Als Kirchengegner Honecker um Asyl bat In Anklam sprach Pastor Uwe Holmer über eine heftig umstrittene Zeit in seinem Pfarrhaus

Von Günter Manthei

Pastor Uwe Holmer

Foto: G. Manthei

06.04.2015 · Anklam.

Es war ein ungewöhnlicher Gast auf dem diesjährigen Frühlingstreffen der Ostpreußen im Bund der Vertriebenen (BdV) in Anklam: Geladen war Pastor Uwe Holmer, der 1990 den gestürzten DDR-Staatschef Erich Honecker und seine Frau Margot in seinem Pfarrhaus aufgenommen hatte. Über 600 Landsleute, die am 14. März zu dem stets gut besuchten Treffen in Anklam kamen, lauschten wie gebannt seinem Vortrag.

Zu Beginn der Veranstaltung hatte BdV-Chef Manfred Schukat an das Kriegsende vor fast 70 Jahren erinnert – an Flucht und Vertreibung in Folge der Nazi-Verbrechen. Und an die drei torpedierten deutschen Schiffe, die 1945 sanken, mit tausenden Flüchtlingen an Bord.

Flüchtlinge waren in gewisser Weise auch der 77-jährige Erich Honecker und seine Frau Margot, als sie 1990 eine sichere Bleibe suchten. Der gestürzte DDR-Staatschef galt wegen seiner Krebserkrankung als haftunfähig, war schnell aus der Untersuchungshaft in Ost-Berlin entlassen worden. Stets hatten die Honeckers auf eine Gesellschaft ohne Kirche gesetzt. Unter dem Dach der Hoffnungstaler Anstalten fanden sie nun Schutz vor befürchteter Lynchjustiz. Vom 30. Januar bis zum 3. April 1990 gab Pastor Uwe Holmer den Honeckers im Lobetaler Pfarrhaus Wohnung, Sicherheit und Nahrung.

Christen sollten Versöhnung leben

Innenpolitische Unruhen, Bedenken und Drohungen hätten diese Zeit begleitet, erzählte Holmer, der später ein Buch darüber geschrieben hat. Fast 3000 Briefe aus der Bevölkerung habe er damals erhalten, mit ganz unterschiedlichen Aussagen. Doch dann „dachten wir an das Außerordentliche der Stunde und an den Auftrag von uns Christen, Versöhnung zu leben“, schilderte der zehnfache Familienvater in Anklam. Mit dieser Argumentation sei es gelungen, die sich vor dem Pfarrhaus versammelnde Menge zu beruhigen und zum Abzug zu bewegen.

Im Anklamer Volkshaus hätte man eine Stecknadel fallen hören können, als Holmer von seinen vielen Gesprächen mit dem gestürzten SED-Generalsekretär berichtete. „Die Honeckers waren freundlich und dankbar“, sagte er. Auf politische Statements habe der Politiker stets die Antwort gegeben: „Nun gut, wenn Sie das so sehen.“ Auf geistliche Vorstellungen habe er nicht geantwortet.

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 14/2015