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler, Dr. Eckhart von Vietinghoff, schrieb damals unter anderem: „Für unsere gemeinsame Sache haben Sie Eindrucksvolles geleistet ... ohne Prätention, ohne Selbstdarstellung. “

Moderne Kunst für Kirchenräume

Kirchenbaurat Schwarz war es wichtig, nicht nur Altes zu bewahren, sondern in Kirchräume auch moderne Kunst zu bringen. Es gab in seiner Zeit diverse Gutachterverfahren bei Neubauten, größeren Umbauten und bei der Ausstattung mit neuen Prinzipalstücken. Als Ergebnis: neu gestaltete Kirchen- und Gemeinderaumfenster in Gadebusch, Kröpelin, Warbende, Graal Müritz und Sanitz. Vor wenigen Tagen hat er als eine seiner letzten Amtshandlungen die Neugestaltung der Fenster der Kirche Woldegk mit dem Entwurf von Thomas Kuzio genehmigt.

Dankbar ist Karl-Heinz Schwarz der Partnerkirche Bayern. Nicht nur, dass „die Bayern uns fachlich und finanziell unendlich viel geholfen haben, sie unterstützen finanziell auch weiterhin den Kirchenkreis Mecklenburg über die Stiftung Kirchliches Bauen in Mecklenburg“.

Ehepaar Schwarz wird im Sommer Mecklenburg verlassen und nach Südtirol in die Nähe der beiden Töchter und ihrer Familien ziehen. „Noch ist es Zeit, sich woanders einzuleben“, so Schwarz, und freut sich auf mehr Zeit für Enkel und auf Wanderungen. Seine Stelle, seit der Nordkirchengründung ist Kirchenbaurat Schwarz auch Stellvertreter des Baudezernenten der Landeskirche, ist ausgeschrieben. Das Inkrafttreten eines Nordkirchen- Bau-Gesetzes und der Baurechtsverordnung wird er vom Ruhestand aus verfolgen, sagt er.

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 03/2017