Film über den Landesrabbiner von MV William Wolff: Ein Gentleman vor dem Herrn

Von Marion Wulf-Nixdorf

Landesrabbiner William Wolff

Foto: Manuela Koska

19.02.2017 · Greifswald. William Wolff wurde am Montag (13. Februar) 90 Jahre alt. 2002, in einem Alter, in dem andere längst in Rente sind, übernahm er das Amt des Landesrabbiners für MV. Die Regisseurin Britta Wauer hat den allseits hoch verehrten Rabbi drei Jahre mit der Kamera begleiten dürfen. Der 90-minütige Film von 2015 wird als Abschluss der Ausstellung „Abraham war Optimist“ in Greifswald gezeigt.

Am 23. Februar endet in Greifswald im Alfried Krupp Wissenschaftskolleg in der Martin- Luther-Straße 4 die Foto-Ausstellung von Manuela Koska „Abraham war Optimist“ über Landesrabbiner William Wolff und seine Gemeinde. Um 18 Uhr wird zu einer Führung durch die Ausstellung eingeladen. Um 19.30 Uhr wird im Pommerschen Landesmuseum im Rahmen der Veranstaltungsreihe „nordoststreifen“ der Dokumentarfilm „Rabbi Wolff – Ein Gentleman vor dem Herrn“ gezeigt.

Ein Gentleman im Cut – so sieht man den Rabbi mit einer Freundin beim Pferderennen in Ascot. Denn das ist eine Leidenschaft von ihm, die man ihm gar nicht zutraut: Pferdewetten. Rabbi Wolff hat der Regisseurin Britta Wauer Türen geöffnet: Sie durfte mit zu Verwandtenbesuchen nach Jerusalem in Israel, zur Fastenkur nach Bad Pyrmont, in sein Zuhause in der Nähe von London. Zuhause, so sagte er einmal, sei dort, wo seine Bücher seien. Und die gibt es in dem kleinen Haus nahe der Themse überall.

Alle zwei Wochen von London nach MV

Alle zwei Wochen machte er sich von 2002 bis 2015 mit dem Flugzeug von London nach Hamburg und dann per Zug nach Schwerin auf. Meist mit Plastetüten in der Hand und Zeitungen unterm Arm. In Mecklenburg feierte er mit den jüdischen Gemeinden in Schwerin, Rostock und Wismar Gottesdienste. Im hohen Alter lernte er noch Russisch, um in engeren Kontakt mit seinen Gemeindegliedern, die fast alle nach der Wende aus Russland nach Deutschland kamen, treten zu können.

William Wolff wurde 1927 in Berlin geboren. Als er sechs Jahre alt war, floh die jüdische Familie nach Amsterdam, von dort aus sechs Jahre später nach London. Aus Wilhelm wurde William.

Wolff wurde Journalist beim „Daily Mirror“, begleitete Staatsgrößen in alle Welt. Mit über 50 erfüllte er sich einen Kindheitswunsch und ließ sich zum Rabbiner ausbilden. 2002 wurde er in MV Landesrabbiner. Er ließ sich gern einladen, referierte in Schulen und Kirchen, führte in die Welt des Judentums, war und ist überall gern gesehener Gast. William Wolff spricht über Glauben und Sinnsuche voller Witz und Charme, so dass jeder seine eigenen Weltanschauung reflektieren kann. Möge sein großer Wunsch zum 90. Geburtstag in Erfüllung gehen: Dass er geistig fit bleibt.

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 07/2017


Info

Beginn im Pommerschen Landesmuseum: 23. Februar | 18 Uhr - Führung durch die Ausstellung, 19.30 Uhr - Dokumentarfilm „Rabbi Wolff – Ein Gentleman vor dem Herrn“

Britta Wauer, William Wolff und Professor Dr. Roland Rosenstock von der Uni Greifswald stehen nach der Filmvorführung zum Gespräch bereit.