Vorbereitungen zu „500 Jahre Reformation“ laufen auf Hochtouren Es luthert gewaltig

Von Tilman Baier

Mitspieler gesucht: Lars Maué (li) und Roger Thomas wollen in Wismar die Reformationzeit wieder aufl eben lassen.

Foto: privat

18.09.2016 · Schwerin. Immerhin zehn Jahre „Lutherdekade“ hatte sich die Evangelische Kirche in Deutschland verordnet, um angemessen und gut vorbereitet ins Gedenkjahr „500 Jahre Reformation“ zu gehen. Es hatte eine Zeit gedauert, bis dieses Vorhaben auch in den Gemeinden angekommen war. Doch nun luthert es überall im Land.

Wer die Oper „Ritter, Tod und Teufel“ über die Reformation im Klützer Winkel noch sehen will, muss sich beeilen. Nach dem Erfolg in den Kirchen von Gressow, Lübeck St- Petri, Klütz, Schönberg und im Ratzeburger Dom (wir berichteten) wird sie vorerst nur noch am Sonntag, 18. September, ab 19.30 Uhr in St. Georgen zu Wismar aufgeführt. Doch schon kommt aus Wismar der nächste Aufruf, sich an einem groß angelegten Schauspiel zur Reformationsgeschichte zu beteiligen. Nikolai-Pastor Roger Thomas und der Regisseur Lars Maué wollen am 23. September 2017 als Höhepunkt eines Festwochenendes an stadtgeschichtlich wichtigen Orten Szenen aus dieser Zeit nachspielen. Gesucht werden 60 Laien-Darsteller für dieses Theaterprojekt mit dem Titel „Freiheit und Glaube“ und handwerklich Begabte. Auch in Rostock wird an einem Theaterprojekt unter dem Titel „Slüters Wiederkehr“ gefeilt, das an den Rostocker Reformator erinnert. Bereits die Urauffürung erlebte in Altholstein das Stück „Martin Luther in Bordesholm“.

Theaterspiel scheint damit ein probates Mittel zu sein, sich dem Ereignis Reformation zu nähern. Bereits vor zwei Jahren hatten im Hamburger Westen 2100 Viertklässler in ihrem Unterricht das 90-Minuten-Stationen- Stück „Auf den Spuren Martin Luthers“ eingeübt und in 18 Kirchen aufgeführt. Auch das Gadebuscher Gymnasium arbeitet an einem Lutherstück. Ein anderes, nordkirchenweites Angebot für Kinder, sich spielerisch dem Anliegen und der Geschichte der Reformation zu nähern, sind die „Reformationsschatzkisten“ für evangelische Kitas. Die Nachfrage seit der Vorstellung vor einem Jahr ist so groß, dass immer wieder nachproduziert werden muss, war aus der Arbeitsstelle der Nordkirche für das Reformationsgedenken zu hören.

Theater, Ausstellungen und Mitmachprojekte

Über etliche Vorhaben in der Nordkirche in Vorbereitung des 500. Jahrestages des Thesenanschlags von Martin Luther in Wittenberg haben wir als Kirchenzeitung in den letzten Monaten berichtet – trotzdem ist es schon erstaunlich, welche Vielfalt allein die uns bisher bekannten Projekte bieten. So touren zur Zeit mehrere Wanderausstellungen zu unterschiedlichen, bisher wenig beleuchteten Facetten der Reformationsgeschichte durchs Land: So zeigt die Ausstellung „Frauen schreiben Reformationsgeschichte“ 18 Frauenbiografien aus fünf Jahrhunderten. Das problematische Verhältnis Luthers zu den Juden ist Thema einer weiteren Ausstellung. Da das Interesse an dem Thema in den Gemeinden so groß ist, gibt es bereits eine Kopie. Ebenfalls unterwegs durch die Nordkirche ist „Leben nach Luther – eine Kulturgeschichte des evangelischen Pfarrhauses“. Während eine Ausstellung zur Reformation in Hamburg bereits wieder abgebaut ist, wird noch an einer kulturhistorischen Doppelausstellung zu dieser Zeit unter dem Titel „Luther im Norden“ in Schloss Gottdorf, Schleswig, und im Pommerschen Landesmuseum in Greifswald getüftelt.

Beim Jugendgeschichtswettbewerb „Zeitsprünge“ in MV sind in Kooperation mit der Nordkirche dieses Jahr auch Forschungsprojekte dabei, in denen Jugendliche sich damit auseinandersetzen, was ihnen 500 Jahre Reformation bedeuten. Präsentiert werden diese am 18. November im Schweriner Schloss. Zur Nachahmung empfohlen ist ein Projekt des Kirchenkreises Plön-Segeberg: Hier wird eine zwei Meter hohe Thesentür in Anlehnung an die Schlosskirchentür zu Wittenberg von Gemeinde zu Gemeinde weitergereicht. Kirchenbesucher können ihre Ideen für eine „zeitgemäße Reformation“ anheften. Die Thesen werden am Reformationstag 2017 vorgestellt.

Anregen lassen kann man sich auch noch bis Oktober von den Ergebnissen der Aktion „Artist in Parish“ (Künstler in der Gemeinde) zum Thema „Luther und das Magnifikat“ in Eixen bei Damgarten, Mölln bei Stavenhagen und Gadebusch. Vieles ist auch anderswo in Vorbereitung. Lassen Sie uns in der Redaktion wissen, wenn Ihre Gemeinde, Kommune oder Schule Besonderes zum Reformationsgedenken plant.

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 38/2016