Seit einem Jahr trägt Pasewalker Stiftung das Rüstzeitheim: ein Fazit Haus Kranich wieder im Höhenflug

Von Christine Senkbeil

Mit Schwung in 2016: Erwin Stöhlmacher und Sonja Maier starten neu durch mit dem alten Haus Kranich.

Foto: Christine Senkbeil

14.02.2016 · Zinnowitz. Die bangen Zeiten sind vorbei für Haus Kranich. Ein Jahr in neuer Trägerschaft brachte das Rüstzeitheim in gutes Fahrwasser.

„Damals drohte die Abrissbirne hier hereinzufahren“, sagt Sonja Maier, heutige Leiterin des Zinnowitzer Rüstzeitheimes „Haus Kranich“. Damals, das ist gar nicht so lange her. 2014. Die Pommersche Landeskirche war Träger des Hauses, später der Kirchenkreis. Große Investitionen für das in den 1980er Jahren gebaute Heim standen an. Der Kirchenleitung erschien es unsicher, ob das Geld je wieder herein käme. Über Abriss oder Verkauf hatte die Synode zu entscheiden, viele Emotionen waren im Spiel.

„Dabei hat das Haus immer schwarze Zahlen geschrieben“, sagt Sonja Maier, die damals bereits im Kuratorium für Haus Kranich war. Schließlich beschloss man, Grundstück mitsamt Haus zu verpachten. Doch Träger und Investor zu finden, möglichst aus kirchlich- diakonischem Bereich, erwies sich als schwierig. Ein Artikel in der Kirchenzeitung gab schließlich den Anlass dazu, dass sich die Geistliche Stiftung St. Georg und St. Spiritus Pasewalk für Kranich interessierte – in Person des Vorstandes Erwin Stöhlmacher. In seinem Urlaub las er den Artikel zum Fall. Er schloss Kontakt nach Zinnowitz. Vor einem Jahr kam alles unter Dach und Fach. Dank der sehr kooperativen Zusammenarbeit mit dem Kirchenkreis, wie Stöhlmacher betont. Seit 1. Januar 2015 ist diese älteste geistliche Stiftung Vorpommerns also Träger des Hauses Kranich.

„Es schließt sich ein Kreis“, sagt der Pasewalker. Denn 1240 sei die Stiftung in der Stadt von Kreuzrittern gegründet worden, die von ihren Kreuzzügen unliebsame Souvenirs wie die Lepra mitbrachten – und die Häuser deren Pflege weihten. Die Betreuung von Soldaten war also Anlass der Gründung. In 800-jähriger Tradition wurden seither Kranke, Alte, Bedürftige gepflegt. „Und hier kümmern wir uns jetzt auch wieder um Soldaten“, sagt Stöhlemacher.

Haus wird modernisiert

Im September 2015 übernahm Sonja Maier die Leitung, Petra Klatt wechselte zum Haus der Stille Weitenhagen. „2015 hatten wir zu tun, wieder stabile Buchungszahlen zu bekommen. 2014 waren viele Gäste verunsichert. Den Einbruch merkte man schon.“ Die Zimmer für 2016 sind fast ausgebucht. „Im Winter könnte es noch mehr sein“, sagt sie. Denn der Betrieb soll laufen, trotz Umbauten. Der Einbau einer neuen Heizungsanlage, Elektro- und Instandhaltungsarbeiten sind erfolgt. Die Zimmer werden in hellen Tönen gestrichen und modernisiert. Wobei sich bisher nie jemand über die Ausstattung beschwert hatte, sagt sie. Die neuen Betten sind bequem, die Preise noch gering. Und statt des Gemeinschaftsgerichtes beim Essen gibt es nun Auswahl am Buffett.

„So einem Haus muss man sich beim Umbau vorsichtig nähern“, sagt Stöhlmacher. „Es hat einen besonderen Charme, wie ein verträumtes Märchenschloss. Das macht es schwierig, zum Beispiel einen Fahrstuhl einzuordnen.“ Einen barrierefreien Erweiterungsbau wird es geben mit Tagungsräumen und Verbindung zum Altbau. Um die 60 Betten bleiben – auch, um die familiäre Atmosphäre zu erhalten.

„Das schätzen unsere Gäste. Fast alle fahren mit einer neuen Reservierung in der Tasche wieder nach Hause“, sagt Sonja Maier. Bundeswehrangehörige aus ganz Deutschland erholen sich hier, bringen Seelsorger mit und halten Seminare. Chöre verbringen hier Probewochenenden. Für Gemeinden des Pommerschen Kirchenkreises gibt es Sonderkonditionen. „Da wünschen wir uns noch mehr Gäste aus der Umgebung“, sagt Sonja Maier.

Die Stiftung bietet außerdem Seminare für Mitarbeiter der Diakonie an. „Auch für Mitarbeiter anderer Träger“, sagt er. Es sei wichtig, dass sich Diakonie als Arbeitgeber profiliert. So wie es wichtig sei, Häuser wie diese zu führen. Damit Kirchengruppen aller Art und jeden Alters noch in zehn Jahren sagen können: dort haben wir einen Ort. Und damit zu sehen ist, dass Kirche sich eben nicht aus allem zurückzieht.“

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 07/2016