Reformationsjubiläum Käßmann zu "Luther 2017": Jubiläum ohne Streit wäre langweilig

28.11.2014 · Berlin.

Reformationsbotschafterin Margot Käßmann hält die Debatte in Kirche und Wissenschaft um das Lutherjubiläum 2017 für fruchtbar. "Ich finde ein Jubiläum furchtbar langweilig, bei dem es keinen Streit gibt", sagte die Theologin am Donnerstag bei der Tagung "Jour fixe mit Luther 2014" in Berlin. Das aktuelle Ringen um die Einordnung der Reformation zeige, dass das Geschehen vor 500 Jahren noch heute eine Bedeutung habe.

Die Botschafterin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für das Reformationsjubiläum warnte davor, "Luther weichzuspülen". Sie erkenne derzeit in der EKD ein gewisses Harmoniebedürfnis im Abstimmungsprozess in der Kirche und Ökumene. Führende Vertreter der katholischen Kirche haben sich bisher nur für ein "Reformationsgedenken" im Jahr 2017 ausgesprochen.

Die geplanten Feiern in drei Jahren haben nach Käßmanns Einschätzung eine historische Dimension. Es sei das erste Reformationsjubiläum nach dem Holocaust. Daher finde jetzt auch eine stärkere Auseinandersetzung mit den judenfeindlichen Äußerungen des Reformators Martin Luther statt. "Das war vor 100 Jahren undenkbar", sagte Käßmann.

Der Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung, Thomas Krüger, erwartet zum Reformationsjubiläum eine Auseinandersetzung um die unterschiedlichen Deutungsgeschichten. "Wir wollen dankbar diese Pluralität annehmen", sagte Krüger. "Wer über Erinnerung redet, der redet zu allererst über seine Gegenwart."

Bund fördert Reformationsausstellung im Norden

Die Bundesregierung gab bekannt, dass weitere 7,6 Millionen Euro zur Vorbereitung des Reformationsjubiläums 2017 bewilligt worden seien. Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) teilte mit, dass weitere 21 Projekte im Rahmen der Lutherdekade eine Förderung erhalten. Profitieren soll davon unter anderen die geplante Ausstellung "Eine Region im Wandel - der Norden wird evangelisch", ein Gemeinschaftsprojekt des Pommerschen Landesmuseums mit den Schleswig-Holsteinischen Landesmuseen Schloss Gottorf.

Die Kulturstaatsministerin gibt nach eigenen Angaben bis 2017 insgesamt 42 Millionen Euro für Vorhaben rund um das 500. Reformationsjubiläum in drei Jahren aus. Weitere Förderbeispiele sind die Landesausstellung "Ritter, Bauern, Lutheraner. Süddeutschland um 1500" im bayerischen Coburg und eine Ausstellung im Landgrafenschloss Marburg zum Thema "Reformation und Bildung". Mit Unterstützung rechnen kann auch das Vorhaben "2017: Neu hinsehen! Ein katholischer Blick auf Luther" des Vereins Katholische Erwachsenenbildung im Land Sachsen-Anhalt in Magdeburg.

Quelle: epd