Im Haus Prillwitz werden leuchtende Krippenszenen gebastelt Chaos wird zu Transparent

Von Sophie Ludewig

Mit viel Freude leitet Eva-Maria Geyer (l.) ihre Kursteilnehmerinnen an.

Fotos: Sophie Ludewig

15.12.2019 · Prillwitz. Wenn die Tage kürzer werden, macht man es sich zu Hause mit einem schönen Licht gemütlich. Ob Herrnhuter Stern, Adventskranz oder die Pyramide aus dem Erzgebirge – in der dunklen Jahreszeit leuchten sie besonders schön. Das gilt auch für Transparentbilder mit weihnachtlichen Motiven, die vor eine Lampe gestellt werden. Wie man ein Weihnachtstransparent selbst basteln kann, zeigte ein Kurs in Prillwitz.

„Hammer! Das sieht total schick aus“, ruft Eva-Maria Geyer begeistert und hält das Transparentbild einer ihrer Kursteilnehmerinnen vor eine Lampe. „Seht ihr, die Mühe lohnt sich!“ Ja, es ist mühevoll, sich ein eigenes Weihnachtstransparent zu basteln. Bis man sich an der leuchtenden Krippenszene erfreuen kann, sind etliche Arbeitsschritte ständig zu wiederholen: das bunte Seidenpapier vorsichtig in kleine und große Stücke reißen, die Papierstücke für den 3 D-Effekt möglichst plastisch zusammenknüllen und mit Klebestift übereinanderschichten. Zwischendurch immer wieder kontrollieren, ob die Schichten auch in der richtigen Reihenfolge aufgeklebt wurden, und das Bild gegen das Licht halten, um zu sehen, ob sich die gewünschte Wirkung einstellt.

„Das hört sich erst mal nicht so schwer an“, sagt Solveig Fitschen, „aber das Material hat ein Eigenleben. Es lässt sich oft nicht so formen, wie man will, und da muss man dann manchmal die eigenen vorgefassten Vorstellungen sausen lassen, damit was Schönes entstehen kann.“ Ein guter Weg, sich den eigenen Kontrollzwang abzutrainieren, ergänzt sie lachend. Kursleiterin Eva-Maria Geyer stimmt ihr zu: „So frei Schnauze wird es eh immer am besten.“ Dass man durch die sich wiederholenden Arbeitsschritte in eine Art Flow-Zustand gerät, findet Silvia Trahms wunderbar: „Dabei kommt man mal so richtig runter.“

Heidrun Zabel ist begeistert, dass beim Papierschichten aus scheinbarem Chaos etwas Einzigartiges entsteht. „Wenn man sich die Bilder von der Rückseite aus anguckt, sieht das ja total wurschtelig aus. Aber von vorn ist es einfach wunderschön.“

Eva-Maria Geyer hat ihr erstes dreiteiliges Transparentbild vor rund dreißig Jahren angefertigt. „Das habe ich für die Heilpädagogischen Wohnheime in Weitin gemacht, wo ich damals arbeitete. Den Bewohnern hat es immer sehr gefallen, wenn es im Advent aufgestellt wurde – einer von ihnen nannte es anerkennend ‚Evas Triptychon‘, das hat mich sehr gefreut.“

Pfarrhaus Prillwitz wurde Freizeithaus

Jahrelang hat Eva-Maria Geyer selbst gebastelte Weihnachtstransparente an Freunde und Verwandte verschenkt. „Und irgendwann kam die Frage, ob ich nicht mal einen Bastelkurs dazu anbieten könnte. Da hab’ ich natürlich gleich Ja gesagt.“

Im Evangelischen Freizeit- und Bildungshaus in Prillwitz, das Eva-Maria Geyer seit 2013 leitet, sind die Transparent-Kurse sehr beliebt. „Ich denke, das liegt an diesem Laterna-Magica-Effekt, den die Bilder erzeugen. Das sieht in einem dunklen Raum wirklich bezaubernd aus“, meint die 57-Jährige. Sie selbst fühle sich beim Anblick eines Weihnachtstransparents in ihre Kindheit zurückversetzt. „Dieses Leuchten – damit verbinde ich viele Erinnerungen, zum Beispiel an Herrnhuter Sterne oder die Kerzen am Weihnachtsbaum.“

Im Haus Prillwitz kann man aber nicht nur basteln. Das ganze Jahr über finden Kurse und Seminare zu verschiedenen geistlichen Themen statt, die meisten davon in Zusammenarbeit mit den Kirchengemeinden Peckatel-Prillwitz und Rödlin-Warbende. Darüber hinaus dient das Haus in Trägerschaft der Diakonie als Unterkunft für zahlreiche kirchliche und nichtkirchliche Gruppen.

Das 300 Jahre alte Pfarrhaus wurde bereits seit den 1950er-Jahren als Rüstzeitheim genutzt. Wo es früher große Schlafsäle und Gemeinschaftsduschen gab, sind heute Zwei- bis Vier-Bett-Zimmer mit je eigenem Bad untergebracht, die Platz für insgesamt dreißig Personen bieten. Die gut ausgestattete Küche kann man zur Selbstversorgung nutzen. „Die Nachfrage ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen“, freut sich Eva-Maria Geyer. „Es hat sich wohl herumgesprochen, dass es hier schön ist.“

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 50/2019