Harald Tschirpke wird ehrenamtlicher Prediger in Semlow-Eixen Bischof Abromeit: "Er trägt dazu bei, Gottes Wort zu erden“

Von Annette Klinkhardt

Harald Tschirpke

Foto: A. Klinkhardt

25.05.2018 · Semlow-Eixen. Aus dem Beruf in die Berufung: Nach seinem Übergang in den Ruhestand wird Harald Tschirpke ehrenamtlicher Prediger in der Kirchengemeinde Semlow-Eixen. Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit beauftragt den 64-Jährigen am Sonntag (27. Mai) in der Eixener Kirche mit dem Amt des Prädikanten. Die Stralsunder Pröpstin Helga Ruch führt ihn in den Dienst in der Gemeinde Semlow-Eixen ein.

Drei Jahre hat die Ausbildung gedauert, die er zusammen mit 20 Männern und Frauen aus der gesamten Nordkirche absolviert hat. Als Prädikant bereitet Harald Tschirpke selbstständig Gottesdienste vor und predigt. Der Greifswalder Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit sieht im Dienst des Prädikanten für die Ortsgemeinden eine große Bereicherung: „Leben ist so vielfältig und das Evangelium trifft auf völlig unterschiedliche Biographien. Wenn Männer und Frauen aus weltlichen Berufen hier das Wort ergreifen, so bedeutet das auf jeden Fall eine Erweiterung des Erfahrungshorizonts, der auf der Kanzel zur Sprache kommt. Ich freue mich, dass Harald Tschirpke nun im Gemeindebereich Semlow-Eixen tätig sein wird. Er wird dazu beitragen, Gottes Wort zu erden.“

„Die Kirche und mein Glaube haben in meinem Leben von Anfang an immer dazugehört“, erzählt Harald Tschirpke. 1953 in Hamm in Westfalen geboren, hat er zunächst Radio- und Fernsehtechnik gelernt und war Elektro-Meister. 1987 wechselte er zur Diakonie in Hamm, wo er sein handwerkliches und pädagogisches Talent verbinden konnte. 25 Jahre kümmerte er sich in einer Suchtberatung der Diakonie darum, dass Alkoholiker und Drogenabhängige nach einem Entzug zur Arbeit gingen. „Das waren Alkoholiker, die stationär entzogen haben, aber auch Junkies, die an der Nadel hingen und zunehmend auch junge Leute, die Ecstasy oder Crystal nahmen. Ich habe zwischen ihnen und unseren Sozialwerkstätten vermittelt. Meine Tätigkeit war eine Mischung aus Seelsorge und Verwaltung“, erzählt Tschirpke. „Jeder Mensch verdient eine neue Chance und keiner darf verloren gehen.“

"Gott hat mir viel geschenkt"

Bald schon engagierte er sich auch für die Belange seiner Kolleginnen und Kollegen in der Mitarbeitervertretung, also der kirchlichen Vertretung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Fast 20 Jahre war er neben seiner Aufgabe in der Suchthilfe in der Gesamt-Mitarbeitervertretung der Diakonie für Nordrhein-Westfalen aktiv. Zum Übergang in den Ruhestand ist er mit seiner Frau nach Behrenwalde nahe Semlow gezogen. Als passionierter Jäger fühlt er sich dort sehr wohl. „Ich habe es im Leben leicht gehabt, vieles ist mir in den Schoß gefallen. Gott hat mir viel geschenkt, und da wollte ich etwas zurückgeben“, begründet er sein ehrenamtliches Engagement.

Die 300 Unterrichtsstunden der berufsbegleitenden Ausbildung zum Prädikanten finden vorwiegend im Pastoralkolleg der Nordkirche in Ratzeburg statt. Es werden Kenntnisse der Bibel vermittelt, aber auch praktisches Wissen wie das Singen der Liturgie. Auch das Verwalten der Sakramente wurde in der Ausbildung vermittelt. Tschirpke erzählt: „Wir bekamen beispielsweise ein gewickeltes Handtuch als Baby auf den Arm und haben so gelernt, zu taufen.“ Die Kursteilnehmer fahren jeweils zu den Abschlussgottesdiensten ihrer Kolleginnen und Kollegen. „Ich war inzwischen bei zehn Gottesdiensten überall in der Nordkirche dabei. Einmal bin ich bis an die dänische Grenze hochgefahren“, erzählt Harald Tschirpke.

"Sprecht mit Gott darüber"

Seit Anfang letzten Jahres hält er durchschnittlich alle zwei Monate einen Gottesdienst in den vier Kirchen der Gemeinde Semlow-Eixen. Die Predigten bereitet er sorgfältig und mit Freude vor. Wichtiges Thema für ihn ist das Gebet: „Ich sage den Leuten gerne: Wenn ihr Probleme habt, sprecht mit Gott darüber, er wird euch helfen. Betet für die Menschen in eurem Umfeld, die krank sind oder denen es schlecht geht. Und lobt und preist Gott.“ Er spricht gerne vor vielen Menschen, erzählt er. „Ich habe mich inzwischen auch daran gewöhnt, vor der Gemeinde das Kyrie zu singen. Das, wovor ich am meisten Angst habe, ist, dass ich über den Saum meines Talars stolpere, wenn ich auf die Kanzel gehe“, lacht er. 

Quelle: Bischofskanzlei Greifswald