Trauer und Gedenken Einstige Grabkapelle soll Urnenhaus werden

15.02.2018 · Kirch Stück.

Die ehemalige Evers'sche Grabkapelle auf dem Friedhofspark von Kirch Stück (bei Schwerin) soll umgewidmet und zu einer oberirdischen Aufbewahrungsstätte (Kolumbarium) für Urnen hergerichtet werden. Der wohl über 100 Jahre alte Backsteinbau ist inzwischen ins Eigentum der evangelischen Kirchengemeinde Alt Meteln-Cramon-Groß Trebbow übergegangen und soll für fast 91.200 Euro saniert werden, wie der Förderverein der Kirche zu Kirch Stück mitteilte. Derzeit werde noch auf die Finanzierungszusagen unter anderem vom Land und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz gewartet. Der Förderverein will 3.000 Euro beisteuern.

Das Konzept der Kirchengemeinde sieht vor, an der Nord- und Südseite des Gebäudes Urnenschränke einzubauen. Der Andachtsraum soll schlicht ausgestaltet werden. An der Wand über dem vorhandenen gemauerten Altar an der Ostseite soll ein schlichtes Kreuz hängen. Besucher sollen Teelichter anzünden sowie in einem Buch auf einem Schreibpult ihre Gedanken niederschreiben können.

Das Gebäude soll allerdings verschlossen bleiben und eventuell durch transparente Elemente in der Eingangstür von außen einsichtig gemacht werden. Die Angehörigen der Bestatteten werden einen Schlüssel erhalten und können im Kolumbarium Andacht halten.

Die Trauernden werden den genauen Standort der Urne ihres verstorbenen Angehörigen in der Friedhofskapelle kennen, heißt es in dem Konzept. "Trauer verlangt nach Orten und Räumen des Gedenkens." Deshalb bleibe das Innehalten und Gedenken ein wichtiges Element in der Trauerarbeit von Menschen wie auch in anderen Krisenmomenten des Lebens.

Viele Menschen würden bedauern, dass Kirchen aus organisatorischen und technischen Gründen gerade in ländlichen Regionen nicht mehr dauerhaft offen stehen können, heißt es. Mit der ehemaligen Grabkapelle der Familie Evers solle es künftig eine solche Möglichkeit des Innehaltens in einem christlich geprägten Raum geben.

Der Landwirt Hinrich Ernst Evers (1836 bis 1904) hatte 1868 die großherzogliche Domäne Klein Medewege in einer Art von Erbpacht übernommen. Medewege gehörte damals zum Einzugsbereich der Kirche zu Kirch Stück. Wahrscheinlich gegen Ende des 19. Jahrhunderts baute die Familie die Grabkapelle nordöstlich der Kirche. Nur Hinrich Ernst Evers und seine Ehefrau Johanna wurden in der Kapelle beigesetzt. In den Wirren des Jahres 1945 wurden die Särge aus der Kapelle entfernt und die sterblichen Überreste neben dem Gebäude vergraben. Seither wird die Kapelle nicht mehr genutzt.

Geplant ist außerdem, auf der Wiese hinter der Kapelle einen Rastplatz mit Bänken und einem Tisch zu errichten, "der auch außerhalb des Kolumbariums zum Verweilen einlädt", heißt es im Konzept der Kirchengemeinde. Die Kirche St. Georg werde nicht zu einer offenen Kirche werden. Die gotische Dorfkirche in Kirch Stück war zwischen 2012 und 2017 in mehreren Bauabschnitten für 880.000 Euro behindertengerecht restauriert und zu einem kirchlichen Plattdeutsch-Zentrum ausgebaut worden.

Quelle: epd