Bericht von der zweiten Sitzung des Jahres 2018 Pommerscher Kirchenkreisrat: Überlegungen zur Erforschung der Kirchengeschichte

23.02.2018 · Weitenhagen.

Der Kirchenkreisrat (KKR) des Pommerschen Evangelischen Kirchenkreises (PEK) hat sich erneut mit der Aufarbeitung der Geschichte der pommerschen Kirche beschäftigt. In der zweiten Sitzung des Jahres 2018 in Weitenhagen berichteten Oberkirchenrat Mathias Lenz, Leiter des Dezernats Theologie, Archiv und Publizistik der Nordkirche, und Pastor Dr. Thomas Schaack, Referent im Dezernat Theologie, Archiv und Publizistik der Nordkirche, den Ratsmitgliedern über den aktuellen Stand der Aufarbeitung. Beide gehören einer Anfang 2016 durch den Bischofsrat der Nordkirche beauftragen Arbeitsgruppe an. Durch den Beschluss der Synode des PEK zur Aufarbeitung der Geschichte der Pommerschen Evangelischen Kirche im Frühjahr 2017 sei das Thema in besonderer Weise in den Blick genommen worden, so Mathias Lenz.

Würdigung persönlicher Lebensgeschichten

Die Arbeitsgruppe hat bei der Aufarbeitung alle drei Vorgängerkirchen der Nordkirche im Blick. „Es gibt eine Gesamtverantwortung der Nordkirche“, sagte Mathias Lenz. Gleichrangig neben der wissenschaftlichen Forschung sollen die Würdigung individueller Lebensgeschichten sowie der seelsorgerliche Aspekt stehen. Als einen Blickwinkel der Aufarbeitung nannte Mathias Lenz beispielsweise die vielfältige Begegnungs- und Partnerschaftsarbeit zwischen Ost und West während der DDR-Zeit. Auch die Phase der Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit zwischen 1990 und 2012 soll betrachtet werden. Zudem sei geplant, die Vorgeschichte ab 1914 zu analysieren. Neben historischen Fragestellungen formulierte Mathias Lenz auch solche mit theologischem Kontext, die für die Aufarbeitung von Bedeutung sein sollen: Wie wurde der kirchliche Auftrag der Verkündigung wahrgenommen? Wie gestaltete sich das Spannungsverhältnis zwischen Kirche und Staat? Wie sieht das angemessene Handeln bezüglich Schuld und Wiedergutmachung aus? Was ist der richtige Umgang mit Aufdeckungen und Konflikten?

Interdisziplinärer Forschungsverbund geplant

Zur praktischen Umsetzung der Aufarbeitung gebe es Überlegungen, mit den theologischen Fakultäten der Universitäten Rostock, Greifswald, Hamburg und Kiel zu kooperieren sowie mit außeruniversitären Fachleuten, so Thomas Schaack. Vorstellbar sei eine Art Forschungsverbund, der sich interdisziplinär mit der Aufarbeitung der Kirchengeschichte befasse. „Es geht bei dieser Aufarbeitung nicht um Zuweisungen, sondern darum, dem historischen Geschehen, der Ambivalenz und den handelnden Personen möglichst gerecht zu werden. Es geht darum, die Lebensbedingungen und die besonderen Umstände zu zeigen, zu erklären und Forschungslücken zu schließen“, sagte Thomas Schaack vor dem Kirchenkreisrat. Dessen Mitglieder äußersten sich nach dem Bericht erfreut darüber, dass die Aufarbeitung bereits deutliche Konturen annimmt. Es sei deutlich geworden, dass sich Kirchenkreis und Nordkirche dauerhaft mit diesem Thema befassen. Die kirchengeschichtliche Aufarbeitung sei eine langwierige Aufgabe, die intensiv bearbeitet werden müsse. Einig waren sich die beiden Nordkirchenvertreter mit dem Kirchenkreisrat darin, dass die Ergebnisse der Aufarbeitung in Kirche und Gesellschaft hinausreichen sollen.

Darstellung mit Licht und Schatten

Der Kirchenkreisrat gab Mathias Lenz und Thomas Schaack zahlreiche Anregungen und Impulse für die Arbeitsgruppe mit auf den Weg. So wies der KKR beispielsweise auf die Bedeutung der Auswertung von Berichten lebender Zeitzeugen ebenso hin wie auf den Aspekt von Formen kirchlichen Versagens in Bezug auf Menschen, die in der DDR nicht in der Opposition, sondern integriert waren. „Wir wünschen uns eine Darstellung, in der Licht und Schatten deutlich werden und die in den großen Rahmen der Geschichte der Kirche in Norddeutschland eingebettet ist“, hieß es aus den Reihen des Kirchenkreisrats. Notwendig sei insbesondere eine Antwort auf die Frage, welche Mechanismen zu den wiederkehrenden Verfehlungen innerhalb der Kirche führen. Hier sei Ursachenforschung nötig, damit daraus gelernt werden könne und zukünftige Strukturen entsprechend gestaltet werden, so der Kirchenkreisrat.

Neues Messgerät für Dombibliothek

Unter einem weiteren Tagungsordnungspunkt der Sitzung ging es um einen Antrag der Kirchengemeinde St. Nikolai Greifswald, den die Gemeinde bezüglich der Anschaffung eines Messgeräts für die Kontrolle von Temperatur und Luftfeuchtigkeit in der Bibliothek des Geistlichen Ministeriums im Greifswalder Dom stellte. Das bisherige Gerät sei defekt und müsse ersetzt werden, so der Antrag. Der KKR beschloss, der Kirchengemeinde aus dem Fonds des PEK für historische Bibliotheken eine Zuwendung in Höhe von 115 Euro für den Kauf eines neuen Messgeräts zu bewilligen. Die bewilligte Summe entspricht 50 Prozent der Anschaffungskosten.

Mittel für Kirchen in Groß Mohrdorf und Starkow

Für zwei Bauvorhaben beschloss der Kirchenkreisrat jeweils Mittelbewilligungen im Rahmen von Verpflichtungsermächtigungen für das kommende Haushaltsjahr 2019. Für die Maßnahme „Sanierung Dachstuhl sowie Um- bzw. Neueindeckung Chordach und Notsicherung Turmdach“ an der Kirche Groß Mohrdorf beschloss der KKR, aus dem PEK-Fonds „Sonstige Kirchen“ 2019 Mittel in Höhe von 18.000 Euro zur Verfügung zu stellen. Für die Maßnahme „Instandsetzung und Sanierung Seitenschiffe, Sanierung Raum unter der Orgelempore für den Einbau eines touristischen Informationszentrums, Aufbau eines Dachreiters als Aussichtsplattform“ an der Kirche in Starkow beschloss der KKR, aus dem PEK-Fonds für Patronatskirchen 2019 Mittel in Höhe von 30.000 Euro zur Verfügung zu stellen. Die Zuwendungen dienen Notsicherungsmaßnahmen und der Sicherung von Eigenmittelanteilen im Rahmen der Bewilligung von Fördermitteln.

Außerdem befasste sich der KKR während der Sitzung unter anderem mit der Vorbereitung der Kirchenkreissynode am 10. März, mit einem Beschluss zur Verleihung des Ansgarkreuzes, mit kirchengemeindlichen Haushalten, mit Personalfragen, mit Finanzfragen, mit Gebäudenutzungsplänen sowie mit kirchenrechtlichen Themen. Die nächste Sitzung des Kirchenkreisrates findet am 6. März 2018 statt.

Quelle: PEK (sk)