Reichspogromnacht vor 83 Jahren Pogromgedenken in Mecklenburg-Vorpommern

08.11.2021 · Schwerin. In mehreren Orten in Mecklenburg-Vorpommern wird an die jüdischen Opfer der Reichspogromnacht vor 83 Jahren erinnert.

Unter dem Motto „Mensch - Wer bist du?“ wird am Dienstag (9. November, 18 Uhr) zu einer Gedenkstunde auf den Schweriner Schlachtermarkt eingeladen. Dabei soll mit Landesrabbiner Yuriy Kadnykov und der Jüdischen Gemeinde Schwerin ein Zeichen gegen die Verharmlosung der NS-Verbrechen und gegen antisemitische Vorurteile gesetzt werden, wie der Arbeitskreis „9. November 1938“ mitteilte.

 

In der Schweriner Paulskirche soll am selben Tag um 19 Uhr ein Schülerprojekt zu verfemter Musik erstmals öffentlich aufgeführt werden. Unter dem Titel „Zurück in die gemeinsame Zukunft“ hatte der Heimatverband MV mit Musikern des Goethe-Gymnasiums und einem Historiker das Projekt realisiert. Erklingen sollen sowohl Werke bekannter Komponisten wie Felix Mendelssohn Bartholdy und Louis Lewandowski als auch Stücke selten gespielter jüdischer Tonschöpfer aus MV. Der Historiker Christoph Wunnicke wird über die Geschichte der jüdischen Gemeinde Schwerin informieren, die vor 83 Jahren vorübergehend zerstört wurde.

 

In Greifswald laden die Evangelische Studierendengemeinde und der Arbeitskreis Kirche und Judentum am Dienstag um 13 Uhr zu einer Andacht an der Gedenktafel am Ort des ehemaligen Betsaales der Jüdischen Gemeinde in der Mühlenstraße 10 ein. Gemeinsam mit der Stadt ist um 17 Uhr im Rathaus eine Vortrags- und Gesprächsveranstaltung mit dem polnisch-deutschen Dokumentarfilmer Michael Majerski geplant. Er wird unveröffentlichtes Filmmaterial präsentieren, in dem Zeitzeugen und pommersche Juden zu Wort kommen.

 

Das offizielle Gedenken in Neubrandenburg ist am Dienstag um 14 Uhr auf dem Synagogenplatz in der Poststraße vorgesehen. Im Anschluss wird auf dem Marktplatz ein Erinnerungszeichen zur Bücherverbrennung 1933 enthüllt. Die Enthüllung wird durch die Lesung „Verbrannte Literatur“ von Thomas Schleissing-Niggemann um 15.30 Uhr im Stadtarchiv begleitet.

 

Die Hochschule Stralsund eröffnet am Dienstag eine Ausstellung über jüdische Kaufmannsfamilien in Stralsund. Auf dem Jüdischen Friedhof in Güstrow (Neukruger Straße) ist am Dienstag um 16 Uhr die traditionelle Andacht geplant. Bereits am Sonnabend (6. November) gab es in Waren (Müritz) einen geführten Rundgang zu Stolpersteinen für NS-Opfer.

 

In Rostock wird am Mittwoch (10. November, 9.30 Uhr) zu einer Andacht mit anschließendem Spaziergang zur Stele in der Augustenstraße 101 eingeladen. Treffpunkt ist am ehemaligen jüdischen Friedhof im Lindenpark. Die Rostocker Synagoge brannte in den Morgenstunden des 10. November 1938. Auf dem Grundstück steht heute ein Einkaufsmarkt. Lediglich der 1988 errichtete Gedenkstein erinnert an den Synagogenstandort.

 

In der Reichspogromnacht vom 9. auf 10. November 1938 gab es vom NS-Regime organisierte Gewalt gegen Juden im gesamten Deutschen Reich. Dabei wurden etwa 400 Menschen ermordet oder in den Selbstmord getrieben. Über 1.400 Synagogen, Betstuben und Versammlungsräume sowie Tausende Geschäfte, Wohnungen und jüdische Friedhöfe wurden zerstört. Anschließend wurden 30.000 Juden in Konzentrationslagern inhaftiert, von denen Hunderte ermordet wurden oder an den Haftfolgen starben.

Quelle: epd