Negativzinsen und Digitalisierung Evangelische Bank baut rund 100 Stellen ab

29.03.2017 · Kassel/Kiel.

Die Evangelische Bank (EB) mit Hauptsitzen in Kassel und Kiel will bis 2021 rund 100 Stellen abbauen. Wie der Vorstandsvorsitzende Thomas Katzenmayer am Dienstag in Kassel mitteilte, sei für die Betroffenen ein umfangreicher Sozialplan in enger Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat in Arbeit. So könnten theoretisch 85 Beschäftigte in Altersteilzeit gehen, sagte Katzenmayer. Grund des Stellenabbaus sei die Umstellung der Bank auf die Digitalisierung sowie schwierige Rahmenbedingungen, die der Bank zu schaffen machten.

In Kiel gibt es nach Angaben eines Banksprechers derzeit 130 Mitarbeiter. Bis zu 15 Stellen könnten im Privatkundenbereich in den nächsten fünf Jahren abgebaut oder umgewandelt werden, sagte er.

Nach den Worten von Katzenmayer sei vor allem die anhaltende Negativzinsphase für die Bank belastend. Da sie die 0,4 Prozent Negativzinsen nicht an ihre Kunden weitergebe, entstünden hier jährlich Kosten von rund zwei Millionen Euro. Auch die zunehmenden Regularien behinderten das Geschäft. "Das ist eine toxische Konstellation", sagte Katzenmayer. Hinzu komme, dass sich das Kundenverhalten durch die Digitalisierung deutlich geändert habe.

Trotz der widrigen Umstände sei das Jahr 2016 für die Bank erfolgreich gewesen, sagte Katzenmayer. Die Bilanzsumme habe leicht auf 7,1 Milliarden Euro zugelegt, der Jahresüberschuss sei ebenfalls leicht auf 10,1 Millionen Euro gestiegen. Ziel der Bank sei es, das gewinnbringende Kreditgeschäft weiter auszubauen.

Im Rahmen der Umstellung auf die Erfordernisse des digitalen Zeitalters werde in Kassel eine Direktbank innerhalb der EB entstehen, erläuterte Katzenmayer. Diese werde sich vor allem um das Privatkundengeschäft kümmern, das zentralisiert werden soll. Die regionale Nähe für die institutionellen Kunden durch die Filialen bleibe für die Bank weiterhin wichtig, allerdings werde es hier weniger Personal geben. Derzeit betreut die EB neben ihren 19.000 institutionellen Kunden auch rund 72.000 Privatkunden an 14 Standorten.

Bei der Evangelischen Bank arbeiten derzeit rund 486 Beschäftigte, mehr als die Hälfte davon in Kassel. Sie teilen sich 358 Vollzeit- und 114 Teilzeitstellen. Hinzu kommen noch 16 Auszubildende. Die Evangelische Bank ist ein genossenschaftlich organisiertes Kreditinstitut und wirkt im kirchlich-diakonischen und sozialen Bereich. Sie ging 2014 aus einem Zusammenschluss der Evangelischen Kreditgenossenschaft in Kassel und der Evangelischen Darlehnsgenossenschaft in Kiel hervor.

Quelle: epd