"Gesundes Leben - gerechter Handel" Hörgeschädigte feiern Kirchentag in Wismar

Der Gebärdenchor "Singende Hände Rostock" gesteltete den Gottesdienst mit

Foto: ELKM

25.09.2016 · Wismar. Rund 250 hörgeschädigte Menschen aus der Nordkirche haben am Sonntag in Wismar ihren Kirchentag gefeiert. Dies sei eine wunderbare Gelegenheit, sich zu zeigen und auf Herausforderungen und Probleme aufmerksam zu machen, sagte Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit.

Der Greifswalder Bischof überbrachte in der Kirche St. Nikolai die Grüße der Landeskirche. Unter dem Motto "Gesundes Leben – was wir essen – gerechter Handel“ führte die gehörlose Theatergruppe aus Heide im Gottesdienst ein Predigtstück auf. Die Gebärdenchöre "Singende Hände Rostock" und "Hands & Soul Hamburg" trugen dazu Lieder in Gebärdensprache vor.

Bischof Abromeit erinnerte an die Hürden für Gehörlose und Schwerhörige im kirchlichen Alltag: „Leider sind die Barrieren in unserer Kirche oft hoch für Menschen mit einem Handicap. Für Schwerhörige kann es frustrierend sein, an Gottesdiensten teilzunehmen, in denen sie kaum etwas verstehen. Gehörlose, die sich in der Kirchengemeinde engagieren wollen, brauchen viel Mut und Kraft. Deshalb ist es gut, dass unsere Seelsorgerinnen und Seelsorger uns darauf aufmerksam machen, was wir verbessern können.“

Christian Eissing (Heide/Schleswig-Holstein) ist seit 14 Jahren Seelsorger für Gehörlose und Schwerhörige. „Die Schwerhörigkeit im Alter und auch bei jungen Leuten nimmt immer mehr zu“, erzählt er. „Darüber kläre ich Pastorinnen und Pastoren auf. Kirchengemeinden können mit einfachen Mitteln schwerhörigen Menschen ermöglichen, am Gottesdienst teilzunehmen. Mit Beamern kann man den Predigttext an die Wand projizieren. Induktionsschleifen sind eine große Hilfe für Träger von Hörgeräten, während Lautsprecher das Problem eher verschlimmern.“

Regelmäßig Gottesdienste für Gehörlose in der Nordkirche

In allen Kirchenkreisen werden regelmäßig Gottesdienste für Gehörlose angeboten. Susanne Leder (Ueckermünde), seit 2011 Gehörlosenseelsorgerin im Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis, erzählt: „Wenn wir einen Gottesdienst in Greifswald feiern, kommen Leute aus dem gesamten Umkreis bis Neustrelitz. Das sind nicht nur Menschen, die kirchlich gebunden sind. Die Gehörlosen freuen sich einfach, gemeinsam Gottesdienst zu feiern und sich beim Kaffeetrinken danach austauschen zu können.“
 
Die Kirchentage für Hörgeschädigte haben eine lange Tradition, wie Susanne Leder weiß: „Bereits zu DDR-Zeiten gab es über die Seelsorger einen regen Austausch zwischen den Gehörlosen der nordelbischen Kirche und Pommern und Mecklenburgern. Diese Kirchentage sind immer ein tolles Erlebnis für die Hörgeschädigten, weil sie erleben: Wir sind so viele!“
 
Acht Seelsorger kümmern sich in der Nordkirche um die Anliegen von Hörgeschädigten. Sie bieten Gebärdengottesdienste an, geben Religionsunterricht für gehörlose Kinder und sind innerhalb der Nordkirche Sprachrohr für die Anliegen von Gehörlosen und Schwerhörigen.

Nach einem gemeinsamen Mittagessen gab es eine gebärdengeführte Stadttour durch Wismar und eine Gewölbeführung für die Jugendlichen. An zahlreichen Ständen konnte man sich zu gerechtem Handel und gesunder Ernährung informieren. Der Kirchentag endete mit einem Reisesegen, an dem drei Gebärdenchöre beteiligt waren: Aus Rostock, Hamburg und Berlin.

Quelle: Bischofskanzlei Greifswald/kmv