Bündnis "United 4 Rescue" Evangelische Kirche sammelt Spenden für Mittelmeer-Rettungsschiff

03.12.2019 · Hamburg. Mit der Unterstützung für ein Flüchtlingsschiff setzt die evangelische Kirche deutlich ein politisches Signal. Der EKD-Ratsvorsitzende Bedford-Strohm sieht in seiner Kirche wachsende Zustimmung zu dem Projekt.

Mit Beteiligung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat das Bündnis "United 4 Rescue" am Dienstag die Spendensammlung für ein Seenotrettungsschiff gestartet, das Flüchtlinge im Mittelmeer aufnehmen soll. Es sei "ein Bekenntnis zur Mitmenschlichkeit", sagte Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, Ratsvorsitzender der EKD, in Hamburg. Die Kirche dürfe nicht nur reden, sondern müsse auch handeln. Unter dem Hashtag #WirschickeneinSchiff werden Spenden auch online gesammelt.

Als mögliches Seenotrettungsschiff komme das Kieler Forschungsschiff "Poseidon" infrage, sagte Michael Schwickart von Seawatch. Das Schiff des Geomar Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung werde in einem Gebotsverfahren am 30. Januar verkauft. Ob das Bündnis den Zuschlag erhalte, sei aber noch ungewiss. Schwickart rechnet mit Kosten von rund einer Million Euro. Ostern 2020 könnte das Schiff seinen Einsatz starten.

Eigner des Schiffes soll die Seenotrettungsorganisation "Seawatch" werden, kündigte Bedford-Strohm an. Innerhalb der evangelischen Kirche erwarte er keinen größeren Widerstand gegen das Projekt. Je länger die Diskussion anhalte, desto mehr Konsens beobachte er. Das Engagement für Flüchtlinge sei ein zusätzliche Einsatz, der nicht auf Kosten der Entwicklungshilfe gehen dürfe.

Aufruf zu Sonderkollekte

Die Evangelische Kirche im Rheinland unterstützt das geplante Rettungsschiff im Mittelmeer mit 100.000 Euro. Präses Manfred Rekowski rief am Dienstag in Düsseldorf die Kirchengemeinden zu einer Sonderkollekte für das Vorhaben auf.

"United 4 Rescue - Gemeinsam Retten!" ist ein Bündnis von rund 40 Partnern aus Kirchen, Kommunen, Vereinen und Initiativen. Es kritisiert die Kriminalisierung der Seenotrettung und fordert faire Asylverfahren. Der Trägerverein wurde Mitte November gegründet. Das Projekt ist nach Angaben des Vereins auf mindestens drei Jahre angelegt.

Ein Schiff zur Seenotrettung sei ein Beitrag, dem Sterben auf dem Mittelmeer ein Ende zu bereiten, betonte Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne). Sie verwies darauf, dass Hamburg als "Sicherer Hafen" Flüchtlinge aus Seenot aufnehmen würde. Die Stadt dürfe dies allerdings nicht ohne Zustimmung des Bundesinnenministeriums tun. Es sei bislang nicht gelungen, auf EU-Ebene eine wirkungsvolle Seenotrettung zu gründen.

Deutliche Botschaft an die EU

Für den Bürgermeister von Palermo, Leoluca Orlando, ist das Schiff eine deutliche Botschaft an die Europäische Union. Man müsse Sorge um die Flüchtlinge auf dem Mittelmeer haben - und nicht Angst vor ihnen.

Im September hatte die EKD bekanntgegeben, dass sie zusammen mit einem Verein "Seawatch" beauftragen möchte, ein Schiff ins Mittelmeer zu schicken. Der Beschluss geht auf eine Initiative des evangelischen Kirchentags im Juni zurück.

Während der Pressekonferenz in Hamburg wurde ein Livestream zum Seenotrettungsschiff "Alan Kurdi" (Hamburg) auf dem Mittelmeer geschaltet. Das Schiff kann weder in Italien noch auf Malta anlanden. 61 Flüchtlinge befinden sich nach Angaben einer Sprecherin an Bord, darunter 21 Minderjährige. Der gesundheitliche Zustand der Flüchtlinge sei schlecht: "Die kippen uns hier reihenweise um."

Quelle: epd