100.000 Euro für Evangelisches Schulzentrum Greifswalder Martinschule gewinnt Deutschen Schulpreis 2018 für Inklusionskonzept

Das Evangelische Schulzentrum Martinschule in Greifswald wurde in Berlin für sein Inklusionskonzept mit dem Deutschen Schulpreis 2018 ausgezeichnet.

Foto: Max Lautenschläger

14.05.2018 · Berlin/Greifswald. Das Evangelische Schulzentrum Martinschule in Greifswald ist für sein Inklusionskonzept mit dem mit 100.000 Euro dotierten Deutschen Schulpreis 2018 ausgezeichnet worden. Die Ehrung der Robert Bosch Stiftung und der Heidehof Stiftung nahm Schuldirektor Benjamin Skladny am Montag von Bundesbildungsministerin Anja Karliczek in Berlin entgegen. Bischof Abromeit und Oberbürgermeister Fassbinder gratulierten zum Sieg.

Die Jury würdigte den unbedingten Willen des Kollegiums der Greifswalder Martinschule, das "Anderssein" der Kinder und Jugendlichen zu akzeptieren und wertzuschätzen. Fast die Hälfte der 550 Schüler hat sonderpädagogischen Förderbedarf. Dieser Wert liege weit über dem mecklenburg-vorpommerischen Landesdurchschnitt von knapp elf Prozent für das Schuljahr 2015/16, hieß es. Jeder Schüler verlasse die Martinschule mit einem Abschluss. Für Jugendliche mit Handicap, die anderswo häufig kein Zeugnis erhielten, gebe es einen schulinternen "Abschluss".

Der Greifswalder Bischof Hans-Jürgen Abromeit sagte, er freue sich "riesig mit der Martinschule, dass sie für ihr außerordentliches Engagement mit dem Deutschen Schulpreis ausgezeichnet worden ist". Das reformpädagogische Konzept gelte schon lange als beispielhaft. In den vergangenen Jahren hätten die Pädagogen unter großem Einsatz sowie unter Mitwirkung der Eltern und Schüler eine großartige Schule aufgebaut, in der Inklusion wirklich gelebt werde. Abromeit gehört zum Verwaltungsrat der Johanna-Odebrecht-Stiftung, der Trägerin der Martinschule.

Oberbürgermeister Stefan Fassbinder (Grüne) sagte, die Ehrung bestätige, dass in der Martinschule eine herausragende Arbeit geleistet werde. Inklusion könne tatsächlich gut gestaltet und gelebt werden, wenn Ideen, Kraft, Engagement und Begeisterung gebündelt würden. Das Wirken der Pädagogen sei beispielgebend. "Ich bin stolz, dass wir dieses Schulzentrum in unserer Stadt haben."

Inklusion sei anstrengend, aber sie lohne sich, sagte Michael Schratz, Sprecher der Jury des Deutschen Schulpreises. Die Martinschule in der Greifswalder Plattenbausiedlung Schönwalde beweise mit ihrem außergewöhnlichen Inklusionsmodell, dass alle Kinder und Jugendlichen erfolgreich unter einem Dach lernen könnten. Dabei nehme sich die Bildungseinrichtung auch der schwierigen Fälle an, bei denen es durchaus körperlich zugehen könne.

An der Martinschule lernen Kinder bis zur siebten Klasse mit den selben Lehrkräften in einer kleinen Stammgruppe. Bis zur neunten Klasse wird auf Ziffernnoten verzichtet. Daneben profitieren die Jugendlichen vom jahrgangsübergreifenden Lernkonzept, das sie auf einen möglichst autonomen Lebensalltag und eine berufliche Integration vorbereitet. In der Schülerfirma "Häppchen & Co" lernen sie den Umgang mit Geld und Lebensmitteln, im Projekt "Wohnungstraining" wird in einer angemieteten Wohnung für die eigene Selbstständigkeit geübt.

Quelle: epd/kmv