"Wir bleiben regional verankert" Evangelische Bank wird 50 Jahre alt

14.12.2019 · Kiel/Kassel.

Still und leise feiert die Evangelische Bank (EB) in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen. Die in ihrer jetzigen Form aus der Fusion der Evangelischen Kreditgenossenschaft (EKK) Kassel und der Evangelischen Darlehnsgenossenschaft (EDG) Kiel 2014 entstandene Bank sei sich ihres Jubiläums durchaus bewusst, sagte der Vorstandsvorsitzende Thomas Katzenmayer dem Evangelischen Pressedienst (epd). Aber angesichts der aktuellen Neuausrichtung der EB und des laufenden Bauvorhabens am Kasseler Ständeplatz für den neuen Hauptstandort sei beschlossen worden, den Blick auf die große Einweihungsfeier im Herbst kommenden Jahres zu richten.

Die Gründungsurkunde der damaligen Evangelischen Kreditgenossenschaft Kassel wurde am 4. Dezember 1969 von Vertretern der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck unterzeichnet, der Betrieb 1970 in einem kleinen Raum aufgenommen. Lange Zeit konnten nur kirchliche und diakonische Institutionen sowie hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Konten bei der Bank eröffnen. Die erste Bilanzsumme lag bei 57 Millionen D-Mark, gerechnet hatte man mit 20 Millionen - schon damals ein erster Erfolg. In 2018 betrug diese Summe stolze 7,7 Milliarden Euro.

Schon bald weitete die Bank ihre Geschäftstätigkeit durch die Eröffnung von Filialen in mehreren deutschen Städten kontinuierlich aus. Schon 1995 konnte die Bank über das BTX-System online erreicht werden, 1999 war sie auch im Internet zu finden. 2005 ging die EKK dann mit der Nürnberger Acredobank zusammen.

Obwohl es meist positive Schlagzeilen waren, die das Erscheinungsbild der Bank prägten, geriet das Institut 2007 in die Kritik. 2006 war der damalige Vorstandsvorsitzende Bernd Jacob zurückgetreten. In der Mitgliederversammlung 2007 wurde ihm eine "Verletzung der Dienstverpflichtungen" vorgeworfen. Da sich der materielle Schaden jedoch in Grenzen hielt und eine strafrechtliche Verfolgung nicht in Frage kam, wurde Jacob damals dennoch Entlastung erteilt.

Seit Thomas Katzenmayer 2011 zum Vorstandsvorsitzenden ernannt wurde, ist die Bank aus solchen Schlagzeilen heraus. Zu schaffen machen Katzenmayer allerdings Digitalisierung, Nullzinspolitik und das sich ändernde Kundenverhalten. Die damit einhergehende Zentralisierung der Dienstleistungen machte einen Abbau von Arbeitsplätzen erforderlich. Zwischen 2017 und 2021 sollen rund 100 Stellen sozialverträglich abgebaut werden, zum großen Teil über das Modell der Altersteilzeit.


Thomas Katzenmayer im InterviewDrei Fragen an den Vorstandsvorsitzenden der Evangelischen Bank


Was unterscheidet die EB eigentlich von anderen Banken?

Katzenmayer: Die Evangelische Bank zeichnet sich durch ihr Spezial-Know-how für Kirche, Diakonie, Gesundheits- und Sozialwirtschaft aus. Sie ist für ihre Kunden ein starker strategischer Partner mit fünf Jahrzehnte währender Stabilität und Erfahrung. Der EB-Konzern ist heute breit aufgestellt und bietet Service aus einer Hand. Uns leiten christliche Werte und wir leisten unseren Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung - in Zeiten des Klimawandels ist das dringlicher denn je. Das spiegelt sich vor allem in unserem ganzheitlichen Nachhaltigkeitsmanagement wider, indem wir als die führende Nachhaltigkeitsbank sozial-ethische, ökologische und ökonomische Verantwortung übernehmen.

Die Digitalisierung schreitet voran. Wird die EB demnächst zu einer reinen Online-Bank?

Katzenmayer: Nein, im institutionellen Kundengeschäft bleiben wir regional verankert stets in der Nähe unserer Kunden. Auch im Privatkundengeschäft bleiben geschulte Mitarbeiter für spezielle Beratungswünsche über unsere Telefon-Hotline verlässlich und persönlich ansprechbar. Aber das Kundenverhalten wandelt sich rasant. Daher bieten wir natürlich auch professionelle, zielgruppengerechte digitale Lösungen auf Höhe der Zeit an, etwa unsere EB-Banking App.

Guthaben auf dem Sparbuch bringen kaum noch Zinsen. Wie können ihre Kunden Geld überhaupt noch gewinnbringend anlegen?


Katzenmayer: Die Niedrigzinspolitik der EZB ist eine Herausforderung für die Finanzbranche wie für die Kunden. Im Trend liegt Fondssparen, das sinnvollerweise klar nachhaltig ausgerichtet werden kann, zum Beispiel zur Finanzierung der Energiewende. Je nach Anlageuniversum und Risikobereitschaft können hier attraktive Renditen erzielt werden. Die EB bietet für ihre institutionellen wie privaten Kunden diverse chancenreiche, nachhaltige Lösungen an.

Quelle: epd