Fördermittelzusage für Greifswalder Marienkirche Rettung für die „Dicke Marie“

Pastorin Ulrike Streckenbach erläutert Eckhardt Rehberg (2. v. re.), Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit und Egbert Liskow (links) die Besonderheiten der hölzernen Kanzel in der Greifswalder Marienkirche.

Foto: PEK/S. Kühl

22.01.2016 · Greifswald.

Am Mittwochabend (20. Januar) besuchten der Bundestagsabgeordnete Eckhardt Rehberg und der Landtagsabgeordnete Egbert Liskow die Greifswalder St.-Marien-Kirche. Anlass für den Besuch war eine Fördermittelzusage von Bund und Land. Mit diesen Fördergeldern können die Mittel für die Sanierung des Dachstuhls über dem Hauptschiff und der Annenkapelle aufgestockt werden, so dass die 2014 begonnene Baumaßnahme zu Ende geführt und die von den Greifswaldern auch „Dicke Marie“ genannte Marienkirche gerettet werden kann.

Dachbalken sind rund 700 Jahre alt

Die Dachkonstruktion der Marienkirche ist hinsichtlich ihres Alters und ihrer Größe eine architektonische Besonderheit. Dendrochronologische Untersuchungen haben ergeben, dass die Dachbalken aus der Bauzeit der Kirche im 14. Jahrhundert stammen. Die gesamte Dachsanierung kostet rund 1,3 Millionen Euro. Bisher wurden 745.000 Euro verbaut. Für die Reparatur der Schäden am Dachstuhl wurden nun noch einmal 615.000 Euro nötig. Dank der Förderung von Bund und Land, die jeweils ein Drittel dieser Summe übernehmen, kann der Dachstuhl in Gänze gerettet werden. Die Arbeiten sollen im August abgeschlossen sein. Zum Aufbringen des Eigenanteils ist die Kirchengemeinde weiterhin für Spenden dankbar.

Geschichte ist hier mit Händen zu greifen

In der Marienkirche wurden Eckhardt Rehberg und Egbert Liskow vom Greifswalder Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit, dem Demminer Propst Gerd Panknin, Pastorin Dr. Ulrike Streckenbach, Pastor Dr. Bernd Magedanz, Architekt Ulf-Gernot Kirmis sowie von Mitgliedern der Kirchengemeinde und des Fördervereins begrüßt. „Die Geschichte der Stadt Greifswald ist in der Marienkirche mit Händen zu greifen“, sagte Hans-Jürgen Abromeit und betonte die kunstgeschichtliche Bedeutung der Marienkirche. Bezüglich der Sanierung hob der Bischof die gute Zusammenarbeit zwischen Land, Bund, Kommune und Kirche hervor.

Einladender Ort voller Lebendigkeit

Gerd Panknin bezeichnete die Kirchen der Stadt als unverzichtbar für die Greifswalder Silhouette. „Als Kirche der größten Gemeinde der Stadt ist die Marienkirche ein Ort voller Lebendigkeit und das Zentrum einer Kirchengemeinde, die in Bewegung ist, in der viel passiert und die das Leben in der Stadt aktiv mitgestaltet“, so der Propst. Die Marienkirche sei ein offener, einladender Ort, in der alle Menschen willkommen seien. Eckhardt Rehberg nannte die Marienkirche einen Kunstschatz und sicherte dem Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis angesichts der Mammutaufgabe des Erhalts der rund 460 überwiegend denkmalgeschützten Kirchen und Kapellen im Kirchenkreis auch für die Zukunft sein Engagement zu.  

Ausmaß der Zerstörungen bei Sanierungsarbeiten festgestellt

„Wie massiv die Schäden des Dachstuhls sind, hat sich erst während der Sanierungsarbeiten herausgestellt, daher waren die Kosten zunächst niedriger angesetzt worden“, erklärte Pastorin Ulrike Streckenbach den Bedarf an der zusätzlichen Förderung. Zwar sei bekannt gewesen, dass der Dachstuhl durch Pilze und Insektenbefall stark beschädigt ist, das ganze Ausmaß konnte aber erst während der Baumaßnahme festgestellt werden. „Zuvor war die gigantische Dachstuhlkonstruktion nur an wenigen Stellen zugänglich. Erst als dann für die Sanierungsarbeiten im Inneren Gerüste aufgestellt wurden, wurde der ganze Umfang der Zerstörung offensichtlich“, so die Pastorin. „Außerdem spielt auch die Art des Schadens eine Rolle. Pilze und Insekten haben das Holzinnere befallen. Diese sogenannte Kernfäule ist von außen nicht sichtbar und wird erst deutlich, wenn die Handwerker am Holz arbeiten.“

Dachrekonstruktion ist Voraussetzung für „große Baumaßnahme“

Wie Architekt Ulf-Gernot Kirmis erläuterte, seien ohne ein funktionierendes Dach alle anderen Sanierungsmaßnahmen zwecklos. Die Rekonstruktion des Dachstuhls sei daher Grundvoraussetzung für die „große Baumaßnahme“, bei der die Kirche für 2,8 Millionen Euro in Dach und Fach umfassend saniert wird. „Wir sind heilfroh und dankbar, dass die Finanzierung nun gesichert ist“, so Ulf-Gernot Kirmis. Ulrike Streckenbach dankte allen, die sich für die Sanierung der Kirche einsetzen. „Um die Fördermittel einzuwerben, war viel Überzeugungsarbeit nötig. Ehrenamtliche und Hauptamtliche in der Greifswalder Mariengemeinde haben viel Kraft und Energie investiert. Dem Einsatz zahlreicher Menschen, die sich persönlich engagiert haben, ist der Erfolg zu verdanken“, so Ulrike Streckenbach.

Quelle: PEK (sk)